Kandern Ein Rockklassiker gegen die Krise

Weiler Zeitung

Musik: Gitarrist Robby Dietz aus Tannenkirch spielt mit anderen Musikern „Hey Joe“ neu ein

In Zeiten von Corona haben auch Musiker einen schweren Stand: Konzerte vor Publikum können nicht stattfinden, Bandproben sind ebenfalls praktisch nicht möglich. In dieser Situation hat der Musiker Robby Dietz aus Tannenkirch über das Internet gemeinsam mit anderen Künstlern das Stück „Hey Joe“, das in der Version von Jimi Hendrix zum Rockklassiker wurde, neu aufgenommen.

Von Adrian Steineck

Kandern-Tannenkirch. „Schuld“ daran war die Frustration, welche das Coronavirus bei ihm als Musiker ausgelöst hat, sagt Dietz im Gespräch mit unserer Zeitung. „Musik ist etwas Verbindendes, was man gemeinsam macht“, legt der Gitarrist, der seit den 1960er-Jahren in verschiedenen Bands spielte, dar. Durch das erzwungene Alleinsein kam ihm die Idee, ein rockiges Zeichen in der Corona-Krise zu setzen.

Dies tat er in Form eines digitalen Kettenbriefs: Er spielte eine kurze Version von „Hey Joe“ mit Gitarre und Gesang ein, die er nach Rheinfelden zu dem Sologitarristen Mario Stracuzzi schickte. „Ich habe ihm keinerlei Vorgaben genannt, sondern ihn einfach gebeten, etwas dazuzugeben, sei es Gesang, Mundharmonika oder etwas anderes“, schildert Dietz das Prozedere.

Als Nächster war Schlagzeuger Oli Schulte aus Hessen an der Reihe. „Ich hatte ursprünglich die Idee, einen Schlagzeuger aus Italien für das Projekt zu gewinnen, da dieses Land so stark von Corona betroffen ist“, sagt der Gitarrist. Das Virus und die damit verbundenen Kontaktverbote waren aber zugleich der Grund, dass es nicht wie vorgesehen klappte: „Ein Schlagzeuger, mit dem ich Kontakt aufgenommen habe, kam nicht an sein Instrument“, legt Dietz dar und betont, dass Schulte keineswegs eine Ersatzlösung war, sondern ebenfalls viel zu dem Stück dazugegeben hat.

Die Musiker haben noch nie zusammengespielt

Zuletzt ging die Aufnahme an den Bassisten Hansi Gempp aus Lörrach, der mit seinem Tieftöner die Bassbegleitung einspielte. „Ich kenne ihn seit den 1960er-Jahren, aber wir haben tatsächlich noch nie zusammengespielt“, sagt Dietz. Genau genommen herrschte früher sogar eine gewisse Konkurrenz zwischen den Musikern: Während Robby Dietz bei der Weiler Band „Prom“ spielte, die mit Unterbrechungen bis heute aktiv ist, zupfte Gempp in den 1970er-Jahren für die Lörracher Band „Wishin’ Well“ den Bass.

Die Vorgabe bei der Auswahl der Musiker war es für den Initiator Dietz, dass er mit keinem der beteiligten Musiker zuvor schon einmal zusammengespielt hat. Umso erfreuter war der Gitarrist über das Ergebnis, das ihn „umgehauen“ habe. „Es hat mich mehr wegen meiner Mitmusiker als wegen mir selbst begeistert“, sagt er. „Schön, wie jeder der Beteiligten bei dem Stück Akzente setzt.“

Das Stück „Hey Joe“, über dessen Urheberschaft bis heute Unklarheit herrscht und das zu Beginn der 1960er-Jahre erstmals eingespielt wurde, erzählt die Geschichte eines Verbrechens: Ein eifersüchtiger Ehemann erschießt seine untreue Frau und will untertauchen.

Auch das Positive in der Corona-Krise sehen

Der Text ist so angelegt, dass der Sänger in Form eines Frage-Antwort-Spiels sowohl die Rolle des Kommentators als auch die des Ehemanns übernimmt. Am bekanntesten ist bis heute die Version des Rockgitarristen Jimi Hendrix, die im Jahr 1967 erschienen ist.

Die von den Musikern um Dietz eingespielte Version lässt die zweite Strophe des ursprünglichen Textes weg. „Es reicht textlich trotzdem“, ist der Gitarrist überzeugt. Es sei ausreichend, dass die Pistole des Mannes erwähnt werde, die eigentliche Tat müsse nicht auch noch geschildert werden. „Es ist ja auch bei Filmen oft wirkungsvoller, wenn nicht alles auserzählt wird“, sagt Dietz.

Hier zieht der Musiker den Vergleich zur derzeitigen Corona-Pandemie. Er hoffe, dass auch die Geschichte des Coronavirus bald „auserzählt“ sei. Zugleich gebe es bei allem Schatten auch in dieser Situation ein Licht: „Es ist sicherlich gut, wenn durch die Corona-Krise bisher selbstverständliches infrage gestellt wird.“ Als Beispiel nennt er die Ostertage: „Wie oft hieß es in der Vergangenheit zu diesem Anlass schon: Jetzt müssen wir schon wieder unsere Verwandten besuchen oder einladen“, sagt er. In diesem Jahr hätten aber vielleicht viele gemerkt, dass doch auch etwas fehle, wenn die gewohnten gesellschaftlichen Gepflogenheiten und das Miteinander nicht stattfinden könnten.

In Bezug auf das Video zu „Hey Joe“ hofft Dietz, dass dies als Ansporn für andere Musiker aus der Region dienen könne, etwas Ähnliches auf die Beine zu stellen. „Musik soll die Wände einreißen, auch und gerade in Krisenzeiten“, sagt er. Bisher habe es zu dem Video, das unter anderem auf der Facebook-Seite von Mario Stracuzzi und auf der Videoplattform Youtube zu sehen ist, durchweg positive Rückmeldungen gegeben. „Ich hoffe, dass wir in dieser schwierigen Zeit ein Zeichen setzen konnten“, sagt Dietz.

Weitere Informationen: Das Video zu „Hey Joe“ ist auf der Videoplattform Youtube unter den Suchbegriffen „Hansi Gempp Hey Joe“ zu finden.

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