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Weiler Zeitung
Catherine Roy und Christian Fromentin weckten Fernweh beim Auftakt von „Theater im Hof“.Foto: Beatrice Ehrlich Foto: Weiler Zeitung

Theater im Hof: Mit dem bezaubernden Duo Martenitsa startete der Kultursommer in Riedlingen

Von Beatrice Ehrlich

Kandern-Riedlingen. Mit einem überaus passenden Konzert ist das „Theater im Hof“ in Riedlingen in seinen diesjährigen Kultursommer gestartet. Mit dem Duo Martenitsa ist den Veranstaltern Dieter Bitterli und Dorothea Koelbing ein echter Glücksgriff gelungen. Pünktlich zum Ferienbeginn weckten Catherine Roy am Akkordeon und Christian Fromentin an Geige und Gitarre Fernweh mit eingängiger und zugleich oft wenig vertrauter Musik aus Osteuropa, „von den Ufern der Donau“.

Der musikalische Allrounder Christian Fromentin, zuletzt mit dem Quintett BUMBAC im Sommer 2020 in Riedlingen zu sehen, hat sich für dieses Programm schon vor über zehn Jahren mit der Akkordeonistin Catherine Roy zusammengetan. Die beiden verbindet eine musikalische Geistesverwandtschaft. Bereits seit 2010 widmen sie sich zusammen diesem Thema, ein gemeinsames Album mit Klezmer- und Balkanmusik ist 2014 erschienen.

Traditionelle Lieder: mit großem Respekt und Willen zur Authentizität

So eng miteinander verwoben wie der rote und weiße Faden des namensgebenden Glücksbändels Martenitsa ist der Klang von ihrer Instrumente, wenn sie mit großem Respekt und Willen zur Authentizität eines der durchweg traditionellen Lieder anstimmen. Wenn etwa in einem 14-taktigen bulgarischen Wiegenlied im Kehrvers Geige und Akkordeon synchron zusammenfinden, als entstünde ihr Ton aus dem gleichen Atem, sorgt das für ein Gefühl vollkommener Harmonie bei Musikern und Publikum.

Fromentin und Roy sind nicht nur Musiker mit sehr viel Feingefühl, sondern auch beharrliche Forscher, wenn es darum geht, die verschiedenen musikalischen Möglichkeiten ihrer jeweiligen Instrumente und im Fall Fromentins auch seiner Singstimme auszuloten. Mit ihren Stücken aus den verschiedenen kulturellen Welten, die in der Balkanregion seit Jahrhunderten mit- und nebeneinander her existieren und sie in kultureller Hinsicht prägen, arbeiten sich Martenitsa die Donau entsprechend dem Titel ihres Programms „Stromaufwärts“ von der Mündung ausgehend hinauf bis nach Wien. Eine ungarische Volksweise, nach einer historischen Aufnahme von Béla Bartók, ist ebenso zu hören, wie traurige und fröhliche Musik der aschkenasischen Juden oder, in einer völlig anderen Tonart, ein Gassenhauer der Schrammel-Brüder Johann und Josef aus Wien.

Das Konzert schließt stimmig mit einer Hommage an die Musik der Sinti (französisch Manoushes), fahrendem Volk, das schon seit rund 600 Jahren in Frankreich und Deutschland zuhause ist und trotzdem seine Kultur und Gebräuche zum Teil bis in die heutige Zeit hinein bewahrt hat.

Christian Fromentin: Auftreten als ungeheuer facettenreicher Musiker

Christian Fromentin erweist sich auch in seinem Auftreten als ungeheuer facettenreicher Musiker. Geschickt und sprachgewandt passt er sich den verschiedenen Sprachen und Dialekten im Donauraum an, von Rumänisch und Bulgarisch über Ungarisch, Jiddisch, Deutsch bis hin zum Sinti. Nur ein Muttersprachler kann hören, ob der Wortlaut tatsächlich dem Original entspricht und einen zusammenhängenden Sinn ergibt, wie etwa in der wunderbaren alten deutschen Ballade vom Schäfer und dem Fürstensohn.

Doch das Wesentliche beim Duo Martenitsa ist die außerordentliche musikalische Qualität, die sich äußert in einem zurückhaltenden, innigen, niemals sich anbiedernden Ton. Die Selbstverständlichkeit, mit der die beiden musizieren, aber auch die durchdachte, in Jahren entstandene Programmabfolge beweisen eine profunde Kenntnis der von Martenitsa aufgegriffenen musikalischen Traditionen.

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