Kandern „Bulldog-Fahren hat er im Blut“

Weiler Zeitung

Porträt: Der 17-jährige Adrian Weber lernt Landwirt in der vierten Familiengeneration

Seine kleinen Freunde brausten noch mit dem Spielzeug-Trekker durch den Garten, da bog Adrian Weber bereits mit dem 150 PS starken „John Deere“ um die Ecke. „Das Bulldog-Fahren liegt ihm im Blut, da macht ihm keiner etwas vor“, bestätigt sein Opa Karlfrieder mit stolzem Unterton.

Kandern-Riedlingen (wok). Adrian Weber, der schließlich dann mit 16 noch rechtmäßig den Traktor-Führerschein machte, erlernt jetzt in vierter Familiengeneration den Beruf des Landwirts. Damit tritt er in die Fußstapfen seines Vaters Markus, seines Opas Karlfrieder und seines Uropas „Weber-Karle-senior“. Alle zusammen leben unter dem Dach des Kreuzegertenhofs in Riedlingen.

Karl Weber hat den Hof auf dem Käppele-Buck im Jahr 1960 gebaut und als konventionellen Betrieb geführt. „Damals hatten wir 13 Kühe, 14 Schweine, Reben, Obst- und Gemüsebau“, berichtet Karlfrieder Weber, der von klein auf mit anpacken musste. „Damals war die Arbeit noch viel härter als heute“, sagt er den beiden Vertretern der Folge-Generationen.

Berufswunsch war früh klar

Doch weder für seinen Sohn Markus noch für seinen Enkel Adrian stellte sich jemals die Frage nach dem Berufswunsch: „Wir wollten nie etwas anderes werden als Bauer“, sagen beide; trotz der Arbeitszeiten, trotz des wenig wertschätzenden Einkommens. „Landwirt ist für viele wieder ein Traumberuf“, erzählt Adrian Weber. In seiner Freiburger Berufsschulklasse gibt es unter den 17 Lehrlingen auch etliche, die keinen elterlichen Hof haben, sondern später einmal im Angestelltenverhältnis auf einem Bauernhof arbeiten wollen. Das erste Lehrjahr erfolgt im Vollzeit-Unterricht, gespickt mit zwei Praxistagen pro Woche. Die Lehrjahre zwei und drei absolviert Adrian Weber in einem speziellen Lehrbetrieb.

Insbesondere die großen Maschinen üben einen Reiz auf die jungen Männer aus. Auch Adrian Weber würde am liebsten von früh bis spät mit einem der vier Traktoren über sein 140 Hektar großes Arbeitsgebiet fahren.

Doch wenn morgens um sechs Uhr der Wecker klingelt und die 80 Kühe gemolken werden wollen, dann beruft er sich gerne noch auf seinen derzeitigen „Schüler-Status“ und lässt dem Opa („Der macht das nämlich sehr gerne“) oder dem Papa („Auch der melkt noch lieber als ich“) den Vortritt bei der Arbeit im Stall.

Versorgung der Tiere

Aber wenn Not am Mann ist, ist der 17-Jährige natürlich zur Stelle. Auch wenn er des nachts nach Hause kommt, schaut er immer gerne noch einmal im Stall nach dem Rechten. Und da ist es auch schon passiert, dass er kurzfristig einer kalbenden Kuh als Geburtshelfer assistiert hat. „Es ist immer wieder verblüffend, dass ein Kälbchen schon nach 20 Minuten herumlaufen kann“, erzählt er.

Nach dem Melken warten dann weitere 120 Kälbchen, Rinder und Kühe auf der Weide auf frisches Wasser. „Eigentlich dreht sich unsere ganze Arbeit um die Versorgung unserer Tiere“, erzählt Markus Weber.

Zum tierischen Weber-Clan zählen auch noch zwei Hunde, Katzen und mehrere Esel. Adrian Weber züchtet nebenbei Geißen und sein 13-jähriger Bruder Aaron hat sich der Hühnerzucht verschrieben. Das erste Aha-Erlebnis erfolgte in Form eines Eis: Da hätten Aaron und Adrian Weber erst einmal gemerkt, wie gold-orange ein Eigelb ist, wenn die Hühner so richtig glücklich sind und sich vom saftigen Gras im Vorgarten ernähren.

Das zweite Aha-Erlebnis erfolgte in Form eines bis zum letzten Schnaufer glücklichen Huhns, das seinem Züchter als knuspriges „Güggeli“ doppelt so gut schmeckte als eines aus der Kühltheke.

Auf Bio umgestellt

Seitdem Markus Weber im Jahr 2010 den Hof auf Biolandwirtschaft umgestellt hat, wird das angebaute Getreide nur noch als Viehfutter verwendet. Die Bio-Philosophie habe das Weber-Team schon viel früher verinnerlicht; das große Risiko war die Frage, ob der Kunde „bio“ auch will und bereit ist, dafür zu bezahlen.

Im Nachhinein habe sich der Schritt als richtig und zukunftsweisend erwiesen. Der Bioland-Verband, dem der Kreuzegertenhof angeschlossen ist, zahlt gute Preise. Auch die Flächenprämie ist bei biologischem Anbau deutlich höher.

Corona steigert Nachfrage

Und gerade jetzt, während der Corona-Krise, hatte die „Schwarzwaldmilch“ sogar Lieferschwierigkeiten für einige ihrer Milchprodukte. Markus Weber registriert seit Corona auch moderat steigenden Betrieb im Hofladen. Insbesondere junge Familien kommen verstärkt zum Einkaufen. Markus Weber hofft, das dieser Aufschwung nachhaltig ist und die Corona-Krise generell zu einem bewussteren Einkaufsverhalten der Verbraucher und hin zu heimischen Produkten führt.

Er ist sich bewusst, dass die Landwirtschaft auch in Zukunft keine einfachen Rahmenbedingungen haben wird. „Die Anforderungen und Kriterien werden immer strenger. Aber der Klimawandel wird unsere größte Herausforderung.“

Im ersten Ausbildungsjahr erhält Adrian Weber keine Vergütung. Für sein zweites Lehrjahr hat er sich einen Lehrbetrieb bei Ravensburg ausgesucht, der von den Strukturen zum heimischen Kreuzegertenhof passt. Insbesondere freut er sich, dass nach Abzug von Kost und Logis ihm immerhin noch ein Taschengeld von etwa 350 Euro bleibt. Wo er sein drittes Lehrjahr absolviert, hält er noch offen.

Vier Generationen unter einem Dach: da bleiben Meinungsverschiedenheiten nicht aus. „Wir diskutieren aber immer über die Sache und suchen einen Kompromiss“, betont Markus Weber. Und bei anhaltender Uneinigkeit tritt der Grundsatz des 13-jährigen Aaron in Kraft: „Opa ist der Chef, und Papa sagt, wo’s langgeht“.  Näheres gibt es unter www.webers-biohofladen.de

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