Aber auch die vorhandene Infrastruktur wurde in die Bewertung mit einbezogen, da sie für Kosten-Nutzen-Erwägungen maßgeblich sei, wie Strauß sagte: ein Pluspunkt für die Kandertaltrasse, die sogar noch befahrbar ist. Ein Minuspunkt ist wiederum ihr Status als Stichstrecke, aus der keine neuen Verbindungen entstehen.
Während die 22 Bahnstrecken, die in den Kategorien A und B landeten, sich um eine Förderung durch das Land weniger Sorgen machen müssen, schlägt Strauß bei den zehn Strecken der Kategorie C vor, mit vertiefenden Untersuchungen noch einmal genauer hinzuschauen.
Ähnlich äußerte sich auch Gerd Hickmann, Leiter der Abteilung Öffentlicher Verkehr im Verkehrsministerium, der gute Fördermöglichkeiten für Machbarkeitsstudien auch in solchen Fällen in Aussicht stellte, wenn bereits Studien existieren, diese aber – wie bei der Kandertalbahn – veraltet sind.
Allgemein wurden die Konditionen für eine Förderung durch Bund und Land bei der Reaktivierung von Bahnstrecken als sehr gut herausgestellt – bis zu 90 Prozent an Zuschüssen seien möglich. Selbst für den laufenden Betrieb stellte Hickmann eine Förderung durch das Land in Aussicht, bei den Strecken der Kategorie C liegt diese immerhin noch bei 60 Prozent.
Lokale Initiativen können Projekte voranbringen
Wenig Chancen auf eine Förderung haben die Bahnstrecken der Kategorie D. „Die Mittel sollen dort eingesetzt werden, wo sie den größten Nutzen haben“, erklärte dazu der Verkehrsminister. Starke Initiativen vor Ort könnten jedoch dafür sorgen, dass eine Strecke schneller zum Zug kommt, auch wenn sie schlechtere Voraussetzungen hatte. „Wir gehen nach dem Windhundprinzip vor. Wer aktiv ist, soll auch bessere Chancen haben“, sagte Hermann.
Dass die Kandertalbahn in dieser Hinsicht gut aufgestellt ist, zeigte auch die Nachfrage von Peter Völker von der sehr aktiven IG Pro Kandertalbahn. Er wollte wissen, wer auf kommunaler Ebene einen entsprechenden Antrag stellen müsse. Darauf komme es nicht an, dass könnten der Landkreis, ein Zweckverband oder auch die Anliegerkommunen seien, hieß es.
Angesprochen wurden bei der Fragerunde auch die grenznahen Strecken. Strauß erklärte, hierfür auf Datenquellen aus der Schweiz zurückgegriffen zu haben. Jedoch habe es für die Kandertalbahn keine ordentliche Datenbasis gegeben. Hier müsse man noch einmal genauer hinschauen, so ihre Empfehlung.