Kandern Das volle Potenzial unterschätzt

Alexandra Günzschel
Im Gegensatz zu vielen anderen potenziellen S-Bahn-Strecken im Land ist die Trasse der Kandertalbahn noch vorhanden und sogar in Betrieb. Foto: Alexandra Günzschel

Kandertalbahn: Landkreis stellt Gelder für Machbarkeitsstudie bereit . Aufstieg in Kategorie B das Ziel.

Kandertal - Der Landkreis Lörrach will sich an einer Machbarkeitsstudie zur möglichen Reaktivierung der Kandertalbahn beteiligen. Einstimmig hat der Kreis-Umweltausschuss beschlossen, Haushaltsmittel in Höhe von 60 000 Euro bereitzustellen, sofern die Anliegergemeinden die Studie ebenfalls mitfinanzieren und die in Aussicht gestellte Förderung durch das Land Baden-Württemberg greift.

Hintergrund ist die abgeschlossene Potenzialanalyse des Landes zur Reaktivierung von Schienenstrecken. 42 Strecken wurden bewertet und in vier Kategorien eingeteilt. Die Kandertalbahn landete in Kategorie C, was zum einen vertiefende Studien für eine Förderung der Reaktivierung erfordert, zum anderen aber auch mit schlechteren Bedingungen bei der Finanzierung des späteren S-Bahn-Betriebs einhergeht. Dieser würde dann nur anteilig mit 60 Prozent durch das Land finanziert.

Der Landkreis, so wurde bei der Sitzung des Umweltausschusses deutlich, strebt deshalb mit der Machbarkeitsstudie zur Reaktivierung auch den Aufstieg der Kandertalbahn in Kategorie B an.

Die starke Orientierung der Potenzialanalyse des Landes am Fahrgastpotenzial bevorzuge Verbindungsstrecken in Ballungsräumen, so die Bewertung in der Sitzungsvorlage. Auf diese Weise entstehe eine gewisse Benachteiligung des ländlichen Raums. Zu wenig berücksichtigt worden seien dagegen die vorhandene Infrastruktur, aber auch naturschutzrechtliche Fragestellungen, die sich bei einem Streckenneubau ergeben würden.

Der Landkreis wünscht sich deshalb bei der Bewertung der Landesstudie einen stärkeren Ausgleich zwischen hohem Fahrgastpotenzial und einer in zeitlicher sowie finanzieller Hinsicht gegebenen Umsetzungswahrscheinlichkeit im angedachten Zeitraum von 2025 bis 2030.

Benachteiligung des ländlichen Raums

Unterbewertet werde bei der Kandertalbahn als „Stichstrecke“ auch die erzielbare Netzwirkung, so die Argumentation. Immerhin seien verschiedene Durchbindungsmöglichkeiten nach Basel, Lörrach und auch Schopfheim in Diskussion. Keinen Eingang in die Bewertung gefunden habe auch das Schulzentrum in Bahnhofsnähe in Weil am Rhein, da nur der Verkehr zwischen Haltingen und Kandern bewertet wurde. Auch grenzüberschreitende Nachfrageströme seien wahrscheinlich unterschätzt worden – und somit „das volle Potenzial der Kandertalbahn“.

Dies zu beweisen steht der Landkreis nun in der Pflicht. Das Land fordert für Strecken, die in Kategorie C eingeordnet sind, vertiefende Potenzialanalysen beziehungsweise Machbarkeitsstudien. Im Gegenzug wird eine Förderung von bis zu 75 Prozent in Aussicht gestellt bei einem maximalen Förderbetrag von 100 000 Euro. Die Anträge müssen bis Ende 2021 gestellt worden sein.

Laufende Studien sinnvoll ergänzen

Letztlich geht es bei der Kandertalbahn um eine Vervollständigung bereits laufender Untersuchungen wie die Verkehrsstudie Kandertal sowie die Studie zum Raumkonzept Kandertal 2040. Das besondere Augenmerk soll dabei auf der Anbindung des Kandertals an die Agglomeration Basel liegen.

Ulrich May kritisierte in der Fragerunde die Bevorzugung des Großraums Stuttgart. Er hielt es für möglich, dass die Kandertalbahn in Kategorie B aufrücken kann. Ähnlich äußerten sich auch andere Ausschussmitglieder, die zusätzlich die Bedeutung der Wehratalbahn hervorhoben, die bei der Landesstudie schon in Kategorie B eingestuft ist.

Christian Renkert, der als ehemaliger Bürgermeister der Stadt Kandern das S-Bahn-Projekt maßgeblich mit vorangetrieben hat, äußerte sich erstaunt darüber, dass die bestehenden Strukturen in der Analyse nicht stärker berücksichtigt worden seien.

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading