Kandern Mit dem Förster durch den Wald

Alexandra Günzschel

Radtour: Reiner Dickele über Markgräfler Waldbesitzer und die Champions League unter den Bäumen

Kandern -  Als Revierförster war es für Reiner Dickele eine seiner letzten Amtshandlungen. Im Rahmen der zweiten Teilnahme der Stadt Kandern am „Stadtradeln“ fuhr er mit einer Gruppe Interessierter durch den Wald. Nach 33 Jahren wird Dickele zum Monatsende in Rente gehen. Entsprechend viel hatte der Experte unterwegs zu berichten.

Beim ersten aussichtsreichen Stopp auf dem Weg zum Behlenwald ging es zunächst um allgemeine Informationen. So ist die Gegend gesteinstechnisch irgendwo zwischen Weißem und Braunem Jura einzuordnen. Dickele attestierte dem Kanderner Boden eine gute Qualität für den Wegebau.

Beim nächsten Stopp im Wald gab der Forstexperte Einblicke in seine Arbeit. „Wir arbeiten viel mit Naturverjüngung“, erklärte er. Mit der Buche als dominierende Baumart klappt dies Dickele zufolge sehr gut. Angestrebt werde jedoch – gerade vor dem Hintergrund der Klimakrise – ein Mischwald mit Eichen, Lärchen, Ahorn und Douglasien. Denn auch ältere Buchen geraten womöglich in Schwierigkeiten, wenn die Erwärmung weiter voranschreitet.

Derzeit freuen sich Dickele und seine Kollegen nach drei sehr trockenen Jahren erst einmal über ein echtes „Wonnejahr für den Wald“. Bisher sei Kandern vom Waldsterben kaum betroffen, erklärte der Förster.

Langfristig will man hier auf 70 Prozent Laub- und 30 Prozent Nadelwald setzen. Der Anteil von etwa 50 Prozent Buchen soll erhalten bleiben, während Eichen und Douglasien eine zunehmend größere Rolle spielen werden. Die empfindliche Fichte, ihr Anteil liegt derzeit nur noch bei sechs Prozent, wird weiter zurückgedrängt.

Die nordamerikanische Douglasie gibt es im Kanderner Wald seit etwa 100 Jahren. Sie sei keine invasive Art, betonte Dickele, da sie heimische Bäume nicht verdränge.

Die Tanne ist für Rehe zu wohlschmeckend

Nur schwer durchsetzen kann sich die langsam wachsende Tanne. Für Rehe sei sie besonders wohlschmeckend, berichtete der Förster und müsse deshalb lange gegen Verbiss geschützt werden. Inwieweit weniger restriktive Bedingungen für die Jäger oder gar der Wolf eine alternative Lösung sein könnten, wurde überlegt.

Nicht so gut weg kam bei dem Revierförster der typische „Markgräfler Waldbesitzer“. Denn der sei schon damit zufrieden, den Wald zu besitzen, etwas damit anfangen würde er nicht, brachte Dickele mit einem Schmunzeln seine Kritik an. Die Gruppe befand sich zu diesem Zeitpunkt mitten auf einem Waldweg mit Privatwald auf der einen und Stadtwald auf der anderen Seite. Tatsächlich hatte der Stadtwald zwar weniger, aber dafür die stattlicheren Bäume aufzuweisen.

Der Forstexperte betonte die Funktion des Waldes als Wirtschaftsraum mit durchschnittlich 370 Festmetern Holz pro Hektar. Ein dichterer Bewuchs bringe nicht viel, sei bei Schadensereignissen sogar anfälliger, plädierte Dickele für eine nachhaltige Bewirtschaftung. Das Ziel seien schön gewachsene Stämme mit guter Holzstruktur, machte er deutlich. Dem Naturschutz werde durch Totholzgruppen und ausgewiesene Waldrefugien Rechnung getragen.

Worüber ein Förster ins Schwärmen gerät

Und was bringt einen Förster zum Schwärmen? Bei Dickele sind es die 200 Jahre alten Eichen im Einig-Wald bei Holzen – er spricht von der „Champions League“ unter den Bäumen. Fünf bis sechs Förstergenerationen haben sie gehegt und gepflegt, über Jahrzehnte blieben sie unangetastet. Doch irgendwann war es an der Zeit, mit der Vermarktung zu beginnen. 150 000 Euro brachte ein Hektar des Eichenwalds der Stadt ein. Das seien immerhin noch 720 Euro pro Hektar und Jahr, hat Dickele spaßeshalber ausgerechnet. Preise, die man nur mit überdurchschnittlicher Qualität erzielen könne.

Kann Kandern von den aktuell hohen Holzpreisen profitieren? „Bald“, meint der Forstexperte. „Gegen Ende des Sommers werden sie uns das Holz aus den Händen reißen“, ist er überzeugt. Allerdings dürfe der Preis auch nicht zu hoch steigen, sonst sähen sich die Käufer andernorts um.

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