Die Stadt Kandern will als Schwerpunktgemeinde ins ELR-Programm aufgenommen werden. Zu diesem Zweck werden derzeit Bürgerwerkstätten veranstaltet: Bei einer ging es um die beiden größten Teilorte, Tannenkirch und Wollbach.
Bürgerwerkstatt: Wollbach und Tannenkirch im Blickpunkt / Marode Gebäude oftmals in privater Hand
Die Stadt Kandern will als Schwerpunktgemeinde ins ELR-Programm aufgenommen werden. Zu diesem Zweck werden derzeit Bürgerwerkstätten veranstaltet: Bei einer ging es um die beiden größten Teilorte, Tannenkirch und Wollbach.
Von Jutta Schütz
Kandern. In zwei Arbeitsgruppen erhoben Tannenkircher und Wollbacher Plus- und Minuspunkte ihrer Dörfer und äußerten Ansatzpunkte, wo etwa Fördermöglichkeiten bei der Sanierung und Schaffung von Wohnraum Sinn ergeben könnten.
Zusammengetragen wurden die Vorschläge und Kritikpunkte von Jasmin Kizler und Thomas Geissler, beide von der LBBW Immobilien Kommunalentwicklung, kurz KE. In den nächsten Ortschaftsratsitzungen sollen die Ergebnisse erläutert werden.
Die Suche nach Flächen für Wohnraum beschäftigte beide Arbeitsgruppen, ebenso war der Wunsch nach einem verbesserten ÖPNV vor allem in Richtung Rheintalbahn in Bad Bellingen. Zudem wurde für Tannenkirch die Anbindung an Radwege nach Rümmingen und Hertingen zum Bahnhof Bad Bellingen gewünscht. Beiden Orten fehlt eine Einkaufsmöglichkeit.
Tannenkirch
Einigkeit herrschte bei der Arbeitsgruppe über die Pluspunkte von Tannenkirch: der intakte Ortskern mit historischen Häusern, die Gastronomie, die Einbettung in die Natur, die aktiven Vereine sowie der dörfliche Zusammenhalt. Gut sei die Betreuung in Kindergarten und Grundschule. Gewerbe, ein Arzt sowie eine Physiotherapiepraxis seien vor Ort, hieß es.
Interesse besteht daran, insbesondere die kleinteilige Landschaft am Hüner zu erhalten, die von Blühwiesen und Streuobstbeständen gekennzeichnet ist. Leider würden viele der kleinen Grundstücke verkauft und die „Verhüttung“, sprich das Bauen von Gartenhütten, beginnt. Es wurde ein Vorkaufsrecht für die Stadt für diese Grundstücke angeregt und damit verbunden mögliche Fördermöglichkeiten für die Landschaftspflege.
Zudem werden ein Jugendraum und ein Spielplatz beim Bolzplatz angestrebt, hierfür muss aber der Flächennutzungsplan geändert werden. In Sachen spontane Mobilität, also Mitfahrgelegenheiten, schlug Willy Johannhörster eine „Tannenkirch App“ vor, über die sich Nutzer verständigen könnten.
Festgestellt wurde zudem, dass es Baulücken im Bestand gibt, die aber gehörten Privatpersonen, die nicht verkaufen wollten.
In Tannenkirch gibt es mehr als 70 denkmalgeschützte Häuser. „Wir können nicht so umbauen, dass wir als Familie gut in unserer denkmalgeschützten Hofan lage leben können“, beklagte sich eine junge Mutter, die gerne für eine Modernisierung Fördermöglichkeiten in Anspruch nehmen würde. 28 Prozent der älteren Gebäude in Tannenkirch weisen starke Mängel auf, wusste Geissler zu berichten.
Ein fertiges Konzept, sprich Pläne, die man sofort aus der Schublade ziehen könnte, gibt es für das Rathaus und die Garagen hinter dem Gebäude. Hier wünschen sich Ortschaftsrat und Bürger einen Gemeinschaftsraum für Vereine oder kleine Zusammenkünfte. Dieser müsste zudem behindertengerecht zugänglich sein. Hier wäre also ein erstes konkretes Förderprojekt möglich, das Ortsvorsteher Fritz Höferlin nun angehen will.
Wollbach
Wollbach liegt landschaftlich schön mit Aussichtspunkten, kann mit der Nähe zu Wald und Wiesen, mit der ÖPNV-Anbindung nach Lörrach, Weil und Kandern, Wanderwegen, einer „Spitzengastronomie“, den Vereinen und einer aktiven Dorfgemeinschaft punkten. Die Kandertalhalle bietet Platz für große Veranstaltungen.
Gewünscht wird aber ein Dorfzentrum am besten vor der Halle, das zum Verweilen einlädt, dazu eine gemeindliche Grundschule. Zudem müsste an der Halle die Parkplatzsituation verbessert werden. Erörtert wurden auch die Chancen für eine größere Einkaufsmöglichkeit, eventuell ein Markt für regionale Produkte. Elisabeth Kurtenbach-Sepp wünschte sich eine blühende Bienenwiese am Ortseingang.
Viele schöne alte Gebäude, so manche denkmalgeschützt, gibt es auch in Wollbach, dazu kleinere Baulücken und die Möglichkeit, Scheunen auszubauen. 17 Prozent der älteren Gebäude in Wollbach haben große Mängel. Aber es ist wie überall: Viele Privatleute haben nicht das Geld um umzubauen, wollen aber die Grundstücke für ihre Kinder vorhalten, hieß es.
Probleme in Wollbach bereitet der Durchfahrtsverkehr, zum Beispiel zum Rüttehof, hier sind oft Busse unterwegs, zudem Wohnmobile. Gewünscht wurde eine ausgeschilderte, verbesserte Verkehrsführung, die die Fußgänger und Radfahrer berücksichtigt.
Angeregt wurde die Schaffung von E-Tankstellen, bisher gibt es eine beim Restaurant „Pfaffenkeller“, die auch von Gästen genutzt werden kann. Gewünscht wurde zudem ein Bürgerbus oder ein Sammeltaxi vor allem für ältere Bürger.
Vorgeschlagen wurde, in Neubaugebieten Straßenränder mit „Innenbegleitgrün“ zu bepflanzen, um die Flächen gerade für den Sommer attraktiver zu gestalten.