Kandern Helferkreis will Netzwerk werden

Weiler Zeitung

Flüchtlingshilfe: Geplante Unterkunft „Kandermatt“ bringt neue Herausforderungen / Freiwillige gesucht

Die Flüchtlingshilfe Kandern will sich umbenennen in „Netzwerk Integration Kandern“. Bei einem Treffen am Mittwochabend wurden erste Entwürfe für ein Emblem vorgestellt. Hintergrund ist nicht zuletzt die Suche nach neuen Mitstreitern. Denn in Kandern werden weitere Flüchtlinge erwartet – vermutlich noch dieses Jahr.

Von Alexandra Günzschel

Kandern. Viele Neuzugänge werden wohl auf einen Schlag mit der Fertigstellung der Unterkunft „Kandermatt“ kommen. Denn die Aufnahmequote konnte mangels Wohnraum vergangenes Jahr nicht erfüllt werden. Der Helferkreis hat sich schon früh mit Anregungen in die Diskussion um die Gestaltung dieses Wohnkomplexes eingebracht. Am Mittwoch ging es darum, wie die Integration in der geplanten Unterkunft am besten gelingen kann.

„Wir haben einen großen Fundus an Helfern. Fast jede Familie wird von irgendjemandem betreut“, freute sich Angela Schellhorn, Integrationsbeauftragte der Stadt. Besonders auf die Sprachvermittlung wurde in Kandern stets Wert gelegt. Und so konnte Schellhorn einen besonderen Erfolg vermelden. Nur durch den Privatunterricht von Ursula Uhl hat jetzt eine Neubürgerin den Test für das Sprachniveau B1 bestanden.

Die Angebote

Etabliert hat sich mittlerweile das Nähcafé, das alle zwei Wochen angeboten wird. Gerlinde Kern sprach von einem Treffpunkt für junge Flüchtlingsfrauen und ihre Kinder, bei dem das Nähen schon mal hinten an steht. Mindestens drei Mitglieder des Helferkreises seien immer dabei. Die Verständigung erfolge zumeist auf Deutsch, aber auch auf Englisch, Französisch und zur Not mit Hilfe der Kinder.

Alternierend mit dem Nähcafé wird seit einem Jahr im 14-Tage-Rhythmus das „Sprechzimmer“ angeboten, eine Kombination aus Hausaufgabenhilfe und der Möglichkeit, seine Deutschkenntnisse im Gespräch zu vertiefen. Tamara Brückner sprach von einer unterschiedlichen Resonanz. Es soll darüber nachgedacht werden, wie das Angebot attraktiver gestaltet werden kann. Allgemein war die Runde aber der Ansicht, dass es sich lohnt, hier dranzubleiben.

„Die Wellenlänge muss stimmen“, erklärte Hanna Gebauer-Zoutendijk zum Thema Patenschaften. Sie plädierte dafür, sich lieber auf eine oder wenige Familien zu konzentrieren. Man könne sich in einer kleinen Stadt sonst schnell verzetteln.

„Wir sind nicht die großen Helfer“, führte sie weiter aus. Vielmehr gehe es um Begegnungen. Darum, einfach Freund zu sein, dort, wo es passt. „Es braucht viele Leute, die sich dafür entscheiden“, so die Patin, damit am Ende niemand, der Hilfe benötigt, durchs Netz fällt.

Als Vertreter für die Vereine erklärte Günter Argast vom FC Kandern, dass immer wieder, zumeist sehr sportliche Spieler aus Flüchtlingsfamilien in die Jugendmannschaften aufgenommen worden seien. Die Jugendlichen müssten oft auch ermutigt und zur Pünktlichkeit angehalten werden, sagte er.

Uhl lobte Schellhorn für ihr Engagement in Sachen Sprachvermittlung. Denn seit kurzem gibt es in Kandern einen Integrationskurs speziell für Frauen mit Kindern, die beim Thema Spracherwerb immer ein wenig hintenan standen.

Die Unterkunft

Hatte Kandern bisher fast nur syrische Familien zu betreuen, wird für die neue Unterkunft nun ein gemischterer Personenkreis erwartet. Gerade alleinstehende Männer aus Afrika warteten derzeit auf ihre Anschlussunterbringung, wagte Jörg Weiss vom Flüchtlingssozialdienst eine vorsichtige Prognose darüber, wer denn da kommen mag. Klar ist aber auch: Ein Getto will man nicht haben.

Zehn Projekte hat sich der Helferkreis ausgedacht, für die weitere Freiwillige willkommen sind: Sie können helfen beim Spracherwerb, bei der Erstellung eines Spielplatzes oder eines Gartens zusammen mit den Flüchtlingen. Im Bereich Freizeitgestaltung will man die Vereine mit ins Boot holen. Fest eingeplant ist eine Fahrradwerkstatt, damit Räder nicht bei kleineren Macken sofort ausrangiert werden. Weiterhin sollen gemeinsame soziale Projekte wie Putzaktionen durchgeführt werden. Das Café International wird wiederbelebt, auch will man kulturelle Projekte, wie zum Beispiel eine Trommelgruppe, fördern. Ganz wichtig findet der Helferkreis zudem einen Anwohnerbeirat, um Konflikten mit der Nachbarschaft vorzubeugen.

Weitere Informationen: Flüchtlingsbeauftragte der Stadt Kandern: Angela Schellhorn, Hauptstraße 18 (Eingang VHS), Tel. 07626/ 9775727, E-Mail: angela.schellhorn@kandern.de Sprechzeiten: Mittwoch 9 bis 12 Uhr und 14 bis 18 Uhr, Donnerstag 9 bis 13 Uhr.

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