Kandern Vier lebendige Dorfgemeinschaften

Weiler Zeitung
Die Teilnehmer an der dritten Bürgerwerkstatt sammelten in der August-Macke-Schule die Pros und Contras der Ortsteile Holzen, Riedlingen, Feuerbach und Sitzenkirch. Foto: Adrian Steineck Foto: Weiler Zeitung

Bürgerwerkstätten: Schlechter ÖPNV, aber viele Vereine in Holzen, Riedlingen, Feuerbach und Sitzenkirch

Bei der dritten und letzten Bürgerwerkstatt in der August-Macke-Schule zur städtebaulichen Entwicklung Kanderns standen die Ortsteile Holzen, Riedlingen, Feuerbach und Sitzenkirch im Fokus. In zwei Gruppen zu jeweils knapp 20 Teilnehmern wurden die Plus- und Minuspunkte der einzelnen Dörfer gesammelt. Mit den Ergebnissen aus allen drei Bürgerwerkstätten will sich Kandern um Fördergelder bewerben.

Von Adrian Steineck

Kandern. Geringe Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln und langsames Internet auf der Sollseite, dafür aber eine engagierte, lebendige Dorfgemeinschaft mit vielseitigem Vereinsleben: Die Teilnehmer an der Bürgerwerkstatt, unter ihnen auch Ortsvorsteher, Ortschaftsräte und Vereinsvertreter, waren sich weitgehend einig, was sie an ihrem jeweiligen Wohnort als Bonus und als Malus empfinden.

Eine Lehrerin an der August-Macke-Schule im Kernort monierte die in ihren Augen mangelhafte Busanbindung nach Holzen. Ein anderer Teilnehmer sprach in Bezug auf Riedlingen davon, dass die Menschen lediglich zum Schlafen dorthin zurückkämen und tagsüber in der Region arbeiten würden.

60 Teilnehmer bei den drei Veranstaltungen

Als positiv wurde von den Teilnehmern die ruhige und naturnahe Lage empfunden – dies gilt für alle vier Ortsteile, die behandelt wurden, ebenso wie für Wollbach und Tannenkirch, die in der zweiten Bürgerwerkstatt im Mittelpunkt standen, und sogar für die Kernstadt, die am ersten Abend im Fokus stand (wir berichteten).

Bei der mehrstündigen Debatte, die von der Stadtplanerin Jasmin Kizler und ihrer Kollegin Julia Schütz, beide von der LBBW Immobilien Kommunalentwicklung (KE) geleitet wurde, geht es im Endeffekt um viel Geld: Mit den Ergebnissen aus den drei Bürgerwerkstätten will sich Kandern um die Aufnahme als Schwerpunktgemeinde in das ELR-Programm (Entwicklung ländlicher Raum) bewerben. Im Gespräch mit unserer Zeitung zieht Kizler eine positive Bilanz: „Es waren aus allen sechs Ortsteilen Bürger da“, sagt sie. Zehn bis 15 Teilnehmer hätten sich für jede Gruppe gefunden. Insgesamt seien zu den drei Bürgerwerkstätten etwa 60 Teilnehmer gekommen.

Die Möglichkeit, per Brief oder E-Mail Vorschläge zur städtebaulichen Entwicklung Kanderns zu machen, wurde bisher von fünf Interessierten genutzt. „Ich vermute, dass da noch etwas mehr kommt“, sagt Kizler auf eine entsprechende Nachfrage.

Das weitere Vorgehen

Die gesammelten Pros und Contras fließen nun in die Bewerbung Kanderns um Aufnahme in das ELR-Projekt ein. „Wir werden ein Protokoll der drei Bürgerwerkstätten erstellen, das jedem Teilnehmer zugeschickt wird und auch dem Antrag zur ELR-Aufnahme beiliegt“, schildert die Stadtplanerin das weitere Vorgehen. Nach dem Erstellen einer Entwicklungskonzeption und weiteren Besprechungen soll dann im Mai der Antrag auf Aufnahme Kanderns ins ELR-Programm gestellt werden.

Wird eine Gemeinde in das ELR-Programm aufgenommen, genießt sie fünf Jahre lang Fördervorrang, auch für private Umbau- und Modernisierungsmaßnahmen, die den Kriterien des Ministeriums für Ländlichen Raum in Baden-Württemberg entsprechen. Doch die Hürden sind hoch: Jährlich werden nur zwei bis drei Kommunen in das ELR-Programm aufgenommen.

Kizler und ihre Kollegen von der KE haben sich im Vorfeld der drei Bürgerwerkstätten insgesamt 584 Gebäude in der Kernstadt angesehen, von denen 72 Prozent sanierungsbedürftig sind. Denn sanierungsbedürftige Gebäude, die sich im Ortskern befinden und älter als 50 Jahre sind, können konkret als zu bezuschussende Projekte mit in die Bewerbung aufgenommen werden. „Wir werden deshalb auch nochmals auf Privatpersonen mit Bau- und Sanierungsprojekten zugehen und mit ihnen gemeinsam Steckbriefe der Projekte erarbeiten“, sagt Kizler.

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