Kandern Von wegen nichts für Männer

Weiler Zeitung
Kurt Klein aus Tannenkirch frönt einem ungewöhnlichen Hobby und plant eine Ausstellung mit Gleichgesinnten. Foto: Ines Bode Foto: Weiler Zeitung

Hobby: Kurt Klein aus Tannenkirch hat sich der Stickkunst verschrieben / Nach kurzer Zeit die Ruhe selbst

Kurt Klein aus Tannenkirch hat ein seltenes Hobby: Seit mehr als 30 Jahren fasziniert ihn die Stick-kunst, folglich gleicht sein privates Reich einer Ausstellung. Und seitdem er offiziell als Rentner gilt, wächst der Gedanke, wieder einmal eine Hobbyausstellung mit Gleichgesinnten zu organisieren.

Von Ines Bode

Kandern-Tannenkirch. Ein Mann, konkret ein 1,85 Meter großer Hüne, der sich in der Welt der Nadeln, Garne und Stickmuster bewegt? Das überfordert offenbar den Erwartungshorizont vieler Leute. Die Geschichten, die Kurt Klein erzählen kann, zeugen davon.

Als Mittzwanziger etwa betrat er ein Lörracher Lädele, und der Blick der Verkäuferin verriet, dass sie der Ansicht war, dass sich da wohl jemand verirrt habe. Schließlich fragte sie, ob er denn meine, dass die ausgesuchten Dinge der Angetrauten gefallen werden?

Oder die erste Begegnung der Liebsten mit ihrer späteren Schwiegermutter: Sie habe am Kaffeetisch gesessen und die gestickte Decke gelobt, erinnert sich Bärbel Klein. Erstaunt erfuhr sie, dass ihr Schwarm das akkurate Werk fabriziert hatte.

Kurt Klein wuchs zwar mit drei Brüdern auf, doch deren typische männliche Freizeitbeschäftigungen sagten ihm nicht zu. Dafür „gumpte mir eines Tages Mutters Stickerei ins Äug“. Sein Interesse wuchs, er besorgte sich Rahmen und Vorlagen, begann „unspektakuläre“ Muster zu sticken. Seine Premiere endete in einem Blumenbild, aus heutiger Sicht ein nostalgisches Glanzstück, das man einem Burschen wie ihm nicht zugetraut hätte.

In der Anfangszeit gab es noch keine feste Richtung, los ging’s mit „Blumen, Vögeln, Bauernhof“, lacht er. Jedoch stellten sich mit wachsender Erfahrung Tendenzen ein, wie facettenreiche Bilderwände belegen.

Passion für Indianerfiguren

Hinzu kamen Favoriten, etwa maritime Motive wie Leuchttürme und Schiffe. Letztere schaukeln so authentisch in hoher See, dass man ihren Untergang befürchtet. Eine weitere Passion fand Klein in der Figur des Indianers. „Das erklärt sich mit jahrelangem Lesestoff.“

Die Inspiration nährten zudem Ausstellungen in Karlsruhe und Zürich, an seiner Seite „Beraterin Bärbel“. Sie wisse meist, was ihn begeistern könnte, machte ihm gar das „Blaue Pferd“ von Franz Marc schmackhaft, heute ein Hingucker im Wohnzimmer.

Den Ausflügen zur Inspiration folgten stets Taten. Dabei kam etwa die imposante Abbildung des geschichtsträchtigen Häuptlings Mato-tope heraus – oder auch ein überdimensionales „Schachbrett“.

Das in Lila-Tönen gehaltene Mammutwerk im extrem feinen Spannstich hat einen Ehrenplatz über dem Sofa. Den Blickpunkt der räumlichen Darstellung nimmt die „Königin“ ein, der Spieler in Miniformat am Brettrand ist kaum noch sichtbar.

Mit dieser Rollenverteilung habe er kein Problem, sagt Klein. Die Hauptsache für ihn, der beruflich einen Posten bei der Lörracher Firma „Milka“ hatte, sei das „Runterkommen“. „Nach einer Viertelstunde bin ich die Ruhe selbst.“

Irgendwann habe er aufgehört, seine Exponate zu zählen, aber Bärbel Klein ist sicher, dass zwei Zentner Garn im Haus hängen. 364 Nuancen gebe es heute, das Sticken ist nach wie vor angesagt, und auch Klein habe noch viele Ideen. Wenn er im Garten sitze, Betrachtungen anstelle, sein Pfeifchen genieße, dann gehe ihm oft ein Licht auf.

Auffallend andersartig ist das jüngste Vorhaben von Kurt Klein. „Mit der Perspektive befinde ich mich in Phase drei.“ Stickvorlagen entwirft er inzwischen selber, und aktuell ist noch nicht absehbar, wie die Sache endet – wer ihn besucht indes weiß, es kann sich nur um ein neues Meisterwerk handeln.

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