Kandern Harald Preinl schließt Pflegeheim

Siegfried Feuchter
Das vor 21 Jahren eröffnete Pflegeheim „Wohnpark an der Kander“ wird schließen. Betreiber Harald Preinl sieht aus verschiedenen Gründen und vor allem wegen mangelnder Wirtschaftlichkeit keine Zukunft mehr für die Einrichtung. Foto: Siegfried Feuchter

Das Seniorenpflegeheim „Wohnpark an der Kander“ wird in absehbarer Zeit seine Pforten schließen.

„Die Schließung des Pflegeheims fällt mir sehr, sehr schwer und schmerzt mich. Doch ich sehe keine andere Möglichkeit mehr“, betont der 63-Jährige auf Nachfrage unserer Zeitung. Im Gespräch nennt er vielschichtige Gründe für seine „reiflich überlegte Entscheidung“: „Der Mangel an examinierten Pflegekräften, der hohe Krankenstand beim Personal sowie die politischen und durch die Heimaufsicht verordneten Rahmenbedingungen, unter denen ich mein Pflegeheim leite, haben dazu geführt, dass ich meine Einrichtung nicht mehr wirtschaftlich weiterführen kann.“ Dabei kritisiert der Heimleiter auch die „überbordende Bürokratie und die Gängelei durch die Heimaufsicht des Landratsamts Lörrach“.

Übergangszeit: ein Jahr

Harald Preinl muss jetzt, wie er verdeutlicht, die Reißleine ziehen, da sich das Seniorenheim mit seinen 55 Plätzen und 67 Mitarbeitern, davon zahlreiche in Teilzeit, finanziell nicht mehr trägt. Der Heimleiter rechnet bei der gesamten Abwicklung mit einer Übergangszeit von etwa einem Jahr. Dabei ist ihm wichtig, wie er sagt: „Kein Bewohner muss von heute auf morgen ausziehen.“ Bei der Suche nach neuen Heimplätzen will er behilflich sein.

Wegen der sich abzeichnenden Situation und wegen des Mangels an examinierten Pflegekräften hat Preinl vor einiger Zeit einen Aufnahmestopp verfügt, sodass derzeit nur noch 45 der 55 genehmigten Plätze belegt sind. Auch tue es ihm um die Mitarbeiter, von denen viele langjährig bei ihm beschäftigt seien, sehr leid. Für sie will er sich ebenso einbringen, damit sie einen neuen Arbeitsplatz finden.

Keinen Träger gefunden

Seine vielfältigen, monatelangen Bemühungen auf der Suche nach einem neuen Träger für das Seniorenheim sind fehlgeschlagen. „Die momentan allgemein unsichere Lage im Pflegesektor hält Träger davon ab, in Pflegeheime zu investieren“, sagt Preinl. Deshalb bleibe ihm keine andere Lösung, als das dreistöckige Gebäude zu verkaufen.

Gebäude wird verkauft

Die Black Forest Academy aus Kandern, eine private englischsprachige Internatsschule mit christlichem Weltbild, will das sich in gutem Zustand befindliche Gebäude kaufen und ein Internat einrichten. Ein Vertrag sei zwar noch nicht unterschrieben, doch per Handschlag sei man sich einig, sagt der Heimleiter.

Stadt ist informiert

Demnächst muss sich der Gemeinderat mit einer entsprechenden Nutzungsänderung für die Immobilie befassen. In einem Gespräch mit Bürgermeisterin Simone Penner sowie den vier Fraktionsvorsitzenden hat Harald Preinl die neue Situation eingehend erläutert.

Reaktion der Verantwortlichen der Stadt: Sie waren völlig überrascht, werde doch dadurch Kandern in absehbarer Zeit nur noch über das städtische Altenpflegeheim, das Luise-Klaiber-Haus, verfügen. Außerdem verliert die Stadt mit dem „Wohnpark an der Kander“ eine beliebte Senioreneinrichtung, die einen guten Ruf genießt. Die Bewohner, das wird dem Heimleiter immer wieder bestätigt, „fühlen sich wohl und werden vom engagierten Pflegeteam gut umsorgt und betreut“.

„Ich will ehrlich und mit offenen Karten informieren“, betont der Heimleiter, der Mitte der Woche in einer Betriebsversammlung seine 67, vielfach langjährig die Treue haltenden Mitarbeiter über die Zukunft des Pflegeheims informiert hat. Auch die Heimbewohner und Angehörigen haben eine entsprechende Mitteilung erhalten, außerdem gibt es für sie in der kommenden Woche noch eine Informationsveranstaltung.

Abbau der Pflegeplätze

Die schwierige Lage für den Wohnpark an der Kander hat sich zugespitzt, als vor gut zweieinhalb Jahren die Aufsichtsbehörde trotz verschiedener Proteste, trotz einer Resolution des Gemeinderats und trotz politischer Interventionen darauf drängte, dass Harald Preinl die Einzelzimmer-Verordnung umsetzt. Dadurch wurde ihm, obwohl landauf, landab Pflegeplätze rar sind, die Verlängerung der Übergangsfrist und damit die Weiternutzung von 26 Doppelzimmern bis 2027 untersagt.

Die Folge: Er konnte nur noch 55 statt zuvor 78 Plätze anbieten. Und schon damals hatte Preinl mit aller Deutlichkeit auf die zu erwartenden Schwierigkeiten hingewiesen. Er sprach von einer „existenzbedrohenden Lage“, denn das Pflegeheim könne dadurch kaum noch wirtschaftlich geführt werden. Und diese Prognose ist jetzt zum Bedauern von Heimleiter, Mitarbeitern, Heimbewohnern und Angehörigen sowie der Stadt eingetroffen.

Seit mehr als 30 Jahren hat Preinl – vor dem „Wohnpark an der Kander“ im „Kanderner Hof“ – Senioren ein Zuhause geboten. Deshalb stellt er fest: „Ich bin traurig, dass ich mein Lebenswerk nicht in die Zukunft führen kann.“

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