Kandern Launiger Abschied mit kritischer Note

Markus Adler
Neun Gemeinderäte sind in Kandern aus dem Gemeinderat verabschiedet worden. Foto: Markus Adler

Personalwechsel im Kanderner Gemeinderat: Neun von 18 Räten sind verabschiedet worden, die von Bürgermeisterin Simone Penner entweder Blumen oder Wein bekamen. Sie fand für jeden der Räte eine kurze persönliche Würdigung.

Martin Greiner (Freie Wähler) habe in 25 Jahren drei Bürgermeister erlebt, stets den Blick fürs Ganze gehabt und dennoch lösungsorientiert die Feuerbacher Anliegen als Ortsvorsteher vertreten, erläuterte die Bürgermeisterin. Bei Fritz Höferlin (Freie Wähler ) kam Penner beim Zählen der erlebten Bürgermeister ins Schwimmen, bis der Tannenkircher Ortsvorsteher einsprang: „Mit dir sind es fünf.“ Höferlin habe sich stets um das Wohl der Stadt bemüht und gleichzeitig die Interessen des Dorfs im Gemeinderat vertreten, erläuterte Penner.

Jeder Rat hatte seine individuellen Stärken

Der Dritte im Bund der Ortsvorsteher war Holzens Willi Weiß, der 15 Jahre für die CDU am Sitzungstisch Platz genommen hatte. Für ihn sei eine positive Grundstimmung charakteristisch. Er habe für seinen Ortsteil stets pragmatische und kurze Wege gefunden. Alex Domagalla (Freie Wähler) rückte im März 2023 in den Gemeinderat nach und gab sein Mandat wieder auf, weil er beruflich und privat gerade sehr stark gefordert ist. Alexander van Linn kam im April 2021 für Max Sütterlin in den Gemeinderat und vertrat seitdem dort den größten Kanderner Ortsteil Wollbach.

Stefanie Brohammer trepräsentierte die Grünen seit Juli 2022 und habe stets kritisch nachgefragt, wenn ihre Herzensanliegen wie die Situation von Familien und breite gesellschaftliche Gruppen betroffen waren, betonte Penner. Nicole Müller (SPD/Unabhängige) habe in zwei Jahren frischen Wind in den Gemeinderat gebracht, sich für soziale Aspekte eingesetzt und kreative Ideen vorgeschlagen, wenn es etwas zu regeln gegeben habe.

Heike Neudecker nahm ihr Mandat für die Grünen direkt und meinungsstark mit großem Engagement wahr, sagte Penner und habe viele Impulse gegeben in den Bereichen Klimaschutz, Demokratie und Jugend.

Daniela Schmiederer (CDU) galt als die „Stimme der Vernunft“, die sich durch besonnene Sachlichkeit ausgezeichnet habe, betonte sie. Ihre konkreten Vorschläge haben bei der Bewältigung von Aufgaben geholfen und hatten Hand und Fuß, würdigte Penner.

Fritz Höferlin als der dienstälteste Gemeinderat hatte dann das „letzte Wort“ und sorgte für einen bittersüßen Abschluss. Er erinnerte daran, wie er als 26-jähriger junger Rat in den 1980er-Jahren erstmals am Ratstisch in Kandern Platz genommen hate.

Fritz Höferlin liest „großer Politik“ nochmals Leviten

Er habe von großen Persönlichkeiten lernen und profitieren können, wie sie heute in der Kommunalpolitik selten anzutreffen seien. Es sei damals noch deutlich kontroverser zugegangen – die heutigen Debatten seien harmonisch und vom gemeinsamen Willen getragen, die Stadt Kandern voranzubringen. Der Rat der Freien Wähler fand auch kritische Worte zum aktuellen Zustand der kommunalen Selbstverwaltung.

Den übergeordneten Behörden wie Landratsamt und Regierungspräsidium fehle der Blick für das Notwendige, von der kommunalen Selbstverwaltung sei angesichts der geringen Spielräume und engen finanziellen Rahmenbedingungen nur wenig übrig geblieben.

„Die Kommunen werden am goldenen Zügel von Bund und Land eng geführt“, bedauerte der langjährige Gemeinderat. Die Bürokratie werde immer schlimmer, das Steuergeld werde durch überzogene Auflagen „verschleudert“.

Als konkrete Beispiele nannte er das Regenrückhaltebecken in Feuerbach, steuerliche Auflagen bei der Umsatzsteuer und unnötig komplizierte Prozeduren sowie Verfahren in allen Bereichen der Verwaltung.

Sein launiger Satz von Namensvetter Friedrich II. zu dessen Vermächtnis brachte dann eine selbstironische Schlussnote. Der alte preußische König hatte große Sorge, dass sein Reich unter seinem Nachfolger schlicht untergehen würde. Um das aufzuhalten, gab der präfinale König seinem Gesprächspartner einen entscheidenden Satz mit auf den Weg, der diesen Zusammenbruch verhindern sollte: „Der alte König hat es so befohlen.“ Nach 40 Jahren Kommunalpolitik gab Fritz Höferlin ein Beispiel seines trockenen Humors , der in mancher Sitzung für Lockerung gesorgt hatte.

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