Kandern Geschwächter Wald nach Hitzejahren

ag

Gemeinderat: Forstbetriebsplan 2020 weist Defizit auf / Klimastabiler Umbau mit Douglasien und Eichen

Kandern - Der Stadtwald von Kandern wird in nächster Zeit keinen Gewinn mehr abwerfen. Bernhard Schirmer, Leiter des Forstbezirks Kandern-Schopfheim, sprach sogar von einem Defizit, als er am Montagabend im Verwaltungsausschuss den Betriebsplan für das kommende Jahr vorstellte. Andererseits hob er den unschätzbaren Wert des Waldes hervor.

Aus den geplanten Erträgen in Höhe von 492 785 Euro und den Aufwendungen in Höhe von 574 362 Euro ergibt sich für das Betriebsjahr 2020 ein Zuschussbedarf in Höhe von 81 577 Euro. Die Gründe dafür sind vielfältig.

Zum einen besteht aufgrund der klimabedingten Schäden im Wald ein Überangebot auf dem Holzmarkt, das die Preise drückt. „Die Sägewerke arbeiten an der Kapazitätsgrenze“, erklärte dazu Schirmer. Zum anderen hält man sich beim Hiebsatz im Sinne der Nachhaltigkeit zurück. Geplant ist ein Einschlag von 6800 Festmetern (Vorjahr: 7200 Festmeter). Schirmer geht von Erlösen aus diesem Nutzholz in Höhe von 408 285 Euro aus.

Höhere Ausgaben bei sinkenden Preisen

Weiterhin steigt aufgrund des Kartellrechtsverfahrens der bisher subventionierte Beförsterungsbeitrag der Stadt von 52 600 auf dann kostendeckende 71 700 Euro. Stärker zu Buche schlagen auch interne Verrechnungen aufgrund des neuen Haushaltsrechts sowie tarifbedingt höhere Personalkosten.

Andererseits werden für das Jahr 2020 Fördermittel in noch unbekannter Höhe erwartet, wodurch sich das Betriebsergebnis noch verbessern würde.

Zwei Extremjahre in Folge haben im Wald ihre Spuren hinterlassen, wie Schirmer ausführte, auch wenn die Folgen andernorts noch schlimmer sind. Die Bäume konnten durch den Trockenstress kein Harz ausbilden, um Schädlinge wie den Borkenkäfer abzuhalten. Diese wiederum hätten von dem Wetter zusätzlich profitiert.

Schirmer machte deutlich, dass keinesfalls nur Fichten betroffen seien, auch Buchen und Tannen hätten unter der Hitze gelitten. Und die Sache ist offenbar noch nicht ausgestanden. „Es wird nachlaufende Trockenschäden geben“, stellte der Forstwirt klar. Ein wenig helfen könnte ihm zufolge ein nasser und kalter Frühsommer.

Derweil soll auch 2020 weiter in einen „klimastabilen Umbau des Stadtwalds“ investiert werden. Dabei setzen die Förster auf trockenheitstolerante Baumarten wie Eichen, Ahorn oder Douglasien. Letztere werden in Kandern bereits seit 140 Jahren erfolgreich kultiviert. Auf die Nachfrage, was sonst noch angepflanzt werden soll, nannte Revierförster Reiner Dickele die Elsbeere, außerdem gebe es Empfehlungen für Tulpenbäume und Platanen. Das Problem: Ob es die richtige Entscheidung war, weiß man erst in 100 Jahren.

Vorgesehen sind Jungbestandspflege auf 16 Hektar, Pflanzmaßnahmen auf 2,3 Hektar sowie Kultursicherungsmaßnahmen auf 15,9 Hektar. Weitergeführt wird auch das Alt- und Totholzkonzept für mehr Artenschutz im Wald.

25 000 Euro werden in die Unterhaltung von Waldwegen investiert. Und der Walderlebnispfad erhält eine Wasserstation.

Der Wert des Waldes für die Umwelt

Warum es sich tatsächlich lohnen könnte für den Wald draufzuzahlen, dafür führte Schirmer eine ganze Reihe von Gründen an: Denn der Wald ist Naherholungsgebiet und auch ein Arbeitgeber, er bietet Trinkwasserschutz sowie Schutz vor Erosion und Hochwasser. Nicht zuletzt hat der Wald eine Klimaschutzfunktion durch die Speicherung von Kohlendioxid, auch in Holzprodukten. Und so kompensiert der Stadtwald Kandern den ökologischen Fußabdruck von 800 Einwohnern, der gesamte Wald auf Gemarkung Kandern sogar den von 3100 Einwohnern.

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