Kandern Bunt, schrill und überraschend laut

Alexandra Günzschel

Zunftabend: Gelungene Premiere im Ochsensaal. Hoher Wasserpreis besungen. Bühnenjubiläen.

Kandern - Vor ausverkauftem Haus hat am Samstag die Premiere der Kanderner Zunftabende der „Brezele Buebe“ stattgefunden. Das gut vierstündige Programm setzte einmal mehr auf beschwingte gesangliche und tänzerische Beiträge im Wechsel mit spritzigen Soloauftritten bühnenerfahrener Fasnächtler. Bunte schrille Kostüme boten dabei auch viel fürs Auge.

Nach den ersten Fasnachtsliedern begrüßte Oberzunftmeister Johann Albrecht, kurz „Albi“, die Gäste, unter ihnen mit Wolfgang Dietz auch einen, „der in Kandern wohnt, aber in Weil schafft“. Dann ging es weiter mit der Geschenkübergabe an Bürgermeister Christian Renkert, der von zwei Gardemädchen auf die Bühne geholt wurde.

„Er stellt einfach nichts an“, klagte Albi nicht zum ersten Mal über die Schwierigkeit, ein passendes Geschenk zu finden. Deshalb hatte die Narrenzunft kräftig investiert und einen Architektenentwurf für die Bebauung des Bolzplatzes erarbeiten lassen – und siehe da: die Wohnbebauung und der Bolzplatz, dessen bevorstehendes Ende viel bedauert wurde, müssen sich gar nicht ausschließen, wie das Modell zeigte, das Albi dem Burgi überreichte.

Mit dem Prolog von Oliver Kugel ging es einmal quer durch die deutsche Parteienlandschaft und deren Eskapaden. Gekonnt legte Kugel den Finger in so manche Wunde – angefangen beim Maaßen-Schlamassel, über die Fußball-WM und Dieselfahrverbote bis hin zu Trump.

Ausscheller Klaus Schultz kümmerte sich nach dem Gardemarsch um das lokale Geschehen frei nach dem Motto „Allen, die es hören wollen, und allen, denen es egal ist, habe ich folgendes kundzutun“. Die meisten wollten es hören und amüsierten sich köstlich über die erfrischend neuen Ansätze zu Themen wie Wasserpreis, Kandertalbahn oder auch dem Recyclinghof.

Bevor er seine „allerallerletzte Meldung“ kundtat, wies Markus Kern, der durchs Programm führte, darauf hin, dass Schultz mittlerweile seit 45 Jahren auf der Fasnachtsbühne steht.

Das Kanderner Dreigestirn, das diesmal nicht auftrat, fand in den „Knastis“ einen würdigen Nachfolger, waren diese der Schorle doch ebenso wenig abgeneigt, wie sie gesanglich kundtaten.

Schließlich pfiffen die „Spatzen“ noch so einiges an Missgeschicken von den Dächern, die sich in Kandern zugetragen haben sollen.

Ein gekonnt hingelegter Garde-Showtanz leitete über zum Beitrag des „bekanntesten Rentners in der Stadt“, Bernhard Winterhalter, „Burgi a.D.“. Noch immer auf der Suche nach neuen Betätigungsfeldern versucht sich dieser nun als Reiseleiter, wovon er dem Publikum in alemannischen Reimen ausführlich berichtete. Die Lacher im Saal hatte er dabei einmal mehr auf seiner Seite.

Zwischendurch unterhielt Kern mit seiner Gitarre mit Liedern zum Schmunzeln. Er begleitete aber auch den Gesang der „Schräge Gumsle“, die zur Melodie von Terry Jacks’ „Seasons in the Sun“ von traurigen Männergeschichten berichteten. Doch zum Mitfühlen blieb nicht viel Zeit, gleich im Anschluss heizte die Showgarde dem Publikum wieder kräftig ein.

Dann schloss sich der Vorhang. Auf der Bühne wurde umgebaut fürs Potpourri. Währenddessen, wie auch schon zwischendurch, unterhielt erstmals Peter Linsin das Publikum mit seinen Musikbeiträgen, die auch zum Schunkeln geeignet waren.

Diesmal war eine Zwergenschar hinter dem Vorhang, die sich in ihren Liedern ebenso begeistert über die deutsche Fußballschlappe wie über diverse Anordnungen des hiesigen Landratsamts ausließ. Einen Sonderapplaus gab es für den Song vom „Chanderli“ und dem „Antilokverein“. Das Kandern auch einsame Spitze sein kann, machte Kern als Solist opernhaft mit einem witzigen Song über die Wasserpreise klar.

In bester Feldwebelmanier tat sich dann Silke Kiefer bei der deutschen Bundeswehr um – das Ergebnis kann man sich denken.

Die Oldies tanzten dieses Jahr zu Songs von Michael Jackson. Mit Karin Frahm und Silvia Denz konnten zwei von ihnen nach 33 Jahren ein närrisches Bühnenjubiläum feiern.

Viel Mut zur Hässlichkeit bewies Ozume Albi, der zur Freude des Publikums mal wieder in die Rolle eines Tollpatsches geschlüpft war, der kein Fettnäpfchen ausließ. Mit dem Herrenballett wurde der Zunftabend beschwingt beendet.

  • Prolog: Oliver Kugel; Gardemarsch und Showtanz: Jana Sütterlin, Selina Albrecht, Anna Merten, Elisa Enßlin, Eva Scheurer, Jule Ruf, Victoria Brugger, Julia Klotz; Ausscheller: Klaus Schultz; Knastis: Lisa Albrecht, Patrick Albrecht, Benjamin Pfaffmann; Reiseveranstalter: Bernhard Winterhalter; Schräge Gumsle: Susi Klaile, Katja Sütterlin, Iris Hüttlin, Markus Kern; Showgarde: Laura Klaile, Laura Henning, Sarah Längin, Olivia Henning, Lisa Albrecht; Potpourri: Markus Kern, Oliver Kugel, Uli Kiefer, Patrick Albrecht, Thomas Wengert, Thomas Argast, Jakob Summ, Edgar Stüber, Andreas Kiefer, Max Sütterlin, Johann Albrecht, Peter Roser, Klaus Schultz; Feldwebel: Silke Kiefer; Oldies: Marika Lauer, Krain Frahm, Daniela Kohler, Brigitte Barth, Katja Sütterlin, Irsi Hüttlin, Silvia Denz; Albi: Johann Albrecht; Herrenballett: Patrick Albrecht, Jakob Summ, Benjamin Pfaffmann, Alex Domagala, Lukas Oettlin, Michael Oettlin, Sebastian Kromer und Alex Häfelinger.

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