Kandern Auf der Scheideck gescheitert

Weiler Zeitung

Geschichte: Die Republik musste noch warten: Friedrich Hecker und die Revolution

Laute Böllerschüsse und drängende Rufe nach Freiheit – so mancher Fahrradfahrer, der sich gestern Nachmittag bei herrlichem Sonnenschein zum Parkplatz Scheideck hinaufquälte, wird sich ein wenig erschrocken haben. Denn dort wurde die Badische Revolution nachgespielt.

Von Alexandra Günzschel

Kandern. Anlass war das verlorene Gefecht von Friedrich Hecker und seiner Freischar auf der Scheideck gestern auf den Tag genau vor 170 Jahren. Dass man seiner Revolutionsversuche noch heute gedenkt, zeigt vor allem auch, wie sehr Hecker seiner Zeit voraus war.

Nach dem ersten Böllerschießen machte sich gestern eine im Wald versteckte, mit Mistgabeln und Sensen bewaffnete Gruppe lautstark bemerkbar. „Nieder mit der Feudalherrschaft“ forderten sie unter anderem. Schnell stellte sich heraus, dass es sich dabei um den Hecker-Singchor Schopfheim mit Unterstützung der Hecker-Gruppe Singen unter der Leitung von Roland Kroell handelte. Gekonnt unterhielten die als Freischärler verkleideten Sänger mit revolutionärem Liedgut, während die Klettgau-Kanoniere eine Salve nach der anderen abfeuerten und dabei viel Krach und Rauch produzierten.

Hier also endete vor genau 170 Jahren Heckers Traum von einer freien Republik. Aus seinem geplanten Revolutionszug nach Karlsruhe, dem sich Tausende anschließen sollten, wurde nichts mehr. Immer stärker wurden die Revolutionäre von den herannahenden Bundestruppen eingekreist. „Wegen der Französischen Revolution hatten die Mächtigen eine Höllenangst. Deshalb wurde jede Demokratiebewegung gleich im Keim erstickt“, erklärte dazu Kroell zwischen zwei historischen Liedern.

Eine Gedenkansprache hielt der Lörracher Historiker Hubert Bernnat. Für Hecker habe es keine Alternative zu einer Republik gegeben, machte er klar. Und Republik, das habe seinerzeit noch eindeutig für Demokratie gestanden. Hecker wollte keine Kompromisse mit den Monarchen, die ihre Vormachtstellung mit Gewalt und Unterdrückung zu verteidigen suchten. Viele seiner Forderungen, auch in sozialer Hinsicht, seien aus heutiger Sicht von „banaler Selbstverständlichkeit“, so der Historiker. „Ich will die Freiheit, die ganze Freiheit für alle“, wird Hecker zitiert.

Doch auch wenn der revolutionäre Funke durchaus nach Baden übersprang, am Ende schlossen sich ihm weniger Anhänger an, als Hecker gehofft hatte. Auf der Scheideck, wohin sich die Freischärler zurückgezogen hatten, stand der Heckerzug schließlich einer Übermacht von 2200 Bundessoldaten gegenüber, die ausgeruht mit der Eisenbahn gekommen seien, wie Bernnat berichtet. „Das Gefecht dauerte kaum eine Stunde. Heckers Anhänger mussten fliehen und die erste Erhebung des Volkes in Baden war somit gescheitert.“ Dennoch, so Bernnat, könne man stolz sein auf das Erbe, dass die Revolutionäre uns hinterlassen haben. Er sagte dies auch mit Blick auf die aktuellen politischen Verhältnisse in der Welt.

Hinweis: In Zusammenarbeit mit Roland Kroell beginnt im Herbst eine Veranstaltungsreihe bei der VHS Kandern zum Thema „Badische Revolution“.

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