Kandern Bis zu 60 Pflegeplätze weniger

Weiler Zeitung

Altenheime: Umrüstung auf Einzelzimmer: „Kanderner Hof“ steht auf der Kippe / Harald Preinl berichtet    

Die Landesheimbauverordnung sorgt für Umwälzungen in der Kanderner Pflegelandschaft. Von derzeit 203 Plätzen in drei Altenheimen könnten bis Ende 2019 rund 60 weggefallen sein. Dies ergibt sich aus einem Gespräch mit Harald Preinl, Heimleiter der beiden privaten Einrichtungen „Kanderner Hof“ und „Wohnpark an der Kander“.

Von Alexandra Günzschel

Kandern. Ein solcher Rückgang hätte möglicherweise auch Auswirkungen auf die Bevölkerungsentwicklung in Kandern. Denn bei den Zuwächsen durch Zuzug waren in den vergangenen Jahren immer auch die über 75-Jährigen stark vertreten. Ein Umstand, der mit den vielen Pflegeheimplätzen in Zusammenhang steht.

Doch der Reihe nach: Die kleinste Pflegeeinrichtung in Kandern ist mit 41 Plätzen das Seniorenheim „Kanderner Hof“. Heimleiter Harald Preinl hat das Haus 1992 eröffnet und gibt es nicht gerne auf.

Allerdings könnte er dazu gezwungen sein. Denn nach der Landesheimbauverordnung sind bald nur noch Einzelzimmer zulässig. Preinl müsste also viel Geld in den Umbau und die Modernisierung stecken.

„Dafür gibt es seit zwei Jahren fertige Pläne in der Schublade“, versichert der Heimleiter. Doch ob sich der Aufwand für am Ende gerade mal 22 Pflegeplätze lohnt, ist fraglich. „Unter Umständen könnte das Haus dann wirtschaftlich nicht mehr geführt werden“, erklärt Preinl, der aber noch mit der endgültigen Entscheidung hadert. „Da steckt viel Herzblut drin“, sagt er über sein „familiär geführtes“ Haus.

In der Zwischenzeit ist auch „TeachBeyond“ (Black Forest Academy), auf ihn zugekommen. Die Einrichtung sucht dringend Zimmer für ihre Internatsschüler und hat dabei auch den „Kanderner Hof“ ins Auge gefasst. Der Technische Ausschuss der Stadt Kandern hat dem Nutzungswechsel bereits grundsätzlich zugestimmt.

Sollte es zum Verkauf des Gebäudes kommen, wird dieser am 31. März 2019 vonstatten gehen. Die Mitarbeiter, sagt Preinl, würde er alle übernehmen, auch die älteren ohne Examen. Vorerst sollen im „Kanderner Hof“ nun keine neuen Bewohner mehr aufgenommen werden. Nur noch Kurzzeitpflegeplätze werden dort eingerichtet.

Nicht gefährdet ist der Bestand des Seniorenwohnheims „Wohnpark an der Kander“, allerdings ist auch in diesem Haus aufgrund der Landesheimbauverordnung mit einer Reduktion der aktuell 78 Pflegeplätze zu rechnen. Vieles spricht derzeit Preinl zufolge für die einfachste Lösung, die 26 Doppelzimmer künftig nur noch mit einer Person zu belegen.

Ärgerlich dabei für den Heimleiter: Wären die Doppelzimmer nur einen halben Quadratmeter größer gewesen, hätten sie noch eine Weile als solche Bestandschutz gehabt – nämlich bis zu 25 Jahre nach der Inbetriebnahme, die in diesem Fall am 1. Juli 2002 erfolgt ist. Preinl weist darauf hin, dass die Heimbauverordnung in Baden-Württemberg besonders streng sei, da sie im Gegensatz zu anderen Bundesländern zu hundert Prozent Einzelzimmer fordert. „Selbst Ehepaare müssten sich zwei Einzelzimmer nehmen“, erklärt er auf Nachfrage.

Der Heimleiter hat auch über den Anbau einer weiteren Etage mit 19 Zimmern nachgedacht. Doch wären die Baukosten hierfür sehr hoch gewesen, und die Pflegeplätze in der Folge nicht mehr finanzierbar.

67 Pflegeplätze könnten in seinen beiden Häusern demnach in absehbarer Zeit wegfallen. Der Umbau und die Erweiterung des Luise-Klaiber-Hauses, dem dritten Pflegeheim am Ort, wird diesen deutlichen Rückgang nicht auffangen können. Denn auch im Klaiber-Heim können nach Beendigung der Baumaßnahme gerade mal sechs Bewohner mehr – insgesamt 90 – in den dann modernisierten Einzelzimmern untergebracht werden.

Gerne trennt sich Preinl nicht vom „Kanderner Hof“, übrigens ein komplett selbstständiges Unternehmen, das mit dem „Wohnpark an der Kander“ nur den Heimleiter teilt. Doch der 60-Jährige sieht auch die Vorteile einer Verkleinerung seines Zuständigkeitsbereichs.

„Es kommen fast nur noch Schwerstpflegebedürftige in ein Altenheim“, entsprechend viel Personal, auch examinierte Kräfte, würden gebraucht. Der schwierige Arbeitsmarkt, ein hoher Krankenstand, etwa durch den aktuellen „Baby-Boom“, aber auch Auszubildende, die sich dann anderweitig orientierten, würden das Führen eines solchen Hauses erschweren.

Doch Preinl ist erfinderisch, so hat er zum Beispiel 15 Minijobber eingestellt, die sich nur um die Essensausgabe kümmern, um die Pflegekräfte zu entlasten. 125 Angestellte hat er in beiden Heimen, davon 85 in Vollzeit.

Auf Qualität müsse er schon deshalb achten, weil er, wie auch viele der Angehörigen, in Kandern wohnt. „Falls etwas schief geht, muss ich dafür gerade stehen“, sagt der erfahrene Heimleiter und wirbt damit auch ein Stück weit für die Pflege im ländlichen Raum.

Umfrage

Bettina Stark-Watzinger

Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger hat sich für Zivilschutzübungen an Schulen ausgesprochen. Damit sollen Schüler besser auf den Kriegsfall, Pandemien und Naturkatastrophen vorbereitet werden. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading