Kandern Herz, Klang und Schwingung

Gabriele Hauger

Theater im Hof: Seit 30 Jahren gibt es ein hochkarätiges Programm unter der Kastanie

Von Gabriele Hauger

Kandern-Riedlingen. Dieter Bitterli kann es selbst kaum glauben: Seit 30 Jahren geben sich nun schon in seinem charmanten Hof in Riedlingen hochkarätige Kulturschaffende aus den Bereichen Literatur, Musik und Theater ein Stelldichein und locken stets ein großes, treues Publikum an. „Diese vielen wunderbaren Begegnungen mit Künstlern und Publikum bereichern mein Leben und das meiner Frau“, sagt er.

Die kulturelle Vitalität, die Vielfalt und Menge an kreativen Menschen und Initiativen habe er so konzentriert noch in keiner Region erlebt, bekennt Theatermann Bitterli. „Für uns ist es wirklich eine Lust, hier zu leben.“

Klänge der Mongolei

Nun freuen er und seine Frau Dorothea Koelbing Bitterli sich auf die diese Woche startende, ambitionierte Sommer-Auflage von Theater im Hof. Zum Auftakt gastiert die mongolische Sängerin Urna Chahar-Tugchi unter der Kastanie (29. Juli, 20.30 Uhr). Tief verwurzelt sind ihre Lieder in der unendlichen Weite ihrer Heimat, feiern die Steppe, die Bräuche, die Träume der Menschen. In Deutschland wurde ihr der Global Ruth-Preis als beste internationale Künstlerin verliehen. Unvergesslich bleibt für Dieter Bitterli eine Begegnung mit der Sängerin in Riedlingen, als sie spontan ein Gedicht über einen sich gerade am Himmel zeigenden Regenbogen sang.

Regelmäßiger Gast in Riedlingen ist Erzählerin Gabi Altenbach mit ihren Geschichten unterm Kastanienbaum, die auch von den Erwachsenen heiß geliebt werden. Märchen ab vier Jahren von lustigen und frechen Tieren gibt es am Sonntag, 31. Juli, um 11 Uhr. Griechische Sagen folgen um 15 Uhr. Diese erzählen von Wandlung und Verwandlung ganz heutig – und sehr unterhaltsam, für alle Menschen ab acht Jahren.

Balkan-Klänge – ganz neu

Bereits zum zweiten Mal wird das Quintet Bumbac die Zuhörer auf eine musikalische Reise in den Balkan mitnehmen (1. August, 20.30 Uhr). „Alle fünf sind so grandiose Musiker, dass es eine wahre Freude ist“, schwärmt Dieter Bitterli. Gespielt wird auf klassischen Instrumenten; durch das Arrangement der Melodien für Streichinstrumente entstehen unerwartete Hörerlebnisse.

Bach und Mantra

Jedes Konzert mit Alfredo Ferre ist neu und einzigartig. Der Spanier verknüpft Suiten von Bach mit der Kunst des Mantra-Singens. Er nimmt die Zuhörer auf eine innere Reise mit, lädt dazu ein, Musik neu zu hören und tief in die Bach-Suiten einzutauchen. „Er ist ein Vollvirtuose“, sagt Dieter Bitterli. Bei seinem letzten Auftritt in Riedlingen war der Musiker selbst vollkommen überwältigt: Alles sei von ihm abgefallen. „Die grandiose Kastanie fordert unsere Künstler mit ihrer Magie offensichtlich heraus“, sagt Bitterli schelmisch.

Einer mutigen Frau widmet sich Margret Greiner mit ihrem neuen Buch über die Frau des Malers August Macke, die viel mehr war als Muse und Modell. Sie unterstützte ihren Mann, dessen Schwester in Kandern das Ehepaar häufig besuchte, klug und rettete nach Mackes frühem Tod unter gefährlichen Umständen in der Nazi-Zeit einen Großteil seines Werks. (6. August, 20.30 Uhr).

Der freie Künstler und Autor Johannes Beyerle kooperierte schon mehrfach mit „Theater im Hof“. Diesmal zeigt er Bilder und liest aus seinem Zeichenroman „Und in der Ferne Schnee“ (10. August, 20.30 Uhr). Wie bei den anderen Aufführungen knüpft er an seine Themen an: unlösbare Fragen der Metamorphosen von Mensch, Tier und Landschaft. Die Grenzen des Darstellbaren werden ausgelotet, Zeichnen und Schreiben greifen ineinander.

Bereits drei Mal bewegte Klangmusik in oder um die Kastanie das Publikum. Nun laden die Musiker Martin Kutterer und Tilo Wachter wieder zu einer Reise in die Stille und in archaische Klänge ein. Dabei werden sich Atmosphäre, Kastanie, Licht, ja der ganze Hof zu einem Gesamterlebnis verknüpfen (13. August, 21 Uhr, 14. August, 11 Uhr). Für die ganze Familie wird es dann rascheln und klingen zum Hören und Staunen (14. August, 15.30 Uhr), wird im Programm versprochen.

Hyperion

Wiederholt wird die Lesung aus Hölderlins „Hyperion“ von Jens Harzer (19. August, 20.30 Uhr).

Und eine „unglaubliche Herzensgeschichte“ steht zum Abschluss auf dem Programm (20. August, 20 Uhr): Marina Galic und Jens Harzer lesen aus dem Roman „Der große Augenblick“ von Clarice Lispector. Mystisch und unerwartet sei dieses Buch, das jeder anders lesen könne und in dem die brasilianische Schriftstellerin unsere Vorstellungen von Armut, Liebe, Identität und Fiktion neu beleuchte. „Es hat mich ganz und gar ergriffen“, sagt Dieter Bitterli.

 Kartenvorbestellung obligatorisch, Tel. 07626/972081 oder in der BuchEule in Kandern

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