Kandern Schnörkellos und spannend erzählt

Reinhard Cremer
Felix Huby liest in der Stadtbücherei vor kleinem, aber interessierten Publikum. Foto: Cremer

Autorenlesung: Felix Huby stellt mit „Spiegeljahre“ den dritten Teil seiner Romanbiografie vor.

Kandern - Eberhard Hungerbühler, Felix Huby, Christian Ebinger: drei Namen ein und desselben Mannes: Als Felix Huby ist er vor allem als Buch- und Drehbuchautor bekannt, Eberhard Hungerbühler ist sein bürgerlicher Name, und Christian Ebinger ist der Protagonist in seiner autobiografischen Romantrilogie.

Am Freitagabend war der ehemalige Spiegel-Mitarbeiter auf seiner Lesereise Gast in der Stadtbibliothek Kandern mit dem dritten Teil seiner autobiografischen Romantrilogie. Nur knapp ein Dutzend Zuhörer waren erschienen. In Südbaden habe er im Gegensatz zu anderen Regionen immer sehr wenige Zuhörer, konnte sich auch Huby die schlechte Resonanz nicht erklären.

Nach den Entwicklungsromanen „Heimatjahre“ und „Lehrjahre“ erzählt Huby in „Spiegeljahre“ von seinem Weg als Journalist vom Redaktionsvolontär bei einer Kreiszeitung bis hin zum Korrespondenten des „Spiegel“ in Stuttgart. Seinem Alter Ego in der Trilogie gab der Autor den Namen Christian Ebinger – nach Ebingen, dem Ort auf der Schwäbischen Alb, aus dem Huby stammt.

Nachdem er sich in der Provinz und bei einer Kundenzeitschrift der Sparkasse, wo er den Slogan „Wenn’s um Geld geht: Sparkasse“ mit kreiert hatte, seine journalistischen Sporen verdiente, landete er beim Spiegel. Seit 1972 arbeitete er für das Magazin. Als solcher begleitete er den Maader-Meinhof-Prozess in Stammheim. Dort erlebte er auch den Besuch Jean-Paul Sartres bei den Häftlingen. Jedoch ist Huby der Meinung, dass Sartre schon damals mit der Schilderung der Haftumstände bedenkliche geistige Defizite offenbarte. Huby waren die tatsächlichen Haftbedingungen bekannt.

Schon Jahre zuvor hatte er Kontakt zu den Mitgliedern der anfangs Baader-Meinhof-Bande, später Rote-Armee-Fraktion genannten Terroristen gehabt. Gudrun Ensslin hatte er sogar persönlich kennengelernt. Huby schilderte, wie sich die Berichterstatter vor Eintritt in das Gerichtsgebäude einer hochnotpeinlichen Körpervisitation unterziehen mussten.

Begonnen hatte seine Korrespondententätigkeit mit der Entdeckung radioaktiven Materials auf einer Müllkippe in der Nähe eines Atomkraftwerks. Auch die Protestaktion gegen den Bau des AKW Wyhl hatte er begleitet.

Huby war auch beteiligt an der Recherche zum Todesurteil gegen einen Soldaten wegen Fahnenflucht in den letzten Kriegstagen. Unterzeichnet hatte dieses Urteil ein Marinestabsrichter namens Hans Filbinger, späterer Baden-Württembergischer Ministerpräsident. Diese Recherche führte denn auch zum Rücktritt Filbingers, der der Ansicht war „Was damals rechtens war, kann heute nicht unrecht sein“.

Wie schon in den vorherigen Bänden der Trilogie verzichtet der Autor in den „Spiegeljahren“ auf jede Form von sprachlichen Schnörkeln. Es ist nicht jedermann gegeben, auf Wortkaskaden verzichtend so verständlich und gleichzeitig spannend und – obwohl in Romanform – dennoch informativ zu schreiben. Bei seiner sehr unprätentiösen Lesung beschränkte sich Huby auf den beruflichen Werdegang seines Protagonisten, der ja eigentlich auch sein eigener ist.

Entgegen der von Felix Huby im Gespräch geäußerten Erfahrung, dass häufig nach Lesungen das Licht ausgehe und er auf sich allein gestellt bleibe, stand man nach der Lesung in Kandern noch plaudernd bei dem einen oder anderen Glas Wein zusammen. Auch machten die Besucher ausgiebig Gebrauch davon, sich ihre Bücher vom Autoren signieren zu lassen.

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