Kandern Der Blick richtet sich in die Zukunft

Alexandra Günzschel
Von Anfang an reichten die Kapazitäten im Neubau des städtischen Kindergartens in Kandern nicht aus. Doch nicht am Platz, sondern an fehlenden Fachkräften scheitert derzeit eine ausreichende Betreuung in der Stadt. Foto: Alexandra Günzschel

Gemeinderat: Umfangreiches Maßnahmenpaket gegen akuten Personalmangel in Kindergärten beschlossen

Die Situation in den Kanderner Kindergärten ist nach wie vor angespannt. Entsprechend groß war das Interesse der Eltern an der Gemeinderatssitzung am Montagabend, bei der es unter anderem um die Kindergartenbedarfsplanung 2022/2023 ging. Viele müssen im kommenden Kindergartenjahr auf einen Betreuungsplatz für ihre Kinder verzichten.

Von Alexandra Günzschel

Kandern. 75 Plätze zu wenig gibt es nach derzeitigem Stand ab Herbst in den Kindertageseinrichtungen. Dies liegt vor allem am Personalmangel. So wäre am alten Kindergarten-Standort an der Karl-Berner-Straße eigentlich Platz für 50 Kinder. Doch noch immer fehlen Fachkräfte für eine dritte Gruppe, so dass aktuell nur 25 Kinder aufgenommen werden können.

Eine Zeit lang ruhten die Hoffnungen auch auf einem Naturkindergarten in Tannenkirch mit 20 Plätzen, der nun aber aus organisatorischen Gründen von der evangelischen Kirche doch nicht betrieben werden kann.

Um das knappe Personal nicht über die Maßen zu belasten, wurde die Gruppenstärke auf 20 Kinder begrenzt. Denn es hatte in jüngster Zeit vermehrt Krankheitsausfälle und Kündigungen gegeben. Ohne diese vorsorgliche Maßnahme wären 13 Plätze mehr zu realisieren gewesen.

Personalmangel und -fluktuation hatten auch die Einstellung einer der beiden Krippengruppen zur Folge.

Am aktuellen Notstand lässt sich nicht mehr viel ändern. Der Stadt Kandern bleibt daher nur der Blick in die Zukunft. Was alles getan werden soll, um solche Situationen künftig zu vermeiden, erläuterte Bürgermeisterin Simone Penner. Am Ende wurde ein Maßnahmenpaket beschlossen, dass mit jährlichen Mehrkosten in Höhe von 422 600 Euro einhergeht.

Eine Maßnahme ist ein genauerer Blick auf das Bevölkerungswachstum, auch unter Berücksichtigung der Neubaugebiete. Denn die Erfahrung aus den vergangenen Jahren zeigt, dass diese Entwicklung oft deutlich unterschätzt wurde.

Als temporären Ersatz für die raren Fachkräfte sollen Unterstützungskräfte rekrutiert werden. Darüber hinaus will die Stadt für ihre Einrichtungen in Kandern und Wollbach fünf Ausbildungsstellen schaffen. Die Kosten hierfür werden jährlich mit 113 500 Euro beziffert. Bisher konnte eine Ausbildungsstelle besetzt werden. Zwei weitere Stellen wurden für ein Freiwilliges Soziales Jahr beziehungsweise den Bundesfreiwilligendienst eingeplant (Kosten: 15 600 Euro).

Zusätzliches Personal für den Normalbetrieb

Mittelfristig ist das Ziel eine Aufstockung der regulären gruppenbezogenen Personaldecke über den Mindestschlüssel hinaus, um dauerhaft einen Normalbetrieb zu ermöglichen. Hierzu werden zwei zusätzliche Vollzeitstellen für Fachkräfte sowie eine Vollzeitstelle für eine Unterstützungskraft vorgeschlagen (Kosten 153 000 Euro).

Ähnlich soll in den Kindertagesstätten der freien Träger vorgegangen werden, was wiederum auch die Kosten für die Stadt erhöht.

Eltern, die keinen Kita-Platz erhalten haben, will die Stadt nach den üblichen Vergabekriterien etwa im selben Umfang finanziell bei Tagespflegeangeboten unterstützen. Bei zehn geförderten Tagespflegeplätzen wären das zusätzliche Kosten in Höhe von 98 400 Euro für die Stadt. Auch im U 3-Bereich will man die Kindertagespflege weiter fördern. Aktuell fehlen in ganz Kandern 15 Krippenplätze.

Immer wieder wurde gefordert, dass den Eltern ausgefallene Betreuungszeiten zurückerstattet werden. Dazu ist jedoch zunächst eine Satzungsänderung erforderlich. Auch hierfür gab der Gemeinderat einstimmig grünes Licht.

Trotz der hohen Kosten wurde das Maßnahmenpaket im Sinne einer kinderfreundlichen Kommune im Gemeinderat kaum in Frage gestellt. Andrea Schammler und Heike Neudecker schlugen bei den zusätzlichen Stellen eine zeitliche Befristung vor. Neudecker befürchtete, dass das Geld bei Klimaschutzprojekten eingespart werden könnte, die ebenfalls die Zukunft der Kinder sichern würden. Die anderen Ratskollegen sprachen sich jedoch klar für die zusätzlichen Stellen ohne Befristung aus. Die Herausforderung besteht nun darin, das Personal dafür auch zu finden.

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