Für die kleine Grundschule würde sich Brombacher-Vollmer ein bisschen mehr Spielraum wünschen. Sie könnte sich zum Beispiel – unter Berücksichtigung aller Hygienemaßnahmen – einen Wechselbetrieb mit halbierten Klassen vorstellen. „Das wäre hier gut zu bewerkstelligen“, sagt sie.
Kritisch sieht die Schulleiterin dagegen die geplante stufenweise Öffnung der Grundschulen. „Wenn wir Fern- und Präsenzunterricht parallel anbieten müssen, wird es schwierig mit den Lehrkräften.“ Die kleine Schule verfügt über fünf Angestellte in Vollzeit.
Grundschule Malsburg
An der Grundschule Malsburg-Marzell übernimmt derzeit immer eine Lehrkraft die Notbetreuung. Insgesamt besuchen 50 Kinder die Schule. Das Kollegium hätte sich mehr Unterstützung bei der Digitalisierung gewünscht. Noch immer sei die Schule in dieser Hinsicht unzureichend ausgestattet, beklagt eine Lehrerin am Telefon, obwohl klar gewesen sei, dass der zweite Lockdown kommt.
Auch in Malsburg-Marzell wünscht man sich, dass die Schüler bald zurückkehren können. Die Lernatmosphäre in der Schule sei einfach eine andere, sagt die Lehrerin.
Grundschule Kandertal
„Mittlerweile ist das leider fast schon Routine“, sagt Reiner Kaiser, Schulleiter an der Grundschule Vorderes Kandertal, über den Schulbetrieb während des Lockdowns. Rund 100 Kinder, etwa ein Viertel aller Schüler, befindet sich derzeit in der Notbetreuung an allen vier Standorten im Vorderen Kandertal.
Dabei muss die Schule permanent auf die Sonderwünsche der Eltern reagieren, die zum Teil nur einzelne Betreuungstage in Anspruch nehmen. Dies sei durchaus im Sinne des obersten Gebots der Stunde, der Kontaktbeschränkung, sagt Kaiser, ein organisatorischer Kraftakt für die Schule ist es dennoch.
Für die Notbetreuung gibt es ein Anmeldeformular auf der Webseite der Schule. Dennoch laufe auch vieles auf Vertrauensbasis und man habe auch schon mal ein Auge zugedrückt, wenn ein Kind erzählte, dass „Mama“ zu Hause ist. Der Schulleiter weiß, dass viele Eltern unter Druck stehen, insbesondere wenn sie neben der Kinderbetreuung noch im Home-Office arbeiten sollen. Häufig reiche das Datenvolumen auch nicht für alle Internetnutzer gleichzeitig aus.
Dieses Problem gibt es auch an den Schulen. „Die Schulgebäude müssen mit modernster Technik ausgestattet werden, so dass 15 Lehrkräfte gleichzeitig auf das Internet zugreifen können“, betont Kaiser. Denn hier stößt der Fernunterricht auch technisch an seine Grenzen, von den fehlenden sozialen Kontakten ganz zu schweigen.
Sollte es zu einer schrittweisen Öffnung der Grundschulen kommen, würde das Notbetreuung, regulärer Unterricht und Fernunterricht gleichzeitig bedeuten. „Dann können wir besser gleich aufmachen“, sagt Kaiser, der vermutet, dass bei der einen oder anderen Entscheidung auch der Landtagswahlkampf eine Rolle spielt.
Die Maskenpflicht würde Kaiser gerne ausweiten – auch für die Grundschüler und auch im Klassenraum. Mit einer entsprechenden Empfehlung will er sich demnächst an die Eltern und Lehrer wenden.