Kandern Keramikerinnen öffnen ihre Türen

Silke Hartenstein
Kanderner Ton von ihrem eigenen Grundstück verarbeitet Keramikmeisterin Susanne Kluge. Foto: Silke Hartenstein

Besucher stellen viele Fragen

Als vor 160 Millionen Jahren das Jura-Meer bis zur Feuerbacher Höhe reichte, entstand der Kanderner Ton. Das erzählt Keramikmeisterin Susanne Kluge und zeigt bei der Führung durch ihre Töpferwerkstatt, was man heute aus diesem uralten Material macht. Ob Kanderner Ton oder Ton aus dem Westerwald: Die Keramikwerkstatt Hakenjos und Corinna Smyths Keramikwerkstatt seomraCré öffneten zum 18. Tag der offenen Töpferei die Türen, genauso wie Keramiker aus ganz Deutschland.

Zweierlei Vorgehensweise

Wie individuell diese alte Handwerkskunst ist, wird diesem Samstag gut sichtbar. Zwischen den beiden Werkstätten in Kanderns Hauptstraße liegen nur ein paar Häuser, doch die Unterschiede sind groß. Susanne Kluge führt die 1934 von ihrem Urgroßvater Hermann Hakenjos gegründete Töpferei in der vierten Generation. Der Kanderner Ton vom eigenen Grundstück muss erst einmal aufwändig aufbereitet werden. Bis zu 28 Arbeitsschritte braucht es, bis sich der bröckelige Erdhaufen in einer Ecke des Tonkellers unter ihren Händen in Vasen, Schalen, Gebrauchskeramik, Kanderner Brezeln und vieles mehr verwandelt hat. Mal in erdig-warmen Farbvarianten, mal fröhlich bunt, mal in Engobenmalerei verziert mit floralen Mustern oder klassisch mit Tupfen und Linien, schmücken ihre Kreationen den Verkaufsraum mit den vielen üppigen Grünpflanzen.

Oben in der Töpferwerkstatt formt Kluge in kurzer Zeit einen Klumpen Ton auf der Töpferscheibe zur eleganten Lochvase. „Wenn Du’s nach 40 Johr no nit chasch, hesch öbbis falsch g’macht“, sagt sie lachend, als eine Besucherin staunt über diese Schnelligkeit und Präzision. Gerda Mundt und Waltraud Sütterlin leben beide erst seit einer Weile in Kandern. Heute sind sie zum ersten Mal beim Tag der offenen Töpferei und finden es „toll“.

Bald darauf stehen beide im Verkaufsraum von „seomraCré“ und staunen: „S’ isch total anderscht wie dört, wo mir herchömme“. „Filigran“ finden die beiden das hier präsentierte Tafelgeschirr und die Keramikobjekte, geformt aus Ton vom Westerwald.

Farben von Sand und Holz

Er lasse sich bei höheren Temperaturen brennen als der Kanderner Ton, erklärt Corinna Smyth. Die gebürtige Irin lebt und arbeitet seit rund vier Jahren in Kandern und erschafft aus dem Westerwälder Ton hoch gebranntes Steinzeug, dünnwandig, stabil und oft auch spülmaschinenfest. Viele ihrer feinen Kreationen sind in Farben gehalten, die an Stein, Sand oder Holz erinnern, einige Teekannen haben Henkel aus knorrigem Treibholz. Dazwischen finden sich metallisch schimmernde Sinter-Engobe-Tassen, zartblaue Farbschattierungen oder auch Objekte mit feinen Goldelementen im Lüsterbrand. „Meine größte Inspiration ist die Natur“, sagt sie dazu.

Beatrix Sturm-Kerstans Atelier am Böscherzen war diesmal aus gesundheitlichen Gründen nicht mit dabei.

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