Kandern Überraschung aus Soufflenheim

Weiler Zeitung
Freundeskreis-Vorsitzende Gisela van Mahnen, Kurator Hermann Hakenjos und Leihgeber Rainer Syring bei der Eröffnungsfeier der neuen Kanderner Keramik-Sonderausstellung. Foto: Walter Bronner Foto: Weiler Zeitung

Vernissage: Neuen Kanderner Museums-Sonderausstellung /Picasso-Palette als Versöhnungsgabe

Die Städtepartnerschaft zwischen Kandern und der Elsässer Töpfergemeinde Soufflenheim funktioniert auf kulturellem Gebiet besser denn je. Das erweist sich erneut im Bezug zur aktuellen Sonderausstellung im Heimat und Keramikmuseum, die jetzt mit einem kurzen Festakt eröffnet wurde.

Von Walter Bronner

Kandern. Zu dieser Werkschau, die die Töpferkunst der 1950er-Jahre zu beiden Seiten des Rheins beleuchtet, haben die Soufflenheimer Sammler Rainer Syring und Marc Elchinger wertvolle Leihgaben zur Verfügung gestellt. Und der Transfer dieser Kostbarkeiten sei denkbar unkompliziert und in sympathieerfülltem Miteinander bewerkstelligt worden, betonten Kanderns Museums-Leiterin Gisela van Mahnen und Ausstellungs-Kurator Hermann Hakenjos unisono bei der Eröffnungsfeier.

Das konnte auch Bürgermeister Christian Renkert nur bestätigen. Und er wurde zudem von Leihgeber Elchinger mit einem Soufflenheimer Geschenk überrascht, das indirekt mit Pablo Picasso zu tun hat. Elchingers Vater Fernand, von dem etliche Referenzstücke die neue Ausstellung zieren, war einer der Protagonisten französischer Töpferkunst in den Fünfzigern. Gleichzeitig experimentierte Picasso im südfranzösischen Valauris ebenfalls mit Keramik. Dem großen Meister missfiel dabei, dass sein Glasuren-Lieferant auch die Elsässer Manufaktur bediente und wollte das unterbinden. Doch der Glasurhersteller argumentierte dagegen, dass er ohne die Geschäfte mit Elchinger pleitegehen würde und dann auch Picasso nichts mehr liefern könne. Da gab der Meister klein bei und bekam von Fernand Elchinger als Versöhnungsgabe eine in Ton geformte stilisierte Malerpalette.

Und ein zweites Exemplar davon schenkte jetzt Sohn Marc dem Kanderner Stadtoberhaupt, nachdem er zuvor bereits dem Museum der Stadt eine Vase seines bedeutenden Großvaters Léon Elchinger vermacht hatte. Diesem international bedeutenden Jugendstil-Keramiker war ja die jüngste Sonderausstellung gewidmet.

„Gute alte Zeit“

Aus Sicht heutiger Zeit mit ihren gefährlichen Brennpunkten an allen Ecken und Enden der Welt erschienen einem die 50er Jahre wie die sprichwörtliche „gute alte Zeit“, gab der Bürgermeister in seiner Begrüßung zu verstehen. Die Politik nach dem Zweiten Weltkrieg war auf Versöhnung und inneren Frieden fixiert und die Menschen auf bescheidenen Wohlstand und etwas Lebensglück nach Jahren voller Leid und Entbehrungen.

Daran erinnerte auch Hakenjos in seiner Einführung, da dieses Harmoniebedürfnis auch seinen Niederschlag in der damaligen Keramikkunst fand. Deren Formen- und Dekore-Vielfalt war übrigens weitaus größer als die des Jugendstils und des Artdeco, wie Hakenjos am Schaffen der seinerzeitigen Kanderner Keramiker Bampi, Hakenjos Senior und des jungen Kerstan sowie anderer deutscher Kunsttöpfer und namhafter Manufakturen nachwies. Letztere, oft große Betriebe, mussten dann im nachfolgenden „Plastikzeitalter“ ihre bruchanfällige Produktion wieder aufgeben.

Ähnliche Feststellungen traf auch Rainer Syring, der als zweiter Referent die Keramikszene im damaligen Frankreich beleuchtete, wobei er neben den Elsässer Töpferzentren auch die Werkstätten von Valauris und ihre Kreationen vorstellte.

Die Ausstellung kann bis zum 28. Oktober besichtigt werden. Die Öffnungszeiten sind Mittwoch von 15 bis 17 Uhr sowie Sonntag von 10 bis 12 und von 14 bis 16 Uhr.

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