Immer wieder kommt es vor, dass einzelne Tiere im Brühbad wieder aufwachen, weil sie zum Beispiel am Schlachter vorbeigefahren sind. In Großbetrieben hat er meist nur fünf Sekunden für den „Entblutestich“. Das ist dann wirklich grausam.
Frage: Was schlagen Sie stattdessen vor?
Wenn es nicht im Akkord geschieht, ist momentan die Betäubung mit der Elektrozange die Methode der Wahl. Das Tier verliert dann das Bewusstsein, bevor es den Schmerzimpuls überhaupt wahrnehmen kann. Die Voraussetzung hierfür ist aber, dass dieser Vorgang sauber ausgeführt wird und die idealen Ansatzstellen für die Elektroden getroffen werden. Das Ganze sollte vor allem ganz in Ruhe und mit Sorgfalt geschehen.
Der Bolzenschuss ist bei Schweinen dagegen nicht ideal. Sie sind zwar sehr intelligent, haben aber ein relativ kleines Gehirn, das nur schwer zu treffen ist. Bei älteren Schweinen behindern zudem eine dicke Kopfhaut und breite Stirnhöhlen die Betäubung. Daher ist der Bolzenschuss nicht als Standardverfahren für Schweine zugelassen. Vielleicht wird ja irgendwann eine bessere Lösung gefunden.
Frage: Wie soll es dann weitergehen, wenn die Tiere betäubt sind?
Es soll ein spezieller Sattelauflieger angefertigt werden, in dem die Schweine gebrüht und zerlegt werden, also quasi ein fahrender Schlachthof.
Mit den toten Tieren geht es dann weiter zu den Zerlegebetrieben. Bei den Schlachthöfen findet gerade ein Zentralisierungsprozess statt, so dass lebende Tiere oft weitere Wege werden zurücklegen müssen. Deshalb wäre so ein Lkw eine tolle Lösung.
Frage: Wie weit sind diese Pläne schon gediehen?
Wir sind noch in der Findungsphase, aber der grobe Plan steht. Thomas Mayer und Peter Brandmaier von der MST-Schlachttechnik aus Riedlingen wollen einen solchen Prototyp entwickeln, suchen dafür aber noch Unterstützer. Die Idee hatten wir schon länger. Zuerst sollte aber die Sache mit den Rindern in trockenen Tüchern sein.
Frage: Gibt es bei den Schlachthöfen eigentlich Unterschiede?
Hier im Südwesten von Deutschland gibt es noch kleinere Schlachthöfe, weshalb die Wege nicht so weit sind.
Viele Leute denken aber, dass biologisch gehaltene Tiere in Bio-Schlachthöfe kommen, aber auch Bio-Tiere enden in einem normalen Schlachthof. Dieser braucht eine Bio-Zertifizierung. Sie besagt allerdings nur, dass die Bio-Tiere in einem eigenen Arbeitsgang, getrennt von konventionellen Tieren, geschlachtet und verarbeitet werden müssen.
Wir aber wollen, dass eine gute Haltung mit einer schonenden Schlachtung verbunden wird, und so eine komplette Wertschätzungskette für das Tier entsteht.
Frage: Wie stellen Sie sicher, dass diese Vorstellung auch in Ihrem Sinne umgesetzt wird?
Von den mit der MSE geschlachteten Rindern gibt es Videos, die den Prozess nachvollziehbar machen. Die Tiere gehen alle freiwillig in den Betäubungsstand, ansonsten brechen wir den Vorgang ab. Auch die Landwirte und Schlachter wissen, dass wir alles aufzeichnen. Das gibt Sicherheit. Sonst könnten wir es auch gleich lassen.
Letztlich handelt es sich dabei um eine Verbesserung für Mensch und Tier. Denn das Verladen von lebenden Rindern zum Transport kann ja durchaus auch gefährlich werden.
Frage: Der aufwendige Prozess erklärt sicherlich auch die höheren Preise für das SMA-Fleisch. Wie würden Sie Konsumenten dieses Fleisch schmackhaft machen?
Zunächst einmal ist es ein anderes Gefühl, Fleisch zu essen, wenn man weiß, dass das Tier nicht leiden musste.
Andererseits wirkt sich der Stress bei einer regulären Schlachtung auch auf die Fleischqualität aus. Die Stresshormone werden nicht mehr abgebaut. Natürlich spielen auch die Haltung und Fütterung eine Rolle. Dennoch ist unsere Fleischqualität eine ganz andere.
Weitere Informationen: www.schlachtung-mit-achtung.de; www.sma-fleisch.de