Kandern Jetzt mit auf den Zug aufspringen

Alexandra Günzschel
Dafür, dass sie in Zukunft hier nicht mehr einfach so rumstehen können, kämpfen (v.l.) Markus Kern, Kurt Spittler, Peter Oehler und Peter Völker von der IG Pro Kandertalbahn. Foto: Alexandra Günzschel

S-Bahn: IG Pro Kandertalbahn hält Hybridtechnologie bei einer Reaktivierung für optimal.

Kandertal - Die Mitglieder der IG Pro Kandertalbahn spüren Rückenwind. Jetzt muss die Aktivierung der Bahntrasse durchs Kandertal für den S-Bahn-Betrieb vorangetrieben werden, sind sie überzeugt. Und weil es dafür zuallererst die Unterstützung der Anliegergemeinden braucht, rühren sie mit Blick auf die Kommunalwahlen noch einmal kräftig die Werbetrommel.

In der IG Pro Kandertalbahn haben sich Pendler und Unternehmer zusammengefunden, um das Projekt Kandertal-S-Bahn voranzutreiben. Seit ihrer Gründung im Frühjahr 2018 haben die Akteure einiges bewegt. So propagieren sie einen Brennstoffzellenzug für die Kandertalstrecke, am besten mit Hybrid-Technologie, der dann ohne Oberleitung durchs Kandertal und mit Oberleitung weiter nach Weil am Rhein, Basel oder Lörrach fahren könnte.

Ein solcher Zug wäre sehr ruhig und vollkommen emissionsfrei, wirbt die IG für das Vorhaben, auch im Hinblick auf die Anwohner entlang der Bahntrasse, die offenbar Bedenken haben.

Mit Wasserstoff durchs Kandertal

Zukunftsmusik ist das nicht: Der Wasserstoff-Brennstoffzellenzug „Coradia iLint“ des französischen Konzerns Alstom hat im Juli 2018 vom Eisenbahnbundesamt die Zulassung für Deutschland erhalten. Bei einer Testfahrt von Offenburg nach Freudenstadt Ende Januar waren neben IG-Mitgliedern auch Vertreter aus den Kandertalgemeinden dabei: Bürgermeister Christian Renkert (Kandern), Bürgermeisterin Daniela Meier (Rümmingen), Bürgermeister Martin Gräßlin (Schallbach) und Ortsvorsteher Max Sütterlin (Wollbach) fuhren ebenso mit wie einige Kreisräte. Dem Vernehmen nach waren alle Fahrgäste sehr angetan von der neuen Technologie.

Für den benötigten Treibstoff gibt es eine regionale Lösung: Die „Power-to-Gas“-Anlage in Wyhlen zur Gewinnung von Wasserstoff per Elektrolyse mit überschüssigem Strom aus Wasserkraft der Firma Energiedienst in Rheinfelden würde einen Brennstoffzellenzug mit Energie versorgen.

Jedoch: Für eine Pilotstrecke ist der Zug für das Kandertal wohl abgefahren. Die Firma Alstom hat derzeit keinen weiteren Bedarf.

Bei der IG Pro Kandertal bleibt man dennoch optimistisch: Längst hat sie auch Kontakte zum schweizerischen Eisenbahnhersteller Stadler Rail geknüpft, der den „Flirt“ herstellt. Auch dort wird offenbar mit Hochdruck an neuen Antriebstechnologien gearbeitet. Ohnehin glaubt man bei der IG, dass der technische Fortschritt in diesem Bereich gerade erst begonnen hat.

Die Weichen werden gestellt

Positiv verlief auch ein Besuch bei der DB Netze in Freiburg. Dort wurde den IG-Vertretern versichert, dass die für den Anschluss der Kandertalbahn wichtige Weiche bei Haltingen kommen wird – voraussichtlich 2024. Für einen Halbstunden- oder Stundentakt der S-Bahn sieht man dort keine Probleme.

Statt Studie lieber ein Ideenwettbewerb

Von einer weiteren Machbarkeitsstudie indes, die Unternehmer sollten sich eigentlich mit 60 000 Euro an einem solchen Gutachten beteiligen, hält die IG wenig. Zu groß ist die Angst, das Ergebnis könnte ähnlich negativ ausfallen wie bei der „unsäglichen“ Studie aus dem Jahr 2011, weil wieder falsche Annahmen zugrunde gelegt würden. Mit dem Geld, das der Landkreis für die Studie bereits zur Verfügung gestellt hat, sollte besser ein Ideenwettbewerb für Stadtplaner ausgeschrieben werden, sagt die IG.

Die Zeichen stehen auf Grün

Darüber hinaus wird die Machbarkeit einer Reaktivierung jetzt auch von Seiten des Landesverkehrsministeriums geprüft (wir haben berichtet). Die IG sieht dieser Prüfung optimistisch entgegen, auch wenn die Kandertalstrecke nur eine von vielen ist, die sich beworben haben: Immerhin handele es sich um eine Strecke, die wegen der Museumsbahn schon jetzt alle erforderlichen Zulassungen habe, die Bevölkerungszahlen im Kandertal würden weiter steigen, das Umweltdenken habe Hochkonjunktur und auch Geld sei vorhanden.

Jetzt müssten sich nur noch die Gemeinden im Kandertal klar hinter die Kandertal-S-Bahn stellen, so die Überzeugung der IG Pro Kandertalbahn.

Umfrage

Bettina Stark-Watzinger

Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger hat sich für Zivilschutzübungen an Schulen ausgesprochen. Damit sollen Schüler besser auf den Kriegsfall, Pandemien und Naturkatastrophen vorbereitet werden. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading