Kandern Ein Abend, der im Gedächtnis bleibt

Ines Bode

Konzert: Musikverein Wollbach heizt in ausverkaufter Kandertalhalle ein / 1000 Zuhörer an drei Tagen

Wenn der Musikverein Wollbach ruft, füllt sich der Saal im Nu. Und besäße der Ortsteil nicht schon die größte Halle der Stadt, müsste man wohl über den Bau einer solchen nachdenken: Statt zwei gibt es drei Termine für das Jahreskonzert – allesamt ausverkauft, was bedeutet, über eintausend Besucher erleben die „Rock-Symphony“.

Von Ines Bode

Kandern-Wollbach. Deep Purples „Concerto for Group and Orchestra“ umgeben derart viele Legenden, dass es gar einer Einführung vor dem offiziellen Beginn bedarf. Zu diesem Zeitpunkt war die Kandertalhalle bei der Premiere bereits voll besetzt, was auch die Bühne einschloss, die zur Loge avancierte. Thomas und Raija Kuckuk berichteten von dem Riesenwirbel, den die Uraufführung 1969 in London hervorrief. Musiker des „Royal Philharmonic Orchestra‘s“ stellten sich quer, ebenso wie Deep Purple-Mitglieder. Dabei sollte der spektakuläre Wurf die 1968 gegründete Band erst berühmt machen.

Noten rekonstruiert

Dann wurde es makaber: Kaum war die zweite Aufführung in der kalifornischen Hollywood Bowl über die Bühne, verschwanden die Noten. Erst Mitte der Neunziger Jahre sollte sich ein 30-jähriger Komponist aus Holland die unsägliche Mühe machen, die alten Aufnahmen so lange zu hören, bis die letzte Note saß.

Die Erwartung des Wollbacher Publikums war folglich hoch, und gar die Alt-Rockerfans müssen begeistert gewesen sein ob des Crossovers von Rock und Klassik. Drei Sätze umfasst das 50-minütige Werk, hinter dem Kenner mit geübtem Ohr niemals einen Rockmusiker vermutet hätten. Jedoch hat der Schöpfer, Deep Purple-Mitbegründer und Herr der Hammond-Orgel Jon Lord bereits als Fünfjähriger am Klavier Klassik geübt. Die Aufführung des Musikvereins nun machte dem monumentalen Werk alle Ehre.

Ideengeber und Dirigent Oliver Hauser entlockte seiner Mannschaft Höchstleistung. Hinzu kam die Band mit dem „wilden Dominik Heieck“, Allrounder Sebastian Röser plus Solistin Anuschka LaVecchia. Weltweit streiten Fans bis heute, ob es die Interpretin im zweiten Satz überhaupt braucht.

Ein Grinsen im Gesicht

Definitiv nötig, und ein Moment zum Schmunzeln, war der Einsatz der Gitarren zehn Minuten nach dem Auftakt. Martin Winterhalter und Tobias Bronner meldeten sich mit rasanten Läufen zu Wort. Ähnlich belebend wirkten die kräftigen Schläge von Pauke und Drums, die im zweiten Satz nach bedächtiger Sequenz einem Weckruf glichen. Da konnte sich der Orchesterchef ein kleines Grinsen nicht verkneifen.

Diverse Monitore versorgten selbst die hinteren Reihen visuell. Viel zu sehen gabs auch im zweiten Teil. Stellung bezogen Raija Kuckuk, Anuschka LaVecchia, Christina de Groote und Damaris Arnold. Stimmgewaltig und professionell übernahm das Quartett den Vocalpart von Scorpions-Frontmann Klaus Meine und Rudolf Schenker.

Vorsitzende Annette Krey kündigte daraufhin eine Uraufführung an. Erstmals werde „Moment of Glory“ von Blasmusikern gespielt. Und im Prinzip ging es wieder von vorn los: Verantwortliche der Berliner Philharmoniker wollten 1995 kein Crossover mit den Rockern. Köpfe rollten – das Publikum indes liebte die Symbiose. Nachdem die Gastgeiger und Gastgitarrist Stefan Siekierski parat waren, krachte „Like a Hurricane“ in den Saal. Interpretiert wurden im weiteren Verlauf große Nummern und kleine Balladen, wobei letztere, gesangslos rübergebracht, neue Scorpions-Fans erzeugten. Achtzig Mitwirkende standen an diesem Abend auf der Bühne, der noch lange im Gedächtnis bleibt en wird.

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