Kandern „Noch einmal genauer hinschauen“

Weiler Zeitung

Kandertalbahn: Lokales S-Bahn-Wunschprojekt landet bei Potenzialanalyse des Landes im mittleren Feld

Unter der Überschrift „Stillgelegte Gleise zu neuem Leben erwecken“ hat am Dienstag eine Videopräsentation des Verkehrsministeriums Baden-Württemberg stattgefunden. Das Land hatte eine Potenzialanalyse für 42 Bahnstrecken in Auftrag geben, die für eine Reaktivierung in Frage kommen – unter ihnen auch die Kandertalbahn. Die Ergebnisse wurden jetzt vorgestellt.

Von Alexandra Günzschel

Kandertal. Landesverkehrsminister Winfried Hermann zeigte sich in seinen einleitenden Worten positiv überrascht von der großen Resonanz auf die Initiative. Rund 70 Strecken wurden dem Verkehrsministerium gemeldet, 42 kamen in die engere Auswahl. Die Initiative ist Teil der geplanten Verkehrswende mit dem Zwischenziel einer Verdoppelung der Fahrgastzahlen im öffentlichen Verkehr bis 2030.

„Als ab den 60er-Jahren mehr Auto gefahren wurde, begann der Niedergang des Schienenverkehrs“, erklärte Hermann, der die damit einhergehende Stilllegung von Bahnstrecken als Fehlentscheidungen bezeichnete.

Die erfolgreichen Reaktivierungen von Bahnstrecken in den 90er-Jahren scheinen ihm Recht zu geben, wie drei Beispiele zeigten. Die prognostizierten Fahrgastzahlen wurden zum Teil weit übertroffen.

Bei der nun fertiggestellten Potenzialanalyse ging es vor allem um das zu erwartende Fahrgastaufkommen. Einzelheiten dazu erläuterte Petra Strauß von der mit dem Gutachten beauftragten Firma PTV. Angenommen wurde für die Bahnstrecken mindestens ein Stundentakt zwischen 5 und 24 Uhr. Zentral waren bei der Analyse die vorausgesagten Personenkilometer je Streckenkilometer.

Plus- und Minuspunkte für die Kandertalbahn

Die Kandertalbahn landete bei dieser Untersuchung im oberen Bereich der Kategorie C (500 bis 750 Personenkilometer) – ein mittleres Nachfragepotenzial. Ihr wurden für den S-Bahn-Betrieb im Durchschnitt 680 Personenkilometer pro Streckenkilometer vorausgesagt bei 1220 Einsteigern pro Tag.

Aber auch die vorhandene Infrastruktur wurde in die Bewertung mit einbezogen, da sie für Kosten-Nutzen-Erwägungen maßgeblich sei, wie Strauß sagte: ein Pluspunkt für die Kandertaltrasse, die sogar noch befahrbar ist. Ein Minuspunkt ist wiederum ihr Status als Stichstrecke, aus der keine neuen Verbindungen entstehen.

Während die 22 Bahnstrecken, die in den Kategorien A und B landeten, sich um eine Förderung durch das Land weniger Sorgen machen müssen, schlägt Strauß bei den zehn Strecken der Kategorie C vor, mit vertiefenden Untersuchungen noch einmal genauer hinzuschauen.

Ähnlich äußerte sich auch Gerd Hickmann, Leiter der Abteilung Öffentlicher Verkehr im Verkehrsministerium, der gute Fördermöglichkeiten für Machbarkeitsstudien auch in solchen Fällen in Aussicht stellte, wenn bereits Studien existieren, diese aber – wie bei der Kandertalbahn – veraltet sind.

Allgemein wurden die Konditionen für eine Förderung durch Bund und Land bei der Reaktivierung von Bahnstrecken als sehr gut herausgestellt – bis zu 90 Prozent an Zuschüssen seien möglich. Selbst für den laufenden Betrieb stellte Hickmann eine Förderung durch das Land in Aussicht, bei den Strecken der Kategorie C liegt diese immerhin noch bei 60 Prozent.

Lokale Initiativen können Projekte voranbringen

Wenig Chancen auf eine Förderung haben die Bahnstrecken der Kategorie D. „Die Mittel sollen dort eingesetzt werden, wo sie den größten Nutzen haben“, erklärte dazu der Verkehrsminister. Starke Initiativen vor Ort könnten jedoch dafür sorgen, dass eine Strecke schneller zum Zug kommt, auch wenn sie schlechtere Voraussetzungen hatte. „Wir gehen nach dem Windhundprinzip vor. Wer aktiv ist, soll auch bessere Chancen haben“, sagte Hermann.

Dass die Kandertalbahn in dieser Hinsicht gut aufgestellt ist, zeigte auch die Nachfrage von Peter Völker von der sehr aktiven IG Pro Kandertalbahn. Er wollte wissen, wer auf kommunaler Ebene einen entsprechenden Antrag stellen müsse. Darauf komme es nicht an, dass könnten der Landkreis, ein Zweckverband oder auch die Anliegerkommunen seien, hieß es.

Angesprochen wurden bei der Fragerunde auch die grenznahen Strecken. Strauß erklärte, hierfür auf Datenquellen aus der Schweiz zurückgegriffen zu haben. Jedoch habe es für die Kandertalbahn keine ordentliche Datenbasis gegeben. Hier müsse man noch einmal genauer hinschauen, so ihre Empfehlung.

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