Kandern Altes bewahren und Neues ergänzen

Zoë Schäuble

Architektur: Umbau eines historischen Wollbacher Wohnhauses mit Auszeichnung durch den BDA geehrt

Kandern-Wollbach -  Von außen sieht man dem 250 Jahre alten historischen Wollbacher Haus sein von Grund auf verändertes Innenleben kaum an. Nur wer genauer hinschaut, kann durch den verglasten Torbogen einen Blick auf das moderne Innere erhaschen. Dass der Blick aber lohnt, hat unlängst der Bund Deutscher Architekten (BDA) erkannt und die Bauherren sowie den Architekten für ihr Bauprojekt mit der Hugo-Häring-Auszeichnung geehrt.

Innenarchitektin und Bauherrin Anne-Sophie Hollenwäger hat das Potenzial des denkmalwürdigen Hauses, das direkt neben der Dorfkirche und dem ehemaligen Milchhüsli in der Wollbacher Ortsmitte steht, sofort erkannt. „Eigentlich war es kein schönes Haus. Besonders der ehemals überdachte Innenhof war ein dunkles Loch.“ Früher sei im Hof direkt neben dem ehemaligen Eingang sogar ein Plumpsklo gestanden, blickt Bauherr Horst Hollenwäger auf die lange Geschichte des Gebäudes zurück.

Potenzial erkennen

Fantasie habe man gebraucht, um den Charme des ehemaligen Schulhauses, das zwischenzeitlich ein Ladengeschäft beherbergte, Rathaus und Poststation war, auszumachen. Einem anspruchsvollen Bauprojekt haben sich die beiden in Zusammenarbeit mit dem Lörracher Architekten Christoph Geisel angenommen. 2016 erwarben sie das aus dem Jahr 1761 stammende Gebäude. „Zwei Jahre hat es gedauert, alle Umbauten vorzunehmen“, erinnert sich die Bauherrin.

Dass die äußere Erscheinung erhalten bleiben soll, darüber waren sich das Ehepaar und Geisel schnell einig. Der Architekt erklärt: „Das Haus ist zwar nicht denkmalgeschützt und man hätte abreißen und neu bauen können.“ Allerdings, und das war bei der Konzeption allen bewusst: „Ein Gebäude, dass sich so natürlich, gelassen und unverändert in die Umgebung einfügt, hätten wir nicht neu erschaffen können.“ Deshalb wurden nur behutsame Eingriffe in der Fassade vorgenommen und der Torbogen im Eingangsbereich wieder ergänzt.

Die innere Struktur aus Holz und das Dach wurden vollständig entkernt. „Das Holz, das wir im Inneren des Hauses vorgefunden haben, wurde künstlerisch weiterverwertet“, berichtet der Architekt. Auf einem eigenen Fundament wurde ein Betonkern eingebaut, der das neue Treppenhaus sowie einen offenen Kamin im unteren Wohnbereich verbindet.

Der Beton fungiert zugleich als Stütze für das neu aufgesetzte Dach und stabilisiert die Bruchsteinwände. Seitlich entlang der Treppe eingelassene Schlitze ermöglichen der warmen Luft aus dem Kamin ihren Weg nach oben durch das gesamte Haus. „Die Betonwände speichern die Wärme ebenfalls“, beschreibt Geisel.

Geschickt eingesetzte gestalterische Elemente im Innenbereich spiegeln die Vorzüge des historischen Bauwerks wider. „Die weißen Fließen aus Marokko, die im Ergeschoss verlegt sind, sind uneben und teilweise gebrochen“, erläutert Horst Hollenwäger. Genau dieses Imperfekte, Ungleichmäßige füge sich gut ein und schaffe die Verbindung zwischen alt und neu.

Viel Kunst, auch private Erinnerungsstücke, Fotografien, Mitbringsel von Reisen, eine kleine Bibliothek, moderne Möbel, aber auch alte Ledersessel sind wesentliche Gestaltungselemente des Wohnraums. Als ungewöhnlich empfunden wird wohl der private Wohnbereich unter dem Dach. „Normalerweise liegt das Wohnzimmer im Erdgeschoss – hier wird es, je weiter man nach oben gelangt, immer privater“, so der Architekt.

Innen und außen verbinden

Die Symbiose aus alt und neu, den bedachten Umbau und die dezente Gestaltung würdigte Frank Hovenbitzer, Vorsitzender des BDA Hochrhein am Dienstag bei der Verleihung der Hugo-Häring-Auszeichnung. Mit der Auszeichnung ihres Projekts qualifizieren sich das Ehepaar Hollenwäger und Architekt Geisel für die Verleihung des gleichnamigen Landespreises, der unter den Preisträgern in einem zweiten Schritt auf Landesebene verliehen wird.

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading