Kandern Skizze des Daur-Gemäldes taucht auf

Gudrun Gehr
Haben selbst etwas ausgegraben: Museumsleiterin Jasmin Hartmann und Bürgermeisterin Simone Penner mit ihrem Fundstück aus dem Fundus von Hermann Daur. Foto:  

Am 21. Februar war der 100. Todestag des Künstlers Hermann Daur. Aus diesem Anlass zeigen Museen der Region seine Arbeit im Rahmen mehrerer Sonderausstellungen – die Kanderner Ausgabe widmet sich seiner Sammelleidenschaft.

Zusammengestellt wurde die Kanderner Ausstellung von Museumsleiterin Jasmin Hartmann. Angeregt wurde die Ausstellungsreihe für die Museen der Region von Désirée Thudichum und Ute Korom vom Förderverein „Dorfstube Ötlingen“, wo der verstorbene Maler und Grafiker lebte. Die Leiterin der Weiler Museen, Barbara Brutscher, übernahm die Koordination der Ausstellungsreihe. Beteiligt ist ebenfalls das Markgräfler Museum Müllheim, die Dorfstube Ötlingen, das Dreiländermuseum Lörrach und das Ibenthaler Haus Lörrach.

Jasmin Hartmann eröffnete gemeinsam mit Bürgermeisterin Simone Penner und dem Mundart-Musiker Uli Führe die Vernissage im authentischen Keramikstudio Hatu der Töpferin Shanon Turner in der Bibelisgasse. Uli Führe umrahmte die Veranstaltung musikalisch und schmunzelte: „Ich bin heute nur das Zwischenprogramm“. Seine Beiträge startete er mit einigen Vertonungen von Johann Peter Hebels Texten, wie beispielsweise „Der allzeit vergnügte Tabakraucher“ oder „Das Gespenst an der Kanderner Straße“. Besonders amüsierte sich das Publikum mit seinem Lied über das Unwesen von alternativen Fakten – hierzu „nagelte“ er sich ein Brett vor den Kopf.

Sammeln ist eine menschliche Leidenschaft

Simone Penner gab einen historischen Abriss über die menschliche Sammelneigung. Die Leidenschaft zum Sammeln entstand für den frühgeschichtlichen Menschen als Erleichterung, um auf Liebgewonnenes, Alltägliches und Lebenserhaltendes jederzeit zurückgreifen zu können.

Kuratorin Hartmann berichtete: „Bei der Sichtung des Museums-Bestandes habe ich den Blick auf die Sammlung von Hermann Daur geworfen“. Sie begab sich auf Spurensuche. Bei der Restaurierung des Gemälderahmens „Kandertal mit Blauenblick“ fand sich Unerwartetes: Eine Entwurfsskizze auf der Rückwand des Gemäldes, beschriftet von Hermann Daur im Frühjahr 1914. Die Beschriftung zeigt: Besitzer ist der Heimatverein Kandern.

Der Werdegang eines schaffigen Künstlers

Es folgte Biografisches: Albert Hermann Daur wurde 1870 in Stetten bei Lörrach geboren. Seine Tante war Sofie Adler, die Mutter des späteren Universalkünstlers Max Laeuger. Früh zeigte sich das künstlerische Talent des jungen Hermann, das von den Eltern gefördert wurde. Es erfolgte früh in Basel eine Ausbildung zum Zeichenlehrer. 1886 ging es zur Kunstgewerbeschule Karlsruhe. Dort wurde er auch von seinem Cousin Max Laeuger unterrichtet. Sein weiterer Weg führte zur Uhrmacherschule in Furtwangen, wo er Uhrenkästen entwarf und Zeichenunterricht gab. Weiter ging es mit dem Studium der Künste in Karlsruhe. Ab 1895 kam es zu Aufenthalten in der Künstlerkolonie des Fischerdorfes Duhnen bei Cuxhaven, wo er seine spätere Frau Margarete Boldt kennenlernte. 1902 wurde er Meisterschüler unter Hans Thoma.

Seit 1906 war er freischaffender Künstler in Ötlingen, gab Zeichenunterricht an Lörracher Schulen und baute mit Karl Herbster den Grundstock der Sammlung des Heimat- und Keramikmuseums Kandern auf. 1914 konnte Daur wegen einer Schilddrüsenerkrankung nicht für den Krieg eingezogen werden. Er übernahm neben seiner künstlerischen Tätigkeit und seiner Neigung als passionierter Sammler das Pflegeamt der Kanderner Sammlung. Hartmann fasste zusammen: „Daur war einfach schaffig“. Er leitete das Heimatmuseum Kandern, engagierte sich für den Denkmalschutz, hatte jedoch immer mögliche Bodenfunde antiker Kulturen im Blick. Es war ihm ein großes Anliegen, Artefakte zusammenzutragen und vor dem Vergessen zu retten.

Dachböden waren schon damals eine Fundgrube

Eine große Leidenschaft war das Aufstöbern von Dachstuhl-Funden und deren Ankauf. Wichtig war ihm das Alte und das Badische der Funde. Es existieren noch einige Dokumente über die Korrespondenz zwischen Daur und dem Kassierer des Kanderner Heimatvereins über die Finanzierung seiner Schätze. Hartmann sagte: „Sammeln ist eine Brücke zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart“. Sie ergänzte: „In seinen Bildern und seinen Sammlungen zeigte Daur seine starke Verbindung zur Region, zur Tradition und zu schlichter Schönheit.“.

Die Sonderausstellung ist ab 6. April bis 30.Oktober, jeweils donnerstags 14 bis 16 Uhr und sonntags von 11 bis 16 Uhr, geöffnet.

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