Gleich doppelten Anlass zum Feiern hatte am Samstagabend die Kirchengemeinde Schallbach-Wittlingen. Zum einen den glücklichen Sanierungs-Abschluss der Schallbacher Kirche. Zum andern die Amtseinführung der neuen Pfarrerin Christina Günther-Fiedler, die hier für eine – vorerst – zweijährige Probezeit die Seelsorgearbeit mit einem 50-Prozent-Deputat in den beiden Dörfern wahrnimmt. Von Walter Bronner Schallbach. Es sei höchst ungewöhnlich im Kirchenbezirk Lörrach, dass eine vakante Pfarrstelle nach wenigen Wochen schon wieder besetzt werde, betonte Dekanin-Stellvertreter Markus Schulz bei der Vorstellung und Einsegnung der 41-jährigen Theologin, die das Lörracher Dekanat quasi von den Evangelischen Kirche des Rheinlands „abgeworben“ hat. Dort war Christina Günther-Fiedler vor zehn Jahren Pfarrerin, bevor sie familiärer Pflichten wegen den Dienst vorübergehend unterbrechen musste. Der Wechsel von einer Landesskirche zu einer anderen wurde in diesem Fall freilich dadurch erleichtert, dass Christina Günther-Fiedler mit dem Pfarrer von Binzen-Rümmingen, Dirk Fiedler, verheiratet ist und seit etlichen Jahren im Kandertal lebt. Die Predigt des Festgottesdienstes hielt die im Januar verabschiedete und jetzt in Berlin arbeitende Vorgängerin Christine Gühne, die während ihrer fünfeinhalbjährigen Seelsorgezeit in der Doppelpfarrei die Schallbacher Kirche „nur als Baustelle erlebt“ hatte. Denn schon 2010 wurden deren erhebliche Baumängel (inklusive Einsturzgefahr der Decke) festgestellt. Und bis die Sanierung letzten Sommer bewilligt und die Finanzierung der etwa 550 000 Euro Baukosten geklärt war, musste das Gotteshaus mit einem Stützgerüst gesichert werden. Es sei dennoch möglich gewesen, „die Kirche als Haus Gottes“ für eine lebendige Gemeindearbeit zu nutzen – die Gerüste inbegriffen als Halterungs- und Präsentations-Elemente von Kunstwerken bei mehreren Ausstellungen. Am Beispiel der wundersamen Gotteserfahrung des alttestamentlichen Patriarchen Jakob auf dessen Flucht vor dem betrogenen Bruder Esau verdeutlichte Pfarrerin Gühne, dass Begegnung mit Gott überall stattfinden könne. Deshalb müsse eine Kirche mehr sein, als ein markanter Ortsmittelpunkt und denkmalwürdiges Bauwerk. Denn erst durch „Erfahrungen der Begegnung mit Gott“ werde dieser Ort gesegnet sein. Musikalisch originell verschönt wurde der Festgottesdienst mit geistlichen Country- und Folksongs der „Oathtown Bluegrass Band“ sowie Gospelsongs, dargeboten vom Trio Sandy Williams (Gesang), Conny Hossfeld (Gitarre) und Henry Uebel (Piano). Zur gelungenen Kirchensanierung, die neben Dachstuhlstabilisierung unter anderem auch einen neuen Innenanstrich, Verpressung von Mauerrissen, Installation einer modernen Übertragungstechnik, Sicherung der Fresken und Neugestaltung des Außenbereichs umfasste, entbot Landtagsabgeordneter Joscha Frey die guten Wünsche der Landesregierung. Diese steuerte für das Projekt einen Zuschuss von 400 000 Euro bei. 90 000 Euro musste die Kirchengemeinde aufbringen, und für den Außenbereich stiftete der Frauenverein 10 000 Euro. Architekt Harald Klemm richtete Dankesworte an Auftraggeber und Bauhandwerker und vollzog die symbolische Übergabe des „gebackenen“ Schlüssels. Eine Grußbotschaft des verhinderten Bürgermeisters Martin Gräßlin verlas Kirchengemeinderätin Steffi Brandt.
Kandern Ort für lebendige Gottesbegegnung
Weiler Zeitung 01.05.2016 - 23:37 Uhr