Kandern Spannende Draufsicht auf Epoche im Umbruch

Weiler Zeitung
Pfarrer i. R. Axel Huettner (rechts) mit Besuchern bei der Eröffnung seiner Reformations-Ausstellung im Kreiterhof-Museum in Wollbach. Foto: Walter Bronner Foto: Weiler Zeitung

Ausstellung: Pfarrer Axel Huettners Beitrag zur Reformation im Kreiterhof-Museum / Zwei Vorträge

Kandern-Wollbach (bn). Ebenso faktenreich wie optisch attraktiv präsentiert sich die derzeitige Ausstellung zum Reformationsjubiläum im Museumsraum des Kreiterhofs in Wollbach-Egerten. An 20 frisch gezimmerten Stellwänden veranschaulichen etliche hundert Text- und Bilddokumente die Zeit des großen Umbruchs im frühen 16. Jahrhundert.

Mehrere große Vitrinen, antike Schränke und Truhen zeigen hinter Glas bibliophile Kostbarkeiten wie die in Lörrach gedruckte Bibel von 1748, ein Band von Johann Hübners „Vollständige Geographie“ (1736) sowie Gesang- und Gebetsbücher, Hauspostillen und Predigtsammlungen von anno dazumal. Weitere Bücherschätze (etwa Schedels „Weltchronik“ von 1449 und Sebastian Münzers „Cosmographia“ von 1544) sind als Faksimile-Nachdrucke zu sehen.

Eingerichtet und schlüssig arrangiert wurde die Draufsicht auf eine Epoche der gravierenden religiösen, politischen und gesellschaftlichen Veränderungen von Pfarrer i. R. Axel Huettner, dem langjährigen früheren Seelsorger von Wollbach und Holzen. In seinem jetzigen Wohnort Grenzach war die Ausstellung in erweiterter Form bereits zu sehen.

Ihr für Egerten ausgesuchter Extrakt, darunter auch viele historische Objekte wie bäuerliche Gerätschaften von einst oder Waffen wie Hellebarde und (nicht mehr schusstauglicher) Vorderlader, bieten Anschauungsmaterial in opulenter Fülle für interessierte Besucher. Diese drängten sich schon zur Eröffnung in großer Zahl und lauschten gespannt Huettners Einführungsvortrag zu Luthers Wirken, seiner Familie, seinen Mitstreitern und seiner Fürsten – alles auch wirkungsvoll präsentiert an sieben Stellwänden. Dargestellt sind ferner vorreformatorische Bewegungen, die Konzilien des 15. Jahrhunderts, die apokalyptischen Visionen seinerzeit, die heiligen Orte der Region wie St. Chrischona und „Himmelspforte“ Wyhlen.

Reformatorisches Lokalkolorit vermitteln neun bilderreiche Stellwände mit Protokolltexten der ersten Kirchenvisitation im Röttler Amtsbezirk anno 1557. Da wird etwa Feuerbachs Pfarrer nebst dem Dorfvogt ein gottgefälliges Verhalten attestiert, jedoch der liederliche Altvogt heftig gerügt. Und dass die Riedlinger „aus alter gewonheit den wein zu lieb haben“ wird ihnen keineswegs als Markgräfler Alleinstellungsmerkmal angelastet. „Der waldt hinder Susenberg“ (also Malsburg-Marzell) gibt auch zu Klagen Anlass, vor allem ein der „Hurerey“ geziehener Tunichtgut, der seine Ehefrau derart verprügle, dass sie „kein wyse hut schir am gantzen lyb mehr“ habe.

Eine mit Bildern, Texten und Objekten reichhaltig ausgestattete Schauecke ist dem Bauernkrieg und eine Truhe mit Thorarollen und faksimiliertem Talmud dem jüdischen Leben seinerzeit gewidmet.

Aktuelle Luther-Devotionalien vom Reformationsbier bis zum Duckomenta-Martin sind in einem Vitrinen-Eckschrank zu sehen. Wer will, darf persönliche Wünsche und Einsichten an der zur Thesenpforte avancierten Eingangstür anschlagen.

Ausstellungsdauer bis 23. Dezember; Öffnungszeiten werktags ab 17 Uhr, Samstag und Sonntag ab 11 Uhr. Am 5. und 15. Dezember, jeweils ab 19.30 Uhr, hält Huettner Vorträge, den ersten über „Die menschliche Seite der Reformation“, den zweiten über „Die Basler Reformation und ihre Auswirkungen auf das Markgräflerland“.

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