Kandern Von Gärtnern gepflegte Gräber

Jutta Schütz
In Tannenkirch wurde das neue gärtnergepflegte Grabfeld eingeweiht. Foto: Jutta Schütz

Einweihung: Tannenkirch erweitert Angebot auf Friedhof. Neuer Gedenkkultur Rechnung getragen.

Kandern-Tannenkirch - Unter großer Anteilnahme der Bevölkerung – rund 50 Bürger waren gekommen – wurde das neue gärtnergepflegte Gräberfeld auf dem Friedhof in Tannenkirch eingeweiht. Platz ist für mehr als 40 Urnengräber, dazu gibt es drei Erdgräber. Der Friedhof bietet aber viel Raum für Erweiterungen, falls das Angebot angenommen wird.

Das neue Gräberfeld liegt links vom Eingang und ist zweiteilig. Bisher gibt es ein Rondell mit drei Stelen, auf denen die Namen der Verstorbenen eingetragen werden können, direkt gegenüber liegt an dem neuen geschwungenen Weg jener Bereich des Gräberfelds, auf dem Erdbestattungen möglich sind. Bepflanzt sind die Flächen mit jungen Bäumen, Sträuchern und blühenden Stauden – „auch die Friedhofsgärtner denken mittlerweile an die Insekten“, sagte Gärtnermeister Gerhard Hugenschmidt, dessen Angestellte, Gärtnermeisterin Vanessa Schmiedlin, das Gräberfeld konzipiert hat. Die Gärtnerei übernimmt auch die Grabpflege.

Der eigentliche Initiator des neuen Gräberfelds ist der Tannenkircher Gärtnermeister Rudolf Gempp. Er hatte schon vor vielen Jahren die Idee, dass man für Bürger ein neues Angebot machen müsse, berichtete Hugenschmidt. Mit seinen Vorschlägen war er an den Tannenkircher Ortschaftsrat herangetreten, der das Vorhaben unterstützte.

Vergangenes Jahr wurde das erste gärtnergepflegte Gräberfeld in der Kernstadt von Kandern eingeweiht, das Tannenkircher ist nun das zweite. „Die Beerdigungs- und Gedenkenkultur befindet sich im Wandel“, meinte Ortsvorsteher Fritz Höferlin. Was früher noch üblich gewesen sei, dass nämlich die Angehörigen die Gräber ihrer Verstorbenen pflegten, sei in Zeiten großer Mobilität, wo die Kinder oft nicht mehr vor Ort wohnten, anders geworden, erklärte er.

Das Gräberfeld sei ein Hingucker geworden, meinte der Ortsvorsteher. „Nun müssen wir schauen, wie das Angebot angenommen wird. Platz zum Erweitern gibt es reichlich“, sagte er.

Gestaltung an alten Parkanlagen orientiert

Bürgermeister Christian Renkert hielt fest, dass der „Gottesacker ein Ort des Abschieds, aber auch des Erinnerns und Gedenkens sei. „Jeder Mensch trauert individuell, das ist eine persönliche Sache“, sagte er mit dem Verweis darauf, dass man mit dem Angebot des gärtnerbetreuten Grabfelds einer vielfältigen Erinnerungskultur Rechnung tragen wolle.

Thomas Heiland, Pressereferent der Genossenschaft badischer Friedhofsgärtner, zitierte Bernhard von Clairvaux: „Den Garten des Paradieses betritt man nicht mit den Füßen , sondern mit dem Herzen“, sagte er in Anspielung auf ein Gräberfeld, das sich an alten Parkanlagen orientiert. Gräber in Reih und Glied seien nicht mehr gewünscht, bemerkte er. Und zur langfristigen Grabpflege gehöre auch jahreszeitlicher Blumenschmuck.

„Viele Menschen lassen sich anonym oder in einem Wald bestatten, wir beobachten aber immer, dass sich die Hinterbliebenen einen Ort des Trauerns wünschen, wo sie auch mal eine Blume ablegen können“, gab Hugenschmidt zu bedenken.

Pfarrerin Séverine Bacigalupo sprach mit den Worten der Dichterin Mascha Kaléko darüber, dass „das Gehen nicht halb so schmerzt wie das Bleiben“. Sie wünscht sich, dass das neue Gräberfeld auch ein Trostort werden wird.

Die Kosten für Grabpflegeangebote sind unter www.dauergrabpflege-baden.de abrufbar.

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