Kandern Neue Formen und Farben

Weiler Zeitung
Hermann Hakenjos erläutert das Konzept der Ausstellung. Am Tisch (Zweiter v.r.) Alt-Bürgermeister Bernhard Winterhalter, neben ihm (roter Pullover) Marc Elchinger, daneben Rainer Syring. Foto: Dorothee Philipp Foto: Weiler Zeitung

Museum: Kenner beleuchten Aspekte zur Sonderausstellung Keramik der 50er Jahre

Die aktuelle Sonderausstellung „Keramik der 1950er Jahre aus deutschen und französischen Sammlungen“ generierte am Donnerstag ein besonderes Stelldichein im Kanderner Keramikmuseum.

Von Dorothee Philipp

Kandern. Anlässlich der anstehenden Festtage waren aus der Partnerstadt Soufflenheim Bürgermeister Camille Scheydecker und einige Gemeinderäte gekommen, außerdem hatten sich mit dem Sammler Rainer Syring aus Froeschwiller, dem Keramikingenieur Marc Elchinger aus Soufflenheim und Kurator Hermann Hakenjos drei Experten eingefunden, die mit kurzen, prägnanten Vorträgen auf interessante Details der Ausstellung und deren künstlerisches Umfeld eingingen. Bürgermeister Christian Renkert begrüßte die prominenten Gäste und die zahlreichen Interessierten, die sich die Ausführungen der Spezialisten nicht entgehen lassen wollten.

So ging der Keramiksammler Rainer Syring, aus dessen Fundus etliche der ausgestellten Exponate stammen, auf vier damit verbundene Künstlerbiografien ein. Er zeigte auf, dass Picassos Keramiken von dem großen Meister lediglich bemalt, aber nicht selbst hergestellt wurden. Offenbar hat Picasso dafür die Töpferin Suzanne Ramié in Vallauris fast in den Ruin getrieben, weil sie für die Rohlinge für Picasso ihre eigene Arbeit vernachlässigen musste. Doch allein seine Präsenz in Vallauris habe viele Keramiker dorthin gezogen, die in den 1950er Jahren die künstlerische Keramikszene aufblühen ließen.

Von Picasso nur bemalt

Ein weiteres Augenmerk richtete Syring auf Alexandre Kostanda, von dem ebenfalls etliche Werke in der Ausstellung zu sehen sind. Eine bewegte Biografie kennzeichnet diesen Künstler, der von Polen nach Paris auswanderte, im Krieg als Widerstandskämpfer aktiv war und 1953 ein eigenes Atelier in Vallauris gründete.

Ein weiterer bekannter Name in der internationalen Kunstkeramik ist Fernand Elchinger, Vater von Marc Elchinger und Sohn des bekannten Keramikers Léon Elchinger. „Er war sich bewusst, dass sich die Zeiten geändert haben und entwickelte neue Formen und Volumen sowie knallige Farben, wobei er mit Kontrasten zwischen innen und außen eines Gefäßes arbeitete“, sagte Syring.

Zum Schluss ging er auf Jean Garillon ein, der ebenfalls aus der verzweigten Elchinger-Familie stammt. Er wurde als Ernest Jean Xavier Elchinger geboren und legte sich später als Künstlernamen den Geburtsnamen seiner Frau zu. Als seine Töpferei in Soufflenheim im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde, zog er nach Saint Cloud. Aus dieser Zeit stammen Arbeiten nach einer neuen Ästhetik mit dunklen Farben.

Marc Elchinger thematisierte die verschiedenen Künstlerpersönlichkeiten in seiner Familie und einige markante Punkte in der Geschichte der Ateliers. Fernand Elchinger beschäftigte in seiner Werkstatt über 80 Mitarbeiter, nach dem Krieg sei der Bedarf an Geschirr groß gewesen, so dass die Manufaktur in großem Stil auch Warenhäuser in Paris belieferte. Das Pariser Musée d‘ Orsay besitzt einige Exponate aus der Soufflenheimer Manufaktur Elchinger.

Hermann Hakenjos, der ebenfalls aus einer bekannten Keramikerfamilie stammt, apostrophierte die 1950er Jahre als Nährboden für eine „dynamische Keramik ohne ästhetische Grenzen“, deren Kennzeichen die Asymmetrie sei.

Schöne Exponate zeigt die Ausstellung aus der Karlsruher Majolika Manufaktur, etwa eine Schale von Erwin Spuler, die in abstrahierender Form den griechischen Gott Pan zeigt, wobei das Design an die Zeichnungen von Paul Klee erinnert.

Mit Richard Bampi und seinem Nachfolger im Atelier, Horst Kerstan, hat Kandern zwei Schwergewichte der künstlerischen Keramik im 20. Jahrhundert aufzuweisen. Von beiden sind ebenfalls Werke ausgestellt.

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