Aber die Dampflok wurde nicht verschrottet. Später sollte sie sich sogar als Rettungsanker für die Bahn erweisen.
75-Jähriges im Jahr 1970
Aber der Reihe nach. Zunächst stand im Jahr 1970 das 75-jährige Bestehen der Kandertalbahn an. Der Bahnhof in Kandern wurde renoviert und mit einer Gaststube erweitert, wobei die offene Wartehalle entfernt wurde. Zum Festwochenende um den 1. Mai herum verkehrte erstmals der historische Dampfzug der Eurovapor, einer europäischen Vereinigung von Eisenbahnfreunden zur Erhaltung von Dampflokomotiven und historischen Eisenbahnwagen.
Die Festschrift zum 75-jährigen Bestehen der Bahn schließt optimistisch mit den Worten: „Die Entwicklung der vergangenen Jahre und die verkehrspolitischen Maßnahmen der Bundesregierung, die zur Entlastung der Straße die Bedeutung der Eisenbahn in den Vordergrund treten lassen, geben den Eisenbahnern die Hoffnung, dass die Kandertalbahn noch das 100. Lebensjahr erreichen wird.“
Hochwasser mit Folgen
Aber es kam anders: Die verkehrspolitischen Rahmenbedingungen haben sich für die Bahn nicht verbessert. In den 1970er-Jahren kam es wieder zu zunehmender Verlagerung des Verkehrs auf die Straße, und bereits zum Ende des Jahrzehnts kamen erneut Diskussionen zur Stilllegung der Bahn auf. So kam die Dammunterspülung nach einem Hochwasser der Kander, das nach 1978 im Jahr 1983 bereits zum zweiten Mal innerhalb weniger Jahre stattfand, den Verantwortlichen nicht ganz ungelegen. Denn hier bot sich der Anlass, die Stilllegung sofort und ohne Diskussionen zu vollziehen. Nur noch ein bescheidener Güterverkehr auf der befahrbaren Reststrecke bis nach Wollbach wurde bis ins Jahr 1985 durchgeführt. Dann erfolgte die Betriebseinstellung.
Die Festschrift zum Jubiläum des „Chanderli“ ist zum Preis von 3,50 Euro über die Tourist-Information Kandern, Tel. 07626/972356, oder E-Mail verkehrsamt@ kandern.de, erhältlich. Die bisherigen Folgen unserer Serie sind am 28. April, 11. Mai, 19. Mai, 4. Juni und 19. Juni erschienen.