Kandern (bn). Die deutsche Christenheit, die protestantische zumal, tut sich in der Regel recht schwer, ihren Glauben mit Humor zu leben. Herzliches Lachen passt nicht zum Frommsein, ist weitverbreitete Auffassung – und auch weithin dominierende Lehrmeinung.Eine Veranstaltungsreihe der Kirchengemeinde Kandern versucht derzeit vom Gegenteil zu überzeugen und bot dazu in der trauergetränkten Woche zwischen Volkstrauertag und Totensonntag mit zwischengelagertem Buß- und Bettag die führende Fachfrau in Sachen Theologie und Humor auf: die ordinierte Pfarrerin und promovierte Clownin Dr. Gisela Matthiae. Veranstaltungsreihe der Kirchengemeinde Kandern Der Themenabend der gnitzen Schwäbin, die auch perfekt „Hamborgerisch“ parlieren kann, bereitete unter der Devise „Vom Trotz und Trost des Humors“ dem neugierigen Auditorium im vollbesetzten Luthersaal eine höchst vergnügliche Lehrstunde. Diese begann gleich einmal mit gemeinschaftlichen Seufzer-Übungen, die dann in befreiendes Auf- und Ausatmen mündeten. Es wurde auch oft und zuweilen lauthals gelacht ob der ebenso überzeugenden wie mit viel komödiantischem Esprit präsentierten Anleitungen zu einer humordurchwirkten Pflege christlicher Glaubenshaltung. Dies auch und gerade in Krisensituationen und depressiven Lebensphasen. Denn die viel strapazierte Binsenweisheit „Humor ist, wenn man trotzdem lacht“, gelte noch uneingeschränkt, stellte die Referentin klar. Schließlich nehme der wahre Humor „die Dinge ernst und überlässt sie nicht der Übermacht negativer Gefühle“, sondern befähige dazu, „um die Ecke zu denken“ und „trotzig nach Lösungen zu suchen“, getreu der Erkenntnis des polnischen Aphoristikers Stanisław Jerzy Lec: „Hinter jeder Ecke lauern ein paar Richtungen“. Gisela Matthiae veranschaulicht solche Lösungen an der von ihr gemimten Hamburger Bäckerin Frau Kiebig-Stelz, die von Sparwelle aufs offene Problemmeer geschwemmt wird und dort mit ihren Paddelschlägen in alle Richtungen zielt und dadurch hilfreiche Einsichten gewinnt. Beispiele aus der Bibel hatte sie selbstverständlich auch in petto‚ etwa das von Abraham und Sarah, die sich vor Lachen kringelten, als ihnen im hohen Alter noch ein Sohn verheißen wurde. Dessen Name Isaak lässt sich auf gut Deutsch denn auch mit „Lachen“ übersetzen. Und mit der biblischen Erzählung vom schwer geprüften Hiob, dessen selbstgerechte Freunde und Ratgeber ihn nur mit billigen Vertröstungen abspeisten („etwas, was die Kirche auch über lange Zeit praktizierte“), machte sie das Vortragsthema geradezu plastisch dingfest. Stadtpfarrer Matthias Weber, selbst ein Seelsorger mit gesundem Humor, bedankte sich für die befreiende Lehrstunde mit einem Markgräfler Marmeladen-Körbchen, was die Beschenkte mit gut gespielten schwäbischem Understatement, „das wär aber net nötig gwä, doch i bin halt jetz so frei“ entgegennahm.