Kandern 100 Jahre alte Weihnachtsgrüße

Alexandra Günzschel

Lokalgeschichte: Post von Kandern nach Basel / Junge Frau aus Malsburg-Marzell beliebte Adressatin

Ganz tot zu kriegen ist sie nicht – die gute alte Postkarte. Allen sozialen Medienkanälen zum Trotz: Noch heute wird millionenfach zum Kartengruß gegriffen, wenn man Freunden oder Verwandten eine Freude bereiten will – gerade auch zu Weihnachten.

Von Alexandra Günzschel

Kandern/Malsburg. Dass sich die Zeiten geändert haben, merkt man vor allem an den Motiven. Unsere Fotos zeigen Weihnachtsgrüße, wie sie vor ungefähr 100 Jahren beliebt waren. In diesem Fall gingen sie an eine junge Frau aus Malsburg-Marzell, die – wie viele zu dieser Zeit – in Basel vermutlich als Dienstmädchen arbeitete. „Dort verdienten die jungen Frauen gut. Oft brachten sie Schweizer Schokolade mit nach Hause“, berichtet Rainer Scheer, aus dessen Fundus die Postkarten stammen.

Ganz genau weiß er nicht mehr, woher seine Weihnachtsgrußkarten aus den 1920er-Jahren stammen, vermutlich aber aus einem Album, dass er als an Lokalgeschichte interessierter Bürger irgendwann einmal geschenkt bekommen hat.

Beliebt waren seinerzeit jedenfalls Kindermotive, wie unserer Beispiele zeigen. Sehr gerne habe man zudem auf die Farbe Gold zurückgegriffen, sagt Scheer.

Die Postkarte, in den Anfangsjahren hieß sie noch „Correspondenzkarte“, trat in Deutschland einen regelrechten Siegeszug an, nachdem sie 1870 im Gebiet des Norddeutschen Bundes eingeführt wurde. Bereits am ersten Verkaufstag, dem 25. Juni 1870, wurden allein in Berlin 45 468 Stück verkauft. Ab 1878 konnten Karten in die meisten Länder der Erde verschickt werden.

Die von uns gezeigten Ansichtskarten mussten lediglich die Grenze zur nahe gelegenen Schweiz nach Kleinhüningen passieren. Mutmaßliche Verehrer wollen von der jungen Frau vom Wälder wissen, wann sie an Weihnachten nach Hause kommt und ob man sich mal wieder treffen könne. „Hoffentlich können wir auch mal wieder lustig sein, gell, wie im letzten Jahr“, heißt es beispielsweise auf einer der Karten. „Warum so schweigsam?“, fragt eine Freundin vorwurfsvoll auf einer anderen Ansichtskarte. Die Mutter beschränkt sich auf einen kurzen Gruß.

Ob das eine oder andere Treffen zustandekam? Wir wissen es nicht.

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