Kandern Massive Gebäudeschäden beheben

Adrian Steineck
Kandern verfügt über viel historische Bausubstanz. Deren Erhaltung soll mit möglichen Geldern aus dem ELR-Programm gefördert werden. Foto: Adrian Steineck

Förderprogramm: Kandern stellt ELR-Aufnahmeantrag / Im Erfolgsfall gibt es einen Fördervorrang

Kandern  - Die Gemeinde Kandern stellt den Antrag auf Aufnahme in das Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum (ELR) als Schwerpunktgemeinde. Das beschloss der Gemeinderat in seiner Sitzung am Montag. Gestern wurde der Antrag, für den ein umfassendes Entwicklungskonzept erstellt wurde, eingereicht.

Das ELR ist das größte Förderprogramm des Landes Baden-Württemberg speziell für den Ländlichen Raum. Mit einer Aufnahme als Schwerpunktgemeinde wären für Kandern einige Vorteile verbunden, wie Jasmin Kizler von der LBBW Immobilien Kommunalentwicklung (KE) in Stuttgart im Gemeinderat darlegte. So gilt eine Kommune nach erfolgreicher Antragstellung für fünf Jahre als Schwerpunktgemeinde und erhält während dieses Zeitraums einen Fördervorrang und für gemeinwohlorientierte Projekte einen um zehn Prozent erhöhten Fördersatz.

Kizler hat die umfassende Entwicklungskonzeption maßgeblich begleitet. Diese umfasst 80 Seiten und gliedert sich unter anderem in die Bereiche „Bestandsaufnahme und Analyse“ sowie „zukünftige Entwicklung“. Sie ist zugleich Voraussetzung für eine Bewerbung um die Aufnahme ins ELR, erläuterte Kizler.

Drei Bürgerwerkstätten

Sie fasste die Erfahrungen aus den drei Bürgerwerkstätten zusammen, die die Vor- und Nachteile von Kandern und seiner sechs Teilorte aus Sicht der Einwohner ermitteln sollten. Dabei wurden unter anderem eine bessere Anbindung an den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) sowie eine Gestaltung des Dorfplatzes als Anliegen aus der Bürgerschaft notiert.

Durch Wohnraum geprägt

Landschaftlich sei Kandern durch unterschiedliche Naturräume geprägt, schilderte Kizler die Erfahrungen aus ihren Ortsbegehungen. Zudem sei die Dichte an erhaltenswerter Bausubstanz und an Gebäuden, die unter Denkmalschutz stehen, vor allem in Tannenkirch und Wollbach hoch. Im Grundsatz seien alle Ortsteile durch Wohnhäuser geprägt, wobei in Wollbach die Dichte der Gaststätten und Restaurants am höchsten sei.

Viele Gebäude mit Mängeln

Ermittelt wurde auch der Gebäudezustand. Das Bewertungsspektrum reicht dabei von Stufe 1 (keine oder leichte Mängel) bis zu Stufe 4 (Schwerwiegende Mängel/Erhalt fraglich). Im Hauptort Kandern weisen von 584 aufgenommenen Gebäuden vier schwerwiegende Mängel auf, das entspricht 0,7 Prozent. Erkennbare Mängel wiesen 419 Gebäude (71,7 Prozent) auf. Insgesamt weisen laut Kizler etwa 20 Prozent der Gebäude im Kernort starke bis schwerwiegende Mängel auf.

In den Ortsteilen ist die Situation ähnlich. In Feuerbach etwa weisen von 336 Gebäuden 73 Prozent bereits erkennbare Mängel auf. Im Ortsteil Holzen sind es 65 Prozent (287 von 443 Gebäuden), in Riedlingen 68 Prozent (287 von 424), in Sitzenkirch 70 Prozent (174 von 247 Gebäuden). Im Ortsteil Tannenkirch weist mit 51 Prozent noch immer gut die Hälfte der 908 Gebäude erkennbare Mängel auf. In Wollbach sind es dann wiederum 67 Prozent der 1170 Gebäude, die sichtbare Mängel aufweisen. Insgesamt wurden 59 Baulücken mit einer Fläche von fünf Hektar ermittelt.

Liste von Projekten

Aus dieser Bestandsaufnahme heraus wurden 14 Gebäude zur Wohnraummodernisierung ausgewählt. Hinzu kommen sieben Umnutzungen von ehemals landwirtschaftlich genutzten Gebäuden. Insgesamt beträgt die mögliche Fördersumme 3,01 Millionen Euro. Die Fördersumme, die sich aus den kommunalen Projekten ergibt, beläuft sich auf 1,48 Millionen Euro, die der privaten Maßnahmen auf 1,52 Millionen Euro. Neben zwei Beratungsprojekten sind sechs kommunale und 13 private Baumaßnahmen konkret geplant, für die es eine Förderung geben könnte.

Fragen und Anmerkungen

Günter Lenke (SPD) fragte, warum unter den Projekten, die für eine mögliche Förderung in Betracht gezogen wurden, auch viele nicht in Betracht gezogen wurden, die auf der Vorschlagsliste des Gemeinderats noch vermerkt worden waren. Bürgermeisterin Simone Penner sagte dazu, dass bei vielen Projekten, die ursprünglich vorgeschlagen wurden, die planerischen Grundlagen fehlen würden.

Andrea Schammler (Grüne) wies ebenfalls darauf hin, dass Projekte, bei denen der Gemeinderat sich eine Förderung gewünscht habe, nicht in der Liste auftauchen würden. Bernd Brohammer (Grüne) sah ebenfalls noch Diskussionsbedarf bei der Projektliste. Penner verwies darauf, dass nur über das Stellen des Antrags auf Aufnahme in das ELR abgestimmt werde, nicht über konkrete Förderanträge. Kizler unterstrich diese Aussage der Bürgermeisterin.

Gabriele Weber (SPD) begrüßte die Planungen und das Stellen des Antrags. Förderwürdige Projekte, die momentan wegen fehlender Grundlagen nicht berücksichtigt werden könnten, würden ja deswegen nicht in Vergessenheit geraten, gab sie zu bedenken.

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