Kandern Fünf Straßennamen bekommen Legendenschilder

Arwen Stock
Ein Legendenschild soll über Sutter informieren Foto: Jutta Schütz

Fünf Kanderner Straßen, die nach teils umstrittenen Prominenten benannt sind, bekommen eine Zusatzbeschilderung. Dafür hat der Gemeinderat jüngst mehrheitlich votiert.

Paul von Hindenburg oder Wilhelm Zangen – das waren zwei Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft, die einst mit einem Straßennamen geehrt wurden und aufgrund ihrer Verbindungen zum NS-Regime bereits vor rund zehn Jahren in den Gemeinderäten in Freiburg und Hausach für Diskussionen gesorgt hatten und schließlich umbenannt wurden.

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Nun stehen nicht nur in Kandern die Namen zweier umstrittener Persönlichkeiten im Fokus, nach denen einst Straßen benannt wurden: Johann August Sutter und Hermann Burte. Bürgermeisterin Simone Penner verwies in der Ratssitzung darauf, dass die SPD darauf gedrängt hatte, dieses Thema im Gemeinderat zu behandeln und dass der Name Johann August Sutter wegen Verstrickungen in Kolonialismus und Sklavenhandel im Kanton Baselland aktuell kritisch auf Straßenschilder hinterfragt wird.

Der Verwaltungsvorschlag für Straßenschilder lautete aber nicht Umbenennung, sondern zielte auf Legendenschilder. Dieses sollte zur Johann-August-Sutter-Straße „Geboren in Kandern, als Schweizer Pionier und Stadtgründer Sacramentos bekannt, als rassistischer und ausbeuterischer Kolonialist zu verurteilen (1803 – 1880)“ lauten, zur Hermann-Burte-Straße „Als Maler und Dichter im Markgräflerland geschätzt, wegen der Verbreitung und Verherrlichung nationalsozialistischen Gedankenguts zu verurteilen (1879 – 1960)“.

Auch positiv bewertete Persönlichkeiten sollten zum Straßenschild eine Legende erhalten – die Karl-Berner-Straße, die Max-Laeuger-Straße sowie als einzige Frau unter den fünf mit Legendenschildern die Ida-Preusch-Straße. Rund 150 Euro kostet laut Penner die Beschaffung eines Legendenschilds, wobei Gabriele Weber (SPD) signalisierte, privat zwei Schilder zu spenden.

In der Diskussion kritisierte Heike Neudecker (Grüne), dass sie das Wort „Pionier“ zu positiv finde. Sie wünschte sich eine andere Formulierung, „wertfreier, weniger euphemistisch“ wie etwa „rassistischer und ausbeuterischer Kolonialist“. Für das Legendenschild zur Hermann-Burte-Straße wünschte sie sich eine weniger relativierende Formulierung, etwa „Markgräfler Maler und Dichter, Propagandist der Nazi-Ideologie“.

Gegensätzliche Meinungen

Fritz Höferlin (Freie Wähler) wollte dem nicht zustimmen: „Ich hab’ ein Problem damit, Leute zu verurteilen, die vor 100 Jahren gelebt haben.“ Wie werde man in 100 Jahren auf uns zurückblicken, wenn hier viel Geld für Kekse ausgegeben wird und anderswo die Leute verhungern? Gabriele Weber widersprach dem: „Menschen wurden mit einer Straße geehrt, die nicht zu ehren sind, die ganz persönlich Schuld auf sich geladen haben.“ Auch Nicole Müller (SPD) befürwortete die Deutlichkeit der Legendenschilder und verwies auf eine Studie, nach der Kinder und Jugendliche zwar sehr historisch interessiert sind, allerdings wenig über Geschichte wissen.

Daniela Schmiederer (CDU) sprach sich dafür, die Legendentexte sachlicher zu formulieren. „Zu verurteilen“, das sei zu wertend. Für den Beschluss wurden jedoch nur die Texte für die Legendenschilder zu Sutter und Burte geändert. Die Johann-August-Sutter-Straße bekommt den Zusatz „Geboren in Kandern, als Schweizer Auswanderer und Stadtgründer von Sacramento bekannt, rassistischer und ausbeuterischer Kolonialist“. Die Ergänzung zur Hermann-Burte-Straße lautet nun: „Maler und Dichter im Markgräflerland, Propagandist der NS-Ideologie“. Bei 17 Pro-Stimmen, einer Gegenstimme und zwei Enthaltungen stimmte der Gemeinderat mehrheitlich für die Zusatzschilder.

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