Kandern Schrittweise Öffnung kaum umzusetzen

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Auf den Schulweg können sich derzeit nur wenige Kinder machen. Foto: zVg

Umfrage: Grundschulen zunehmend routiniert im Umgang mit dem Lockdown

Kandertal - Zwischen Fernunterricht, Notbetreuung und immer neuen Anordnungen wird den Grundschulen derzeit viel Flexibilität abverlangt. Die meisten kommen damit mittlerweile gut zurecht, hoffen aber für die Kinder auf ein baldiges Ende der Situation. Von vielen kritisch gesehen wird auch die geplante Wiedereröffnung der Grundschulen in zwei Etappen – zunächst für die Erst- und Zweitklässler ab dem 1. Februar und dann für die Dritt- und Viertklässler ab dem 8. Februar.

Dies ergab eine Umfrage unter Schulleitern und Lehrkräften im Kandertal. Sie gaben Auskunft, wie sie die aktuelle Situation bewerten.

Grundschule Kandern

„Ich bin da im Zwiespalt“, sagt Oliver Simon, Leiter der Grundschule Kandern. Zwar müsse das Virus bekämpft werden, doch es sei auch wichtig, dass die Kleinen wieder in die Schule kommen. So steht für die Erst- und Zweitklässler neuer Stoff wie die Multiplikation an, der professionell und anhand von Materialien vermittelt werden sollte.

25 der 180 Schüler befinden sich derzeit in der Notbetreuung. „Die Eltern versichern uns, dass sie unabdingbar sind im Job. Man kennt sich auch“, sagt Simon. Allgemein gebe es viel Verständnis für die Situation. Die Eltern würden gut mitarbeiten und mitdenken, so das Lob des Schulleiters.

Und wie kommt die Schule mit der Ungewissheit klar? „Wir sind mittlerweile erprobt“, sagt Simon, „innerhalb von drei, vier Tagen können wir alles machen.“

Grundschule Tannenkirch

Auch bei der Grundschule Tannenkirch fühlt man sich gut gerüstet. „Wir haben im Frühjahr schon viel vorbereitet und sind auch gleich in den Online-Unterricht eingestiegen“, sagt Schulleiterin Petra Brombacher-Vollmer. „Es läuft gut, aber den Schülern fehlen die sozialen Kontakte.“ 15 Prozent der 90 Schüler befinden sich derzeit in der Notbetreuung.

Für die kleine Grundschule würde sich Brombacher-Vollmer ein bisschen mehr Spielraum wünschen. Sie könnte sich zum Beispiel – unter Berücksichtigung aller Hygienemaßnahmen – einen Wechselbetrieb mit halbierten Klassen vorstellen. „Das wäre hier gut zu bewerkstelligen“, sagt sie.

Kritisch sieht die Schulleiterin dagegen die geplante stufenweise Öffnung der Grundschulen. „Wenn wir Fern- und Präsenzunterricht parallel anbieten müssen, wird es schwierig mit den Lehrkräften.“ Die kleine Schule verfügt über fünf Angestellte in Vollzeit.

Grundschule Malsburg

An der Grundschule Malsburg-Marzell übernimmt derzeit immer eine Lehrkraft die Notbetreuung. Insgesamt besuchen 50 Kinder die Schule. Das Kollegium hätte sich mehr Unterstützung bei der Digitalisierung gewünscht. Noch immer sei die Schule in dieser Hinsicht unzureichend ausgestattet, beklagt eine Lehrerin am Telefon, obwohl klar gewesen sei, dass der zweite Lockdown kommt.

Auch in Malsburg-Marzell wünscht man sich, dass die Schüler bald zurückkehren können. Die Lernatmosphäre in der Schule sei einfach eine andere, sagt die Lehrerin.

Grundschule Kandertal

„Mittlerweile ist das leider fast schon Routine“, sagt Reiner Kaiser, Schulleiter an der Grundschule Vorderes Kandertal, über den Schulbetrieb während des Lockdowns. Rund 100 Kinder, etwa ein Viertel aller Schüler, befindet sich derzeit in der Notbetreuung an allen vier Standorten im Vorderen Kandertal.

Dabei muss die Schule permanent auf die Sonderwünsche der Eltern reagieren, die zum Teil nur einzelne Betreuungstage in Anspruch nehmen. Dies sei durchaus im Sinne des obersten Gebots der Stunde, der Kontaktbeschränkung, sagt Kaiser, ein organisatorischer Kraftakt für die Schule ist es dennoch.

Für die Notbetreuung gibt es ein Anmeldeformular auf der Webseite der Schule. Dennoch laufe auch vieles auf Vertrauensbasis und man habe auch schon mal ein Auge zugedrückt, wenn ein Kind erzählte, dass „Mama“ zu Hause ist. Der Schulleiter weiß, dass viele Eltern unter Druck stehen, insbesondere wenn sie neben der Kinderbetreuung noch im Home-Office arbeiten sollen. Häufig reiche das Datenvolumen auch nicht für alle Internetnutzer gleichzeitig aus.

Dieses Problem gibt es auch an den Schulen. „Die Schulgebäude müssen mit modernster Technik ausgestattet werden, so dass 15 Lehrkräfte gleichzeitig auf das Internet zugreifen können“, betont Kaiser. Denn hier stößt der Fernunterricht auch technisch an seine Grenzen, von den fehlenden sozialen Kontakten ganz zu schweigen.

Sollte es zu einer schrittweisen Öffnung der Grundschulen kommen, würde das Notbetreuung, regulärer Unterricht und Fernunterricht gleichzeitig bedeuten. „Dann können wir besser gleich aufmachen“, sagt Kaiser, der vermutet, dass bei der einen oder anderen Entscheidung auch der Landtagswahlkampf eine Rolle spielt.

Die Maskenpflicht würde Kaiser gerne ausweiten – auch für die Grundschüler und auch im Klassenraum. Mit einer entsprechenden Empfehlung will er sich demnächst an die Eltern und Lehrer wenden.

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