Kandern Alles andere als eine Einheitsschule

Alexandra Günzschel

Schulbesuch: GEW-Vorsitzende in Kandern. Forderung nach mehr Unterstützung wurde laut.

Kandern - Mit Doro Moritz, Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Baden-Württemberg, hatte die August-Macke-Schule (AMS) gestern einen besonderen Gast. Aus diesem Anlass kamen die Schulleitung, Gewerkschaftsvertreter und Lehrkräfte, die Vorsitzenden des Elternbeirats und der Bürgermeister zu einem Austausch über das Konzept der Gemeinschaftsschule zusammen.

Dabei erwies sich Doro Moritz als glühende Befürworterin der in Baden-Württemberg noch recht neuen Schulart, die immer noch mit vielen Vorurteilen zu kämpfen hat. Die Gemeinschaftsschule sei das Gegenteil von einer Einheitsschule. Denn hier werde jeder Schüler auf seinem Leistungsniveau abgeholt und durch individuelle Gespräche gefördert. Auch lernten die Schüler in engem Austausch voneinander, sagte Moritz. Von Vorteil fand sie außerdem die drei Leistungsniveaus, die in Abhängigkeit des Schulfachs beim selben Schüler unterschiedlich ausfallen können, aber auch den Umstand, dass in der vierten Klasse noch keine Festlegung auf einen Abschluss erfolgen muss.

Dieses Jahr gab es Moritz zufolge die ersten Absolventen an Gemeinschaftsschulen im Land, und es sei erstaunlich, wie gut sie im Vergleich abgeschnitten hätten.

Statt Noten ausführliche Beschreibungen

Dass es bis zur Abschlussklasse keine Noten gibt, hielten Carolin Geling, Elternbeiratsvorsitzende, und ihr Stellvertreter Markus Strittmatter für keinen Nachteil. Dafür gebe es in den Zeugnissen ausführliche Beschreibungen, aus denen viel besser ersichtlich werde, wo ein Schüler gerade stehe. Grundsätzlich gilt jedoch, dass auf Antrag der Eltern auch Schulnoten vergeben werden.

Die AMS wird im kommenden Jahr die ersten 14 Gemeinschaftsschüler verabschieden. Sie streben den Hauptschulabschluss an und werden die Schule gemeinsam mit den letzten regulären Realschülern verlassen. Ab dann ist die AMS eine reine Gemeinschaftsschule.

Durch Ganztagsbetrieb und Inklusion gefordert

Moritz würde sich mehr Unterstützung für diesen neuen Schultyp von Seiten des Kultusministeriums wünschen, zumal die Gemeinschaftsschulen mit Ganztagsbetrieb und Inklusion zusätzlich belastet seien. Viele Lernberichte und die individuelle Betreuung der Schüler brauchten Zeit, stimmte ihr Anja Hanke, GEW-Vorsitzende im Kreis Lörrach, zu.

Ursula Ganzke, Rektorin an der AMS, würde sich vor allem mehr Wertschätzung wünschen. Als Leiterin einer Gemeinschaftsschule fühle sie sich oft in eine Rechtfertigungsrolle gedrängt.

Viel Lob gab es für die Unterstützung der Schule von Seiten der Stadt. Bürgermeister Christian Renkert erwähnte, dass er schon als Gemeinderat in Schliengen Erfahrungen mit dem Aufbau einer Ganztagsschule machen konnte, bevor er das Bürgermeisteramt in Kandern übernahm.

Über den alles andere als einfachen Weg der AMS zur Gemeinschaftsschule berichtete Ursula Ganzke den Gästen. Im bundesweiten Vergleich könne sich die Schule aber sehen lassen, so die stolze Rektorin. Auch hätten elf Kollegen eine Lerncoachausbildung absolviert.

Die Rektorin referierte auch über die vielen erfolgreichen Projekte und Angebote für die rund 300 Schüler. Unterstützung bekam sie dabei von den Schülern selbst bei einem Besuch der Delegation in der Klasse 7a von Heidi Leyk. Thema war unter anderem die Wochenplanung, bei der mit jedem Schüler individuelle Ziele festgelegt werden, die dieser dann selbstständig erledigt. Auch skeptische Eltern konnten von diesem Konzept überzeugt werden. Offenbar funktioniert es gut.

Selbstständiges Lernen hat sich bewährt

Schließlich durften auch die Schüler Fragen stellen und Wünsche äußern. „Es ist ja bald Weihnachten“, scherzte Renkert. Auf der Wunschliste standen bessere Lautsprecher für Durchsagen, eine neue Musikanlage für die Sporthalle, eine Überdachung für die Tischtennisplatte sowie auch schon für Siebtklässler die Möglichkeit, mal alleine in die Stadt zu gehen.

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