Kandern „Da war viel Kreativität und Power“

Weiler Zeitung

Interview: Werbering-Vorsitzende Gerlinde Dziedo über den Leitbildprozess / Kaufkraft zurückgewinnen

Der Kanderner Werbering will sich neu ausrichten und für die Zukunft positionieren. Wir sprachen mit Gerlinde Dziedo über die Gründe für diesen Erneuerungsprozess und darüber, welche Erwartungen der Werbering hat.

Frage: Frau Dziedo, wofür braucht der Kanderner Werbering eigentlich ein Leitbild?

Der Auslöser war die Neuauflage des Kanderner Märktekonzepts durch den Gemeinderat. Viele Bürger, aber auch wir Gewerbetreibenden wünschen uns, dass sich auf dem Tonwerkeareal ein Lidl-Markt und ein Drogeriemarkt ansiedeln. Wir Einzelhändler sehen darin Frequenzbringer zur Belebung der Innenstadt.

Seit der Lidl an der Waldeckstraße in Kandern geschlossen hat, fahren die Kanderner Kunden nach Schliengen oder Efrigen-Kirchen, wo sie eben diese Märkte vorfinden. Auf diese Weise wandert sehr viel Kaufkraft ab. Denn wer seine Lebensmittel auswärts kauft, der besorgt auch noch alles andere dort an Ort und Stelle.

Wir sorgen uns deshalb um unsere schönen Läden im „Städtli“, denn wir verstehen uns ja auch als Nahversorger. Und jeder Laden, der schließt, ist ein Grund weniger, in Kandern einzukaufen.

Frage: Kandern hat aktuell schon einen Hieber-Markt und einen Penny.

Und beide wollen wir in keinster Weise missen. Gerade Hieber steht für Regionalität und tolle Qualität.

Dennoch sehen wir die Notwendigkeit eines weiteren Vollsortimenters. Gerade wenn das Tonwerke-Areal und auch die Säge-Brache bebaut werden, in Wollbach und Feuerbach neue Baugebiete entstehen, reichen zwei Märkte nicht mehr aus. Mit der Ansiedlung eines Lidl und eines Drogeriemarktes sehen wir eine ideale Abrundung des Märkteangebots.

Wir hoffen, dass uns ein Lidl zusätzliche Kunden ins „Städtli“ spült, und die Einheimischen nicht mehr auswärts einkaufen (müssen).

Frage: Supermärkte müssen aber auch wirtschaftlich sein

Natürlich! Ein Ort mit weniger als 6000 Einwohnern ist als Standort völlig uninteressant. Kandern hat 8000 Einwohner und ein großes Einzugsgebiet, so dass die Wirtschaftlichkeit hoffentlich gegeben ist. Wir möchten mit unseren drei Märkten Hieber, Penny und dem gewünschten Lidl natürlich die Nahversorgung unserer Mitbürger sicherstellen. Und hier beziehe ich auch die Geschäfte in der Innenstadt mit ein.

Ziel ist es, dass gerade ältere und nicht mobile Kunden in Kandern weiterhin alles für ihren täglichen Bedarf kaufen können.

Frage: Es hängt also vieles an der Ansiedlung eines Drogeriemarkts und eines Lidl?

Allerdings haben uns Marco Meyer und Wolfgang Koch, die sich auf innovatives Citymangement spezialisiert haben, verdeutlicht, dass diese Märkte der Innenstadt nur dann etwas bringen, wenn die Einzelhändler und Gastronomen ihre Geschäfte und Restaurants attraktiv halten.

Das war die Initialzündung für den Leitbildprozess. Denn jetzt drehte sich alles um die Frage: Wie gestalten wir die Innenstadt und die Geschäfte so reizvoll, dass immer genügend Gäste und Kunden da sind?

Frage: Der Werbering will sich öffnen: Wie ist das gemeint?

Die Zeiten, in denen der Kanderner Werbering sich nur um Einzelhandel und Gastronomen der Innenstadt gekümmert hat, sind vorbei. Wir möchten uns zukünftig auch um die Belange von Handwerkern, Dienstleistern und Landwirten kümmern sowie um den Gesundheits- und Pflegebereich, und das nicht nur auf die Kernstadt bezogen, sondern auch in allen Teilorten.

Frage: Was versprechen Sie sich davon?

Wir werden nur dann als attraktiver und pulsierender Standort wahrgenommen, wenn wir alle an einem Strang ziehen und auch nach gleichen Werten arbeiten. Wir legen zukünftig mehr Wert auf die Weiterbildung aller Mitarbeiter, angefangen vom Azubi bis zum Inhaber, und bieten entsprechende Schulungen an. Außerdem möchten wir Service-Standards erarbeiten.

Frage: Service-Standards?

Wir möchten erreichen, dass jeder Kunde und jeder Gast in Kandern nach gleichen Maßstäben bedient wird. Unsere Produkte und Dienstleistungen sind alle austauschbar und fast überall zu haben. Aber ein toller Service und gute Beratung sind für den Kunden entscheidend dafür, wo er sein Geld ausgibt.

Frage: Was haben Sie erlebt während der Strategietage?

Unsere neunköpfige Arbeitsgruppe hätte unterschiedlicher nicht sein können. Vertreter aus Baugewerbe, Internethandel, Architekten, (Kunst-)Handwerker, die Tourist-Info und drei Mitglieder des Werberings haben sehr kreativ und lösungsorientiert gearbeitet. Da war so viel Energie, Ideenreichtum und Power: Es war einfach nur Klasse zu sehen, wie sich jeder zum Wohl des „Städtlis“ und der Mitbürger eingebracht hat. Die Ideen sind nur so gesprudelt.

An dieser Stelle möchten wir auch Bürgermeister Christian Renkert und dem Gemeinderat herzlich danken, dass sie die Notwendigkeit für diesen Erneuerungsprozess gesehen und letztendlich finanziert haben.

Frage: Was war Ihre eindrucksvollste Erkenntnis?

Die Strategietage haben uns vor Augen geführt, wie viel Potenzial in Kandern steckt.

Frage: Und das wäre?

Wir haben ein wunderschönes Städtchen mit einmaligem Stadtbild und zwei tollen Plätzen. Wir sind umgeben von einer einzigartigen Landschaft, die prädestiniert ist zum Wandern und Fahrradfahren. Wir haben eine gute Küche, guten Wein, das „Chanderli“ als einzigartige Attraktion. Und wir haben einen super Zusammenhalt im Werbering sowie engagierte Mitglieder und Helfer. Das sind tolle Voraussetzungen.

Frage: Wie sieht der nächste Schritt aus?

Jetzt wird das Leitbild erst einmal öffentlich vorgestellt. Im Rahmen dieser Sitzung sollen die Werbering-Mitglieder darüber abstimmen. Denn sie müssen es letztlich mittragen. Ich wünsche mir natürlich, dass die Abstimmung „Pro Leitbild“ ausgeht. Dann können wir nämlich gleich mit der Umsetzung einiger Ideen und Maßnahmen loslegen.

Frage: An welche Maßnahmen denken Sie konkret?

Das verrate ich noch nicht. Kommen Sie zur Leitbild-Präsentation, und Sie werden staunen.

 Der Infoabend zum neuen Leitbild des Kanderner Werberings ist am Donnerstag, 13. September, 19.30 Uhr, im Gasthaus „Ochsen“.

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