Kandern Es braucht mehr starke Frauen in der Gesellschaft

Weiler Zeitung
Irmgard Schwaetzer, Bundesministerin a.D. und Präses der Evangelischen Kirche Deutschland, sprach in der Predigtreihe „Starke Frauen“ in Kandern.        Foto: Gerd Lustig Foto: Weiler Zeitung

Predigtreihe: Ex-Ministerin Irmgard Schwaetzer zu Gast in der Stadtkirche Kandern / Zu viele „Türwächter“

Kandern (lu). „Unsere Gesellschaft ist noch immer zu stark verhaftet im traditionellen Rollenspiel von Mann und Frau.“ Das sagt Irmgard Schwaetzer, einstige FDP-Spitzenpolitikerin und Bundesministerin in der Ära von Hans-Dietrich Genscher als Außenminister. Seit 2013 ist sie Vorsitzende der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).

Die 76-Jährige war jetzt eingeladen, in der Kanderner Stadtkirche im Rahmen der Predigtreihe „Starke Frauen“ zu sprechen. Derweil Pfarrer Christian Mack für den liturgischen Teil des Gottesdienstes sorgte, widmete sich Schwaetzer in Gestalt der biblischen Figur des Simeon und dessen Mutter dem Thema „Starke Frauen“.

Die Einladung der hiesigen Kirchengemeinde dazu hatte sie nicht allein in ihrer Funktion als Präses der EKD erhalten, sondern auch, weil sie sich ja selbst als starke Frau in der Politik gezeigt hatte, und sich unter anderem mit Polit-Größen wie Helmut Kohl oder auch Franz Josef Strauß auseinandersetzen und durchsetzen musste. „Sie hat nun wirklich eine gute Perspektive als starke Frau“, so der Kanderner Geistliche.

Und so plädierte Irmgard Schwaetzer unbedingt für mehr starke Frauen in der Gesellschaft. Zwar gebe es mittlerweile immer mehr Frauen im Priesteramt und auch auf der Kanzel sowie in Kirchenvorständen. Noch immer bestehe aber ein Ungleichgewicht bei der Besetzung von Positionen, wie sie anhand einer jüngeren Untersuchung der Synode belegte. Allein in der mittleren Führungsebene arbeiteten allenfalls 20 Prozent Frauen.

Noch immer gebe es zu viele „Türwächter“ in der modernen Gesellschaft, wobei sie nicht unbedingt Böses unterstellen wollte, die den Zugang für Frauen in Führungspositionen verhinderten. Auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf stünde oft im Weg. „Künftig gilt es aber, bei Ehen die Vereinbarkeit von zwei Berufsbiografien in gerechter Weise unter einen Hut zu bringen“, sagte Schwaetzer.

Das überkommene Rollenbild müsse einfach so schnell wie möglich der Vergangenheit angehören. Viele Talente und Gaben könnten so nicht abgerufen werden. „Das ist schade“, meinte Schwaetzer, zumal ja Frauen nachweislich ehrenamtlich deutlich aktiver seien als Männer.

Ein Blick auf Bibel und Altes Testament zeigt aus ihrer Sicht, dass Gott es von Anfang an auf Gleichberechtigung angelegt habe. Überdies sei es ja eine Frau gewesen, die Gott in diese Welt geholt habe. Und auch Frauen seien dem Auferstandenen zuerst erschienen, noch vor den Jüngern.

Auch die Mutter des Simeon in der Bibel habe schnell begriffen, dass sie berufen sei. Gleichwohl habe sie sich ihrem Mann gegenüber loyal verhalten und aus Gnade und im Vertrauen auf Gott stets das Gemeinsame gesucht.

„Das Gemeinsame ist wichtig und notwendig“, postulierte sie. Denn nur so sei die Verständigung über Grenzen und Geschlechter hinweg möglich. „Der Glaube hilft dabei gegen Angst und Kleinmut“, ist sie sicher. Dabei gelte es auch, furchtlos und stark zu sein, um gegen Mehrheiten und den Mainstream anzugehen.

Umfrage

Bettina Stark-Watzinger

Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger hat sich für Zivilschutzübungen an Schulen ausgesprochen. Damit sollen Schüler besser auf den Kriegsfall, Pandemien und Naturkatastrophen vorbereitet werden. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading