Wüst wurde immer wieder als potenzieller Anwärter auf die Kanzlerkandidatur der Union gehandelt. Auch er selbst machte dieses Bewusstsein deutlich. "Wer das große Land Nordrhein-Westfalen regiert, muss auch bereit sein, für unsere ganzen Nation Verantwortung zu übernehmen. Das gilt auch für mich. Anders gesagt, man sollte niemals nie nie sagen", so Wüst, bevor er seinen Verzicht erklärte.
Wüst dringt auf Geschlossenheit
Ihn freue und ermutige der Zuspruch an seiner Person. "Es lässt mich nicht unberührt, wenn viele Mitstreiter und Mitglieder aus verschiedenen Landesverbänden unserer Partei mich ermutigen, noch stärker in der Bundespolitik mitzugestalten", so Wüst. Daher habe er für sich abgewogen und schlussendlich entschieden, dass für einen Erfolg der CDU vor allem die Geschlossenheit wichtig sei.
"Die Lehre aus 2021 ist, dass es für den gemeinsamen Wahlerfolg eine Grundvoraussetzung gibt: Die Geschlossenheit der CDU und der Union insgesamt", sagte Wüst.
Im Bundestagswahlkampf 2021 hatte Söder sich mit dem damaligen CDU-Chef Armin Laschet ein hartes Ringen um die Kanzlerkandidatur geliefert, in dem er zwar unterlag, aber danach keine Ruhe gab; am Ende verlor die Union die Bundestagswahl. Kanzler wurde schließlich Olaf Scholz (SPD).
Wüst stets in Nebenrolle
Eine erneute Kanzlerschaft von Scholz will Wüst unbedingt verhindern. Angesichts des "Niedergangs der Ampelparteien" müsse die Union wieder mehr Menschen erreichen. "Ich bin ganz bei Friedrich Merz, wenn er von einem Potenzial der Union von 35 Prozent spricht", sagte Wüst. Diese Wahl sei wichtiger als viele Wahlen in der Vergangenheit. "Wir haben alle Chancen, die CDU, die gesamte Union zur alten Stärke zurückzuführen", so Wüst.
In der Diskussion über die K-Frage spielte Wüst stets eine Nebenrolle hinter den Hauptdarstellern Merz und Söder. Das zeigte sich auch in den Umfragewerten. Auf die Frage, mit wem die Union die größten Chancen bei der nächsten Bundestagswahl hätte, stimmten im ZDF-Politbarometer Anfang September 29 Prozent für Söder, 23 Prozent für Merz und nur 20 Prozent für Wüst. Unter den Unionsanhängern war die Reihenfolge gleich: 32 Prozent für Söder, 31 Prozent für Merz und 25 Prozent für Wüst.