Kandern Feste Eckpfeiler für Begegnungen

Alexandra Günzschel
Die Integrationsbeauftragte Angela Schellhorn und Jörg Weiss von der Diakonie hatten viel zu berichten. Foto: Alexandra Günzschel

Gemeinderat: Angela Schellhorn und Jörg Weiss berichten über Arbeit in der Flüchtlingshilfe.

Kandern - Über die Flüchtlingsbetreuung in Kandern berichteten in der Gemeinderatssitzung die Integrationsbeauftragte der Stadt, Angela Schellhorn, und Jörg Weiss vom Diakonischen Werk im Landkreis, zuständig für das Integrationsmanagement in Kandern.

Derzeit leben in Kandern 74 Menschen mit Fluchthintergrund. Ihre Integration sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, erklärte Schellhorn.

Angela Schellhorn berichtet

Schellhorn berichtete von ihrem turbulenten Start als Integrationsbeauftragte am 1. November 2017, als es in der Anschlussunterkunft für Flüchtlinge einen Polizeieinsatz gab. „Ich konnte sofort meine erste Aufgabe in meiner neuen Funktion antreten, nämlich zwischen den Streitenden zu vermitteln, zu deeskalieren und Regeln für das Zusammenleben aufzustellen“, sagte Schellhorn, die betont, dass dies der letzte Polizeieinsatz in der Unterkunft gewesen sei, in der bis zu drei Familien unterschiedlicher Herkunft in sehr engen Verhältnissen leben.

Schellhorn erinnerte an die Ausstellung „Gesichter der Flucht“ oder den Kulturabend „Begegnungen“, aber auch an „feste Eckpfeiler“ für die Begegnung wie das Nähcafé, das Café International in Zusammenarbeit mit dem DRK, das seit der Schließung der Notunterkunft jedoch nicht mehr stattfindet, sowie das „Sprechzimmer“, das für das Üben der deutschen Sprache eingerichtet wurde.

„Die Vermittlung der deutschen Sprache ist eine unserer wichtigsten Aufgaben und ein Schlüssel zur Integration. Sie ist Grundlage für Arbeit und Ausbildung, für Verständigung“, sagte Schellhorn im Namen des Helferkreises. Sie berichtete von 13 Personen, die sich seit 2016 intensiv mit Deutschnachhilfe für Flüchtlinge beschäftigen. Dafür stehen Räume im ehemaligen Notariat zur Verfügung.

Schellhorn hebt außerdem die Kooperationen mit örtlichen Vereinen und Institutionen hervor. „Wir haben Flüchtlingskinder im Fußball, im Tischtennis, im Schach, im Kinderchor und in Theatergruppen“, zählt sie auf. Schwieriger sei es, die Erwachsenen zu motivieren,

Auch die Teilhabe am Kanderner Stadtleben, etwa am Städtlitag, werde gepflegt.

Die Schließung der Gemeinschaftsunterkunft im Herbst sei für viele Flüchtlinge ein trauriger Anlass gewesen. Es gab ein Abschiedsgrillfest.

Jörg Weiss berichtet

Schließlich berichtete Jörg Weiss über seine Arbeit, die etwa die Sozialbetreuung und die Weitervermittlung in der Flüchtlingsarbeit beinhaltet. In Integrationsplänen werden Ziele mit einem Zeithorizont festgelegt.

Weiss erklärte, dass in Kandern zu 70 Prozent Syrer, zumeist Familien, untergekommen seien. Zu 45 Prozent leben die Flüchtlinge in Privatwohnungen, 25 Prozent sind in kommunalen Wohnungen oder solchen, die die Stadt angemietet hat, untergebracht.

Arbeit haben nur 20 Prozent der Flüchtlinge, weitere 25 Prozent absolvieren derzeit einen Sprachkurs, 20 Prozent warten noch auf einen solchen Kurs. Ziel seiner Arbeit, so Weiss, sei es, die Selbstständigkeit zu fördern.

Aufgrund von Neuzuweisungen rechnet er noch einmal mit einem beträchtlichen Aufwand. Es brauche mehr Sprachkurse und auch der Begleitbedarf werde wieder steigen, erklärte Weiss.

Aus dem Gemeinderat

Im Anschluss an die Vorträge ernteten die Referenten viel Anerkennung und Dank für ihre Arbeit, zum einen von Bürgermeister Christian Renkert, aber auch aus den Fraktionen.

In letzter Zeit wurde offenbar intensiv daran gearbeitet, Frauen einen Sprachkurs anbieten zu können, während ihre Kinder betreut werden.

Ein trauriges Ereignis schilderte Rudolph Mayer: Er musste vergangene Woche erleben, wie sein Praktikant aus Gambia offenbar ohne Vorwarnung abgeschoben wurde. „Er stand kurz davor, eine Ausbildung im Betrieb zu beginnen“, schilderte Mayer. „Das erleben wir immer wieder. Das ist leider kein Einzelfall“, erklärte dazu Schellhorn.

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