Kandern Jetzt fährt das „Chanderli“ wieder

Weiler Zeitung

Museumsbahn: Gestern wurde die Lok 30 nach gut sechs Jahren Reparaturzeit in Betrieb genommen

Die Kandertalbahn ist für viele gleichbedeutend mit dem „Chanderli“. Und so war der Kosename auch in den vergangenen sechs Jahren in aller Munde, obwohl das eigentliche „Chanderli“, die Lok 30, gar nicht fuhr. Gestern – 4000 ehrenamtliche Arbeitsstunden später – war es endlich soweit. Mit einer Sonderfahrt wurde die Wiederinbetriebnahme gebührend gefeiert.

Kandern. Bürgermeister Christian Renkert, er ist auch Vorsitzender des Zweckverbands Kandertalbahn, sprach in seiner Begrüßung von einem „herausragenden Ereignis“. „Es gab einige Herausforderungen zu meistern“, blickte er auf die lange Zeit zurück, seit die Dampflokomotive Ende 2011 für eine grundlegende Aufarbeitung außer Betrieb genommen wurde. 50 000 Euro hat der Verein Kandertalbahn seither in die Maschine investiert.

Seit Jahrzehnten ziere das „Chanderli“ viele Postkarten, Kalender oder auch Einladungen aus Kandern, hob Renkert die identitätsstiftende Bedeutung der kleinen Lok für die Stadt hervor. Allen Beteiligten sprach er seinen Dank aus.

„Jedes aktive Vereinsmitglied hat irgendwie seinen Beitrag geleistet“, blickte Alexander Meyer vom Vorstand des Kandertalbahnvereins zurück auf jene Jahre, als anstelle des „Chanderlis“ die österreichische Dampflok im Einsatz war. Besonders hob er Wolfgang Schleef hervor, der die Sanierung über die Jahre hinweg federführend begleitet und organisiert habe. Schleef war es dann auch, der die Gäste über die Eigenarten und die Geschichte der Dampflok informierte.

Seit 1955 im Kandertal

Die Lok 30 wurde 1904 von der Lokomotivfabrik Borsig in Berlin-Tegel gebaut. Bevor sie 1955 nach Kandern kam, war sie schon auf anderen Nebenbahnen im Südwesten von Deutschland unterwegs.

Im Kandertal fuhr die Dampflok dann zehn Jahre lang bis 1966. Bereits drei Jahre später wurde sie als Museumslok wieder in Betrieb genommen. Kandern und das „Chanderli“ haben mittlerweile also eine mehr als 60-jährige gemeinsame Geschichte.

Schleef informierte auch über die umfangreichen Reparatur- und Restaurationsarbeiten an der Lok, die nun in neuem Glanz erstrahlt. Fürs Erste – wie er deutlich machte – weitere Generalüberholungen werden folgen.

Eine Förderung durch das Land Baden-Württemberg sei leider nicht möglich, da es sich um eine ,preußische’ Bahn handele. „Wir sind gezwungen, so viel wie möglich selber zu machen“, führte Schleef weiter aus. Das hat aber auch Vorteile: Denn die Mitglieder des Vereins haben viel Erfahrung gesammelt, die sie nun an jüngere Leute weiter geben wollen.

„Hier gibt es keine versteckte Schadstoff-Software, hier ist alles noch mechanisch“, ergriff der Oberste Betriebsleiter der Kandertalbahn, Jürgen Lange, das Wort. Seine Aufgabe war es, die Wiederinbetriebnahme zuzulassen. Die Lok halte alle Standards ein, versicherte er.

Die letzte noch betriebsfähige Lok 30

Kandern verfügt somit nun über die einzige betriebsfähige Lok 30, die es noch gibt. Darauf wies Hans-Jürgen Credé, Vorsitzender des Verbands Deutscher Museums- und Touristikbahnen, hin. Dabei sei dieser Loktyp nicht nur in Deutschland, sondern auch in Frankreich und Italien im Einsatz gewesen, wusste er zu berichten.

Nach einem kleinen Stehempfang hieß es schließlich: Einsteigen! Pünktlich um 11 Uhr konnten sich die zahlreichen Gäste selbst von der Zugkraft des „Chanderli“ überzeugen.

Ein Zwischenstopp wurde in Binzen eingelegt. Hier bekommt die Kandertalbahn gerade einen neuen Bahnhof (wir berichten noch).

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