Kandern Mehr als einmal droht Stilllegung

Adrian Steineck
 Foto: Weiler Zeitung

Serie – Teil VI: „125 Jahre Kandertalbahn / Anfang der 1970er-Jahre herrscht Optimismus

Kandern - Und es fährt doch: Nachdem der Saisonstart am 1. Mai erstmals in der 125-jährigen Geschichte der Kandertalbahn verschoben werden musste, sind ab Sonntag, 5. Juli, unter den entsprechenden Corona-Auflagen Fahrten auf der Museumsbahn möglich. Die Saison fällt also im Jubiläumsjahr des „Chanderli“ nicht völlig aus.

Die Kandertalbahn hat in ihrer 125-jährigen Geschichte schon einiges erlebt, worüber wir auch in unserer Serie zum Jubiläum berichtet haben. In der vorherigen Folge haben wir auf die Situation in der Nachkriegszeit bis zum Jahr 1961 geblickt, diesmal nehmen wir uns die Zeit bis Anfang der 1970er-Jahre vor.

Zweite Rettung der Bahn

Auch wenn die Zukunft der Kandertalbahn im Jahr 1961 zunächst gesichert schien, verschlechterte sich die wirtschaftliche Situation der Bahn weiter. Die Deutsche Eisenbahn-Betriebs-Gesellschaft (DEBG) kündigte zu Beginn der 1960er-Jahre erneut die Stilllegung der Bahn an.

War bei der ersten derartigen Ankündigung Mitte der 1950er-Jahre der Rückgang beim Güterverkehr Hauptgrund (Die Oberbadische vom 19. Juni), so gab diesmal die allgemeine wirtschaftliche Lage den Ausschlag. Die DEBG wollte nicht nur die Kandertalbahn, sondern alle ihre Bahnen in Baden stilllegen.

Als Auffanggesellschaft für die ehemaligen DEBG-Bahnen wurde im Jahr 1996 die Südwestdeutsche Eisenbahn-Gesellschaft durch das Land Baden-Württemberg gegründet, welche die Aufgabe hatte, die Bahnen weiterzuführen und zu modernisieren. Somit konnte zum zweiten Mal die Stilllegung der Kandertalbahn verhindert werden, wie es in der Festschrift zum 125-jährigen Bestehen der Bahn heißt.

Letzte Dampflok bis 1966

Es wurden nun längst überfällige Erneuerungen am Gleis vorgenommen. Der moderne vierachsige Triebwagen, der ab 1961 verwendet wurde, kam weiterhin zum Einsatz und wurde durch einen Steuerwagen ergänzt. Im Jahr 1965 wurde ein neuer, verlängerter Lokschuppen gebaut, in dem die Wartungsarbeiten am Triebwagen ausgeführt werden konnten. Im Jahr 1966 wurde die letzte Dampflok, Lok 30, die bis dahin immer wieder als Ersatz für den Triebwagen und im Güterverkehr eingesprungen war, abgestellt. Triebwagen, die zu Schlepptriebwagen umgebaut wurden, übernahmen den Güterverkehr.

Aber die Dampflok wurde nicht verschrottet. Später sollte sie sich sogar als Rettungsanker für die Bahn erweisen.

75-Jähriges im Jahr 1970

Aber der Reihe nach. Zunächst stand im Jahr 1970 das 75-jährige Bestehen der Kandertalbahn an. Der Bahnhof in Kandern wurde renoviert und mit einer Gaststube erweitert, wobei die offene Wartehalle entfernt wurde. Zum Festwochenende um den 1. Mai herum verkehrte erstmals der historische Dampfzug der Eurovapor, einer europäischen Vereinigung von Eisenbahnfreunden zur Erhaltung von Dampflokomotiven und historischen Eisenbahnwagen.

Die Festschrift zum 75-jährigen Bestehen der Bahn schließt optimistisch mit den Worten: „Die Entwicklung der vergangenen Jahre und die verkehrspolitischen Maßnahmen der Bundesregierung, die zur Entlastung der Straße die Bedeutung der Eisenbahn in den Vordergrund treten lassen, geben den Eisenbahnern die Hoffnung, dass die Kandertalbahn noch das 100. Lebensjahr erreichen wird.“

Hochwasser mit Folgen

Aber es kam anders: Die verkehrspolitischen Rahmenbedingungen haben sich für die Bahn nicht verbessert. In den 1970er-Jahren kam es wieder zu zunehmender Verlagerung des Verkehrs auf die Straße, und bereits zum Ende des Jahrzehnts kamen erneut Diskussionen zur Stilllegung der Bahn auf. So kam die Dammunterspülung nach einem Hochwasser der Kander, das nach 1978 im Jahr 1983 bereits zum zweiten Mal innerhalb weniger Jahre stattfand, den Verantwortlichen nicht ganz ungelegen. Denn hier bot sich der Anlass, die Stilllegung sofort und ohne Diskussionen zu vollziehen. Nur noch ein bescheidener Güterverkehr auf der befahrbaren Reststrecke bis nach Wollbach wurde bis ins Jahr 1985 durchgeführt. Dann erfolgte die Betriebseinstellung. 

Die Festschrift zum Jubiläum des „Chanderli“ ist zum Preis von 3,50 Euro über die Tourist-Information Kandern, Tel. 07626/972356, oder E-Mail verkehrsamt@ kandern.de, erhältlich. Die bisherigen Folgen unserer Serie sind am 28. April, 11. Mai, 19. Mai, 4. Juni und 19. Juni erschienen.

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