Jugendhilfeplanung in Lörrach Weil die Jugend mittlerweile anders tickt als im Jahr 2005

Marco Fraune
Die Jugend 2025 hat eine andere Lebensrealität als noch die Jugend im Jahr 2005. Foto: Pixabay

Die städtische Jugendhilfeplanung wird aktuell überarbeitet. In den vergangenen 20 Jahren hat sich eine Menge getan, was berücksichtigt werden soll.

Angela Merkel wurde erstmals zur Kanzlerin gewählt und erstmals nach 482 Jahren wurde mit Benedikt XVI. wieder ein Deutscher Papst. Seit dem Jahr 2005 hat sich nicht nur in Berlin und Rom einiges getan, sondern auch die Jugend 2025 hat im Dreiländereck eine andere Lebensrealität als noch vor zwei Jahrzehnten. Die derzeit noch gültige Fassung der Jugendhilfeplanung aus dem Jahr 2005 soll daher in einem mehrstufigen Verfahren aktualisiert werden, wie im Hauptausschuss von Fachbereichsleiterin Ilona Oswald dargelegt wurde. „Die alte Planung muss dringend überarbeitet werden.“

Lörrach Modellkommune

Dabei nutzt die Stadt in den Bereichen Offene und Mobile Jugendarbeit erstmals die Langzeitstrategie „Communities That Care“ (CTC). Lörrach geht nach einem Votum des Gemeinderats aus dem Jahr 2023 diesen Weg, als Modellkommune die Strategie zu nutzen. Oswald: „Wir sind schon auf einem guten Weg.“

Dabei verwies sie auf eine Ende des vergangenen Jahres in weiterführenden Schulen erfolgte Befragung, an der insgesamt 1033 Jugendliche teilgenommen haben, womit die Ergebnisse „einigermaßen repräsentativ“ seien. Ab Montag, 24. März, erfolgt bis zum 13. April auch eine Online-Befragung von „Steakholdern“, also von Eltern, Fachkräften aus den Bereichen Kinder- und Jugendhilfe sowie an Schulen und von ehrenamtlich Engagierten in der Kinder- und Jugendarbeit sowie an Schulen. Die Umfrageergebnisse sollen in die Bedarfsanalyse und die Entwicklung passgenauer Maßnahmen einfließen, heißt es von Seiten der Verwaltung.

OB mit Erwartungen

Damit folgen auf die Bestandsaufnahme von bestehenden Angeboten eine Bedarfsermittlung und danach eine Maßnahmenplanung für die konkrete Entwicklung von Handlungsstrategien. „Ziel ist es, auf Basis der Antworten auf den verschiedenen Befragungen, bedarfsgerechte Rahmenbedingungen zu schaffen, die Kindern und Jugendlichen in der Stadt ein sicheres und gesundes Aufwachsen ermöglichen“, lässt sich Oberbürgermeister Jörg Lutz in einer Medienmitteilung zu dem Hauptausschuss-Tagesordnungspunkt zitierten. „Die Aktualisierung der Jugendhilfeplanung ist entscheidend, um den sich verändernden Bedürfnissen von Kindern, Jugendlichen und Familien in Lörrach gerecht zu werden.“ Sie ermögliche, bestehende Angebote zu überprüfen, weiterzuentwickeln und gezielt an neue gesellschaftliche Herausforderungen anzupassen.

Das sagt die Politik

Auch im Ausschuss gab es Unterstützung. Fraktionsübergreifend wurde die Sinnhaftigkeit der Überarbeitung der Jugendhilfeplanung gesehen. Margarete Kurfeß (Grüne) ist froh, dass Lörrach durch das Modellkommune-Dasein eine ganz neue Form der Jugendhilfeplanung ermöglicht wird – auch wenn der CTC-Prozess zu Beginn geharzt habe. „Wir können gespannt sein, was rauskommt.“ Ähnlich äußerte sich Ulrike Krämer (CDU). Weil die Stadtverwaltung plant, die finalen Umsetzungsideen erst im Herbst dem Rat zur Entscheidung vorzulegen, habe sie aber „Bauchschmerzen“. Denn die Ergebnisse sollten Eingang in Maßnahmen finden, die in den Haushaltsberatungen Berücksichtigung finden müssten. Eine Priorisierung sei zudem wichtig, unterstrich Thomas Böhringer (SPD), der angesichts der 20 Jahre auch die Notwendigkeit einer veränderten Planung sieht. „Es ist Zeit für die Neuauflage, da sich der Bedarf mit Sicherheit verändert hat“, meinte auch Silke Herzog (FW).

„Communities That Care“

CTC,
auf Deutsch „Gemeinden, die sich kümmern“, ist eine präventive Langzeitstrategie, um in Kommunen die Rahmenbedienungen für ein sicheres und gesundes Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen zu verbessern. Der in den USA entwickelte Ansatz wird schon seit über einem Jahrzehnt erfolgreich in vielen Kommunen in Niedersachsen umgesetzt und seit kurzem auch in den anderen Bundesländern adaptiert. Um CTC strukturell landesweit umzusetzen, testet die Gemeinsame Zentralstelle Kommunale Kriminalprävention Baden-Württemberg aktuell CTC in Form eines Pilotprojekts in Modellkommunen. Der Landkreis Lörrach hat sich als Träger der öffentlichen Jugendhilfe erfolgreich als Modellkommune beworben und die Stadt Lörrach beteiligt sich an dem Projekt. CTC würde als langfristige Strategie dauerhaft die Kinder- und Jugendarbeit sowie Kriminalpräventionsarbeit in Lörrach begleiten.

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