Kandern Geschichten über wahre Originale

Ines Bode
Hermann Wagner (links) signierte sein Büchlein, das bereits gut ankommt. Foto: Ines Bode

Kultur: Hermann Wagner präsentiert Buch „Originale und Originelles aus einer liebenswerten Kleinstadt“

Vor zwei Jahren beschloss Hermann Wagner all die Anekdoten aufzuschreiben, die nicht in Vergessenheit geraten sollen: „Lustige und üble G’schichtle von Menschen, die sich was geleistet haben“. 109 Seiten sind unter dem Titel „Originale und Originelles aus einer liebenswerten Kleinstadt“ zusammengekommen. Vorgestellt hat der 93-jährige Kanderner sein Büchlein in der Grundschule.

Von Ines Bode

Kandern. Der Verfasser schlägt im Buch einen leichten Plauderton an, ganz so wie er zu einer geselligen Runde passt. Er schreibt über stadtbekannte Familien, deren Spuren noch sichtbar sind. Bei den Einheimischen dürften die Erzählungen Erinnerungen wecken, womöglich weil Eltern und Großeltern darüber sprachen. Allen anderen wird die Töpferstadt sympathischer erscheinen – liebenswert eben.

Bei der Buchvernissage erlebt man den ehemaligen Gemeinderat und Architekt auf der Höhe der Zeit. Sein Werk ist übrigens die weit bekannte Rutsche im Freibad, da er das Areal seinerzeit neu geplant hatte. Locker schüttelt er Fakten, Daten und Zahlen aus dem Ärmel. Sein eigenes Leben hat er ebenso im Kopf wie Währungs- oder Gemeindereform und derlei mehr. Bereits nach zwei Minuten sorgte er bei der gut besuchten Veranstaltung für den ersten Lacher.

Geschichten über Familien

Das Buch beginnt mit der Familie Kühn. Drei Generationen betrieben die Schmiede, die sich neben der heutigen Eisdiele befand. „Karl, der Kühne“ war ein enger Freund. Als Mutter Kühn erkrankte, übernahm sein Vater das Kochen. Es sollte D’ Schweizisuppe geben, die Mehlsuppe, die erst fast anbrennt und dann gelöscht wird. Die Sache endete damit, dass Kühn Senior die Pfanne in den Lippisbach schleuderte: „So, jetz isch abglöscht“.

Karl Kühn war es auch, der 1973 mit Rolf Schneider einen Geniestreich ausheckte: das Budenfest. Die Geschichte beginnt auf Seite 38 und heißt „Der Seiler-Gandhi“.

Eine Institution war Tante Mina, die Inhaberin des Café Lacoste samt Ladens. Das Café war ein Treffpunkt, wo sich amüsante Zechgeschichten zutrugen. Brütsche-Öttl und der alte Heckert zechten bis kurz vorm Umfallen: „I ha so ne trautes Heim, dass i mi gar nümmi heim trau“. Weiter geht’s mit dem Flechsig, einem Arztsohn, der „e Ecke ab“ hatte, und mit der Frau Pfarrer Greiner, einer Schweizerin. Bei Regen lief sie mit riesigem Schirm durch die schmale Gasse Blauen- und Feuerbacherstraße. Ein Bursche warnte: „Uffpasse“. Antwort: „Hätsch gscheiter guede Obe gsait, du Lappi“.

Mehrfach würzen Frauen „mit Haare uff de Zähne“ den Lesestoff. Erinnert wird an Ernst Lacoste, an Selma Seiler, an de Brombacher-Öttele vom Wälder, an Gerd Weber, den Busfahrer und natürlich an Oskar, den Sonnenwirt.

Die Sonne diente der Stadtmusik als Stammlokal. Oskar war ein dünner Mann, der für riesige Portionen berühmt war. Schaffte jemand das Unmögliche, und bestellte eine zweite, war er beleidigt: „Wenn einer bi mir mit einer Portion nit gnueg het, dann zahlt er de zweiti nit“. Eine Rolle spielten weiter die Schnecke, die Krone um Ernst Schauer, der Bauunternehmer Hans Lösch, der Sumpf hieß, weil er oft im Lokal versumpfte, sowie die Bürgermeister Götz und der legendäre Despot Rausch. Es geht um die Gebrüder Thiele, den Lerner-Blechner, den Postboten, den Kaminfeger und viele mehr. Auch die eigene Sippe nimmt Wagner, dessen Mutter 102 Jahre wurde, aufs Korn: Richards Hochzeit wurde zur Völlerei, dass man sich einig war, nichts sei schlechter zu ertragen als eine Reihe guter Tage.

Auflage ist auf 500 Exemplare begrenzt

Das Büchlein ist bei der Buchhandlung Berger erhältlich, und kostet 12 Euro. Die Auflage ist mit 500 Exemplaren begrenzt.

...ist freier Architekt mit Büro in Kandern, das er im Alter von 65 Jahren aufgab, um sich der Kunst zu widmen. In Abendkursen begann er an der Basler Kunstgewerbeschule, sich künstlerisch weiterzubilden. Wagners Ausstellungen waren bislang in Kandern, Efringen-Kirchen und Freiburg zu sehen. Außerdem ist er Mitglied in vielen Vereinen und Mitbegründer der Freien Wähler.

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