Kandern Da wackeln sogar die Fenster

Jutta Schütz
Hochzeitsgesellschaften machen gerne mal lautstark auf sich aufmerksam. Bei Anwohnern in Tannenkirch regt sich jetzt Widerstand gegen den Brauch des Böllerns bei Festen. Foto: sba

Ortschaftsrat: Böllerschüsse bei Hochzeiten in der Kritik. Anwohner fühlen sich davon gestört.

Kandern-Tannenkirch - Hochzeitsgesellschaften sind nicht gerade für ihre Zurückhaltung bekannt. Nicht selten machen die Feiernden lautstark auf sich aufmerksam, etwa durch hupende Autokorsos, oder aber – wie in Tannenkirch üblich – durch Böllerschüsse. In der jüngsten Ortschaftssitzung meldeten sich Bürger zu Wort, die offenbar unter diesem Brauch zu leiden haben.

Es waren Bewohner der Alten Schule, die sich vom Brauch des Böllerns zu Hochzeiten mittlerweile extrem gestört fühlen. Dies auch vor dem Hintergrund, dass kleine Kinder wegen des Lärms Nächte lang durchschreien, wie eine Mutter ausführte. Auch Haustiere würden durch das Knallen in große Angst versetzt, zudem zögen die Rauchgase der abgebrannten Böller in das Gebäude, berichteten die Bewohner.

Die Böller würden regelmäßig zu Hochzeiten im Bereich der Alten Schule gezündet, die zwischen dem Pfarrhaus und der Kirche liegt, wie zu erfahren war. Das Schulgebäude ist denkmalgeschützt, weshalb die großen Fenster auch nicht nach modernen Maßstäben lärmgedämmt sind. Probleme gibt es offenbar aber auch mit „Festgästen, die in unseren Eingängen sitzen“, wie Bewohner berichteten.

Das Böllern habe Ausmaße angenommen, die man so nicht mehr tolerieren wolle, sagten die Anwohner. „Werden die Böller gezündet, wackeln die Scheiben in den Fensterfassungen, man kann sogar die Druckwellen spüren. Wir können nicht ausweichen, selbst im Keller sind die Böller zu hören“, berichtete eine Mutter, die sogar schon einmal mit den Kindern den Keller aufgesucht hatte.

Ausmaße des Böllerns nicht mehr tolerierbar

Die Bewohner haben auch versucht, mit Hochzeitsgesellschaften Kontakt aufzunehmen, um im Vorfeld zu erfahren, wann „geschossen“ wird, „damit wir dann einfach wegfahren können“. Da seien leider keine Rückmeldungen gekommen, kritisierten sie.

Ortschaftsrätin Gabriele Weber, die selbst lange im Pfarrhaus gegenüber der Schule gewohnt hatte, bestätigte, dass das Böllern schon recht laut sei. Auch eine Bürgerin aus einem benachbarten Haus sagte, dass die „Knallerei“ zugenommen habe.

Ortsvorsteher Fritz Höferlin erinnerte, ebenso wie einige ältere Bürger, daran, dass das „Schießen“ zu Hochzeiten eine alte Tradition sei. Es sei schade, Traditionen immer weiter einzugrenzen, hieß es. Anwesend war auch Feuerwehrkommandant Thomas Amrein, der sich aber, obwohl von den Beschwerdeführern direkt angesprochen, noch nicht zu dem Problem äußerte.

Im benachbarten Hertingen gab es vor wenigen Jahren übrigens ähnliche Beschwerden aus dem Ort wegen Hochzeitsfeuerwerken. Auch ein Landwirt, der Kühe und Rinder hält, und Pferdehalter waren von dem Lärm betroffen, da die Tiere in Panik gerieten.

Die Gemeinde Bad Bellingen entschied, Hochzeitsfeuerwerk in Hertingen nicht mehr zuzulassen. Dort ist Feuerwerk nur noch zu Silvester und zum Abschluss des Grasbahnrennens erlaubt. Die Tierhalter wissen davon und können ihre Tiere rechtzeitig in den Ställen unterbringen.

An Silvester ist das Zünden von Feuerwerkskörpern oder Böllern erlaubt. Zu anderen Zeiten braucht man eine Genehmigung. Bürger müssen ein Feuerwerk etwa für eine Hochzeits- oder eine andere Feier im Vorfeld bei der Ortspolizeibehörde melden. Geschieht das nicht, begeht man eine Ordnungswidrigkeit und muss mit einer Bußgeldstrafe rechnen.

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