Kandern Von der Herkunft der Zapfen

Alexandra Günzschel
Der Zapfen einer Douglasie und die dazugehörigen Samen. Foto: Alex­andra Günzschel

Forst: Bei der Samenernte für Bäume wird nur wenig dem Zufall überlassen

Kandern - Zapfen ist nicht gleich Zapfen. Die Samenträger der Nadelhölzer sollen gute genetische Eigenschaften aufweisen – nur dann werden sie aufwendig geerntet und weiterverkauft. Entscheidend dafür sind zunächst einmal „schöne Bestände“ bestimmter Baumarten. Gerade erst hat Revierförster Reiner Dickele im Kanderner Stadtwald einige neue ausgemacht.

Es war ein gutes Jahr für die Ernte. Der Revierförster hat zum Pressegespräch beim Wässerlehof in Sitzenkirch eingeladen, wo die Douglasienzapfen zwischengelagert werden.

„Am liebsten setzen wir auf Naturverjüngung“, erklärt der Förster, „das jedoch geht nicht zu hundert Prozent“. Überlässt man den Wald beim Nachwachsen sich selbst, kommen auch keine neuen Arten hinzu. Doch gerade die könnten im Zuge des Klimawandels entscheidend sein. „Der Schwarzwald muss von der Fichte weg“, betont Dickele.

„Wir wollen auf Nummer sicher gehen, dass das Pflanzmaterial gute Eigenschaften als Stammholz aufweist.“ Und dabei spielt eben auch die „gute Herkunft“ der Zapfen eine entscheidende Rolle. Dickele sucht gezielt nach erntewürdigen Beständen im Stadtwald. Seine Vorschläge werden dann von der Forstdirektion beim Regierungspräsidium Freiburg geprüft und gegebenenfalls für gut befunden.

Neu hinzu gekommen sind Tannen- und Eichenbestände, aber auch ein Douglasienbestand. Neben Douglasien spielten bei der Ernte in diesem Jahr auch die Eichen ein größere Rolle.

Begehrte Höhenlagen

Ganz entscheidend bei den Beständen ist die Höhenlage. Es wird unterschieden zwischen Standorten in einer Höhe zwischen 300 bis 500 Metern und den begehrteren Bäumen, die in Höhenlagen zwischen 500 und 1000 Metern wachsen. Am Munzenberg hat Dickele jetzt einen neuen Douglasienbestand mit „Höhenzertifikat“ aufgetan.

In der Ernte des Saatguts sieht der Förster auch eine Dienstleistung an der Allgemeinheit. Positiver Nebeneffekt: Ein Kilo Douglasienzapfen oder auch Eicheln bringen etwa einen Euro ein, Tannenzapfen immerhin noch 40 Cent. Drei Spezialfirmen waren in diesem Jahr mit der Ernte beauftragt. Die sechseinhalb Tonnen Douglasienzapfen, die sie gesammelt haben, werden rund 7000 Euro in die Stadtkasse spülen. Hinzu kommen noch einmal 1100 Kilogramm Tannenzapfen.

Baumkletterer ernten

Die „Erntehelfer“ sind geübte Baumkletterer, die ohne Steigeisen auskommen, um den Baum nicht zu verletzen. Stattdessen ziehen sie sich an Seilen hoch und runter, die vorher mit einer speziellen Wurftechnik am Baum befestigt werden müssen. Manchmal, so sagt Dickele, bräuchten sie den halben Tag, bis sie oben sind.

Immerhin: Ein Baum kann bis zu 150 Kilogramm Ernte einbringen und die Kletterer werden nach Menge bezahlt. Inklusive ist dabei die hervorragende Aussicht auf den Sonnenuntergang in 40 Metern Höhe. Denn die Kletterexperten verbringen schon mal bis zu sieben Stunden auf einem Baum.

Gefährlich werden kann dies insbesondere bei Tannen, wie Dickele zu berichten weiß. Denn dort hängen die Zapfen ganz oben im dünnen Kronenbereich. Vor einigen Jahren habe sich in der Region ein tragischer Todesfall ereignet.

Bevor die Samen weiterverkauft werden, zumeist an Baumschulen oder Forstsamenunternehmen aus ganz Deutschland, findet noch eine Genanalyse statt. 15 Zapfen pro Baum werden einer besonderen Prüfung unterzogen. Erst dann gibt es ein vom Forstamt im Landkreis ausgestelltes Stammzertifikat für die Ernte, bei der eine Vielzahl von Bäumen genetische Vielfalt sicherstellen soll. Der Lohn der Mühe sind vielleicht einmal neue schöne Bestände andernorts.

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