Kandern Von „Feierabend“ bis „High Noon“

Weiler Zeitung

Bierverkostung: Zu Gast im „Markgräfler Brauwerk“/ „Ein bisschen, als ob man Hühnersuppe kocht“

Umgeben von Reben hat sich in einer historischen Scheune in Tannenkirch mitten im Markgräflerland eine kleine Brauerei niedergelassen. Und es scheint so, als hätte Inhaber Thomas Hein mit seinem „Markgräfler Brauwerk“ tatsächlich einen Nerv getroffen. Vor Anmeldungen zu Gruppenführungen jedenfalls kann er sich kaum retten.

Von Alexandra Günzschel

Kandern-Tannenkirch. Kürzlich war eine größere Gruppe vom Reitverein Fohrenhof zu Gast. Da wurde es schon ein wenig eng, als sich die Hobbyreiter um die Gär- und Lagertanks herum drängelten, um sich den Herstellungsprozess aus erster Hand erklären zu lassen.

„Feierabend“ hieß das erste Bier aus Tannenkircher Produktion, ein mildes Lager, das mittlerweile fest zum Sortiment gehört. Denn Thomas Hein und seine Frau Cathy, die im Verkauf mithilft, sind durchaus noch in der Experimentierphase. Will heißen, nicht alles, was in den sechs 1000-Liter-Tanks im Wechsel hergestellt wird, bekommt auch eine zweite Chance.

„Es ist ein bisschen so, als ob man Hühnersuppe kocht“, erklärt der spätberufene Bierbrauer. „Es gibt feste Bestandteile und Dinge, die man zumischen kann, um das Ergebnis interessanter zu machen.“ Für den „fruchtigen Antrunk“ der Sorte „Morgenrot“ etwa, ein irisches Red Ale, ist der Hopfen verantwortlich, eine kräftigere Sorte als die, die für das „Feierabend“-Bier verwendet wird.

Bisher gab es Kostenproben aus der Flasche. Jetzt dürfen sich die Teilnehmer der Führung selbst bedienen. Das „Z’Nüni“, trotz des alemannischen Namens ein belgisches Bier mit belgischer Hefe, fließt klassisch herb aus dem rechten Zapfhahn.

Craft Beer statt Pils

Aber wie kommt man auf die Idee, mitten im Markgräflerland Bier zu brauen? Die Besucher wollen es genau wissen. Hein ist Frührentner und suchte nach neuen Herausforderungen, nachdem er in diversen großen Firmen als leitender Angestellter gearbeitet hatte. Ganz bewusst hat er sich gegen die Pilsproduktion entschieden. „Davon gibt es schon zu viele“, sagt er. Das „Markgräfler Brauwerk“ sieht sich eher im Kontext des amerikanischen Craft Beer-Trends.

Dabei waren Heins erste Versuche als Bierbrauer mit einem Freund und später mit seinem Sohn alles andere als ermutigend. „Alles ist schief gegangen“, erinnert er sich. Und dennoch: Das Ergebnis war durchaus trinkbar.

Heute, um einige Erfahrungen reicher, erklärt er seinen Gästen den Brauvorgang. „Das Gerstenmalz wird geröstet. Die Farbe des Malzes ergibt später die Farbe des Bieres.“ Und auch die Malz-Menge habe einen Einfluss auf die spätere Sorte.

Mittlerweile hat sich die Gruppe zu der Sorte „Abendrot“ durchgekostet. Ein rotes Bockbier, das deutlich malziger ist als die vorherigen Sorten.

Hein erklärt, dass es 200 bis 400 verschiedene Hopfenarten gibt. Um eine gleichbleibende Konzentration sicherzustellen, verwendet er vorgefertigte Pellets statt der Dolden. Neben den vielen Aroma-Hopfen ist auch der Bitterhopfen entscheidend – er beeinflusst, wie bitter das Bier am Ende schmeckt.

Auch dafür hat Hein ein passendes Beispiel parat. Die Sorte „High Noon“ mit blauem Logo kommt in die Gläser, ein sehr hopfiges „Pale Ale“. Spätestens hier scheiden sich die Geister der Bierverkoster. Es gibt Fans und Skeptiker. Hein kennt das schon. „Alle deine Biere sind super, nur das Blaue ist furchtbar“ – das hört er öfter. Aber über Geschmack lässt sich ja bekanntlich streiten.

In der kleinen Brauerei in Tannenkirch entstehen längst wieder ganz neue Sorten.

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