Kandern Töpferstadt hat noch Nachholbedarf

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Mit schönen Wanderwegen kann Kandern touristisch werben – hier die Aussichten vom Rundweg am Hüner bei Tannenkirch, von dem man Ausblicke auf Riedlingen und den Südschwarzwald sowie Richtung Lörrach, Schweizer Berge und Vogesen hat. Foto: Jutta Schütz

Tourismus: Gästeankünfte und Übernachtungen sind leicht rückläufig / Es fehlt an Unterkünften

Kandern - Die Töpferstadt Kandern kann mit ihrer Lage am Rande des Südschwarzwalds mit vielen Attraktionen aufwarten. Doch fehlt es ihr an Unterkünften und daraus folgend an Gästen. Claudia Röder, Leiterin der Tourist-Information in Kandern, zog im Gemeinderat Bilanz.

Die Schließung der „Weserei“ Mitte November sei ein herber Schlag für das künftige Gastronomie- und Übernachtungsangebot in Kandern. Zu schaffen mache den Verantwortlichen zudem, dass das Gästehaus „Sonne“ mit 40 Betten schloss: Dort wurden jährlich 2000 Übernachtungen gebucht, die nun wegfallen.

Das Ergebnis des Tourismusberichts für 2018, den Röder vorstellte, fiel wie folgt aus: Die Gästeankünfte sind rückläufig und lagen 2018 bei 10 728 (2017: 11634). Die Übernachtungen gingen aufgrund wegfallender Unterkünfte ebenfalls zurück und lagen bei 28 311 (2017: 29 454). Die Aufenthaltsdauer veränderte sich minimal von 2,5 auf 2,6 Tage. Spürbar wirke sich bei den Übernachtungen aus, dass das Messegeschäft in Basel nicht mehr so gut läuft wie noch vor einigen Jahren.

Wichtig für die Übernachtungsbetriebe sei die Onlinebuchbarkeit, eine gute Qualität, WLAN-Verfügbarkeit und eine Sterne-Klassifizierung, sagte Röder. Die Online-Buchungen würden weiter ansteigen: Diese lagen 2018 bereits bei 42 Prozent, berichtete Röder. Gründe für die fehlende Online-Buchbarkeit: Manche Vermieter wollen die Wohnung nicht ständig belegt haben wollen oder der Aufwand für kurze Aufenthaltszeiten ist zu groß.

Familienfreundliche Ferienwohnungen fehlen

Was in Kandern fehlt: Übernachtungsmöglichkeiten für Gruppen mit 15 bis 20 Personen und „Ferien auf dem Bauernhof“. Ferienwohnungen gibt es überwiegend für zwei Personen. Unzureichend ist die Anzahl von familienfreundlichen Ferienwohnungen.

Die Schließung der „Weserei“ werde für 2020 zu einem Problem, denn Kandern ist Etappenort des beliebten Westwegs, schon die Schließung des „Sonne“-Gästehauses habe zu Engpässen geführt. „Es fehlen auch Übernachtungsmöglichkeiten für Aussteller beim Antik- und Töpfermarkt“, so Röder.

Da der Radtourismus mit Kandern als Partner der Dreilandreiseregion ebenfalls zunimmt, fehlen ein Fahrradgeschäft mit Reparaturmöglichkeit, ein E-Bike Verleih sowie eine E-Tankstelle und eine Bed & Bike-Station. Gefragt sind zudem Stellplätze für Wohnmobile, da die Tendenz der Wohnmobilreisenden steigend ist. Auch hier hat Kandern Nachholbedarf: „Es gibt viele Anfragen. Wir verweisen oft auf Bad Bellingen als Ausweichmöglichkeit“ stellte Röder fest.

57 Prozent der Gäste kommen aus Deutschland, davon 34 Prozent aus Baden-Württemberg und 18 Prozent aus Nordrhein-Westfalen, acht Prozent der Gäste sind aus den Niederlanden, acht Prozent aus der Schweiz, sieben Prozent aus den USA.

Kooperationen sind für den Tourismus wichtig

Der Tagestourismus hat für Kandern eine große Bedeutung: Kandertalbahn, Macke-Rundweg, Städtlitag, Reitturnier, Budenfest, Töpfer- und Kunsthandwerkermarkt, Themenwege, das Freibad all dies zieht Touristen an, berichtete Röder. „Dabei werden Kooperationen immer wichtiger, etwa mit der Schwarzwald-Tourismus, mit der Werbegemeinschaft Markgräflerland und dem Arbeitskreis Tourismus des Landkreises.“ Essentiell sei die Kanderner Internetplattform und dazu die neue Kooperation mit den Gemeinden Bad Bellingen, Schliengen und Malsburg-Marzell mit gemeinsamem Veranstaltungs- und Gastgeberverzeichnis. Auch die Werbung mit Hilfe der Zusammenarbeit mit Presse und Rundfunk sei dabei relevant.

Die Frage, warum Badenweiler noch nicht zu den Gemeinden gehört, die mit Kandern kooperieren, beantwortete Bürgermeister Christian Renkert diplomatisch: „Das Interesse in Badenweiler daran war eher verhalten, vielleicht ändert sich nun mit den neuen Verhältnissen etwas“, sagte er in Anspielung auf das dortige Bürgermeisterwahlergebnis.

Kandern (jut). In der Beherbergungsstatistik für 2018 ist die Schließung der „Weserei“ noch nicht berücksichtigt (siehe auch nebenstehender Bericht). 43 Beherbergungsstätten gab es 2018 (2017: 41), fünf davon waren Hotels, Gasthäuser oder Pensionen. 36 Privatvermieter, drei mehr als im Vorjahr, waren gemeldet. Die gewerblichen Gästebetten gingen von 273 auf 239 zurück, private Gästebetten gibt es sechs mehr, nämlich 102.

Die Übernachtungszahlen sind rückläufig und fielen von 29 454 im Jahr 2017 auf 28 311 im Jahr 2018. 10 172 Übernachtungen entfielen auf gewerbliche Betriebe, im Vorjahr waren es 11 502. Zulegen konnten die Privatvermieter, die 7241 Übernachtungen gegenüber 6957 Übernachtungen im Jahr 2017 verbuchten.

Bei der Jugendherberge gingen die Übernachtungen von 4870 auf 4138 zurück, der Campingplatz verbuchte ein Plus: 2841 Übernachtungen wurden hier gezählt, 2017 waren es 2429. Hinzu kommt hier der Zuwachs an Dauercampern, 224 mehr als 2017 stehen nun dort, damit wuchs die Dauercamperzahl auf 3920.

Rückläufig war auch die Zahl der Ankünfte: Gesamt wurden hier 10 728 im Jahr 2018 gezählt, im Vorjahr waren es noch 11 643.

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