Und dennoch sind die First Responder oft näher am Patienten und bekommen als Erste vor Ort so einiges mit. Dass das mitunter auch psychisch belastend sein kann, streiten die beiden Männer nicht ab. „Wir helfen uns gegenseitig nach einem Einsatz“, erklären sie. Auch stehe mit Michael Raab ein ausgebildeter Seelsorger in der Gruppe bereit. Gerade die vergangenen Wochen waren hart: Barreca spricht von drei verstorbenen Patienten innerhalb kurzer Zeit.
Was braucht es, um ein guter First Responder zu werden? „Man sollte keine Hemmschwelle haben, Verletzten zu helfen, und keine Angst vor Blut“, sagt Djokaj. Manchmal reicht es schon, wenn der Gruppenleiter Interessenten ein paar Fotos von Einsätzen zeigt, um einen Sinneswandel herbeizuführen. „Damit komme ich nicht klar“, sagen sie dann schnell.
Immerhin: 40 Prozent der jetzigen Gruppe ist von Anfang an – seit 14 Jahren – dabei. Drei neue Leute sind im vergangenen Jahr dazu gekommen, zwei weitere haben schon Interesse signalisiert.
Daneben ist permanente Weiterbildung gefragt. Die First Responder durchlaufen dieselbe umfangreiche Ausbildung wie Sanitäter in einem Rettungswagen. Regelmäßig werden Übungen durchgeführt. Schwierige Einsätze, wie etwa der Unfall eines Waldarbeiters bei Sitzenkirch im Februar 2017, bei dem der Notarzt mit dem Hubschrauber abgeseilt werden musste, werden hinterher noch einmal komplett durchgespielt, um beim nächsten Mal besser gewappnet zu sein. Hinzu kommen Lehrgänge zu speziellen Themen wie Rückenverletzungen, für die nicht selten eine lange Anreise notwendig ist.
34 Einsätze im vergangenen Jahr
Und manchmal wird es eben ernst: 34 Einsätze hatten die First Responder im vergangenen Jahr, 18 davon in Kandern. Die Frequenz ist dabei sehr unterschiedlich. „Vieles passiert am Wochenende“, wissen Djokaj und Barreca, die beide in der Schweiz arbeiten und deshalb werktags für Einsätze nicht zur Verfügung stehen. „Es gab auch schon einmal fünf Einsätze an einem Tag“, berichtet Barreca.
Geld bekommen die First Responder nicht für ihren Einsatz. Gibt es andere Motive, warum sie trotz aller Widrigkeiten, die dieses Ehrenamt mit sich bringt, bei der Stange bleiben? „Ein Helfersyndrom muss man schon in sich haben“, sagt Arben Djokaj, der die Tätigkeit interessant findet. „Die Fähigkeiten, die man sich erwirbt, sind auch im Alltag zu gebrauchen, etwa auf der Baustelle“, benennt Christophe Barreca eine weitere Motivation. Ans Aufhören – so viel ist klar – denken beide nicht.
Interessenten können sich bei der Stadt Kandern melden.