Tatsächlich wäre Landrätin Marion Dammann auch bereit gewesen, eine entsprechende Eilentscheidung zu treffen. Nach einem Schriftwechsel mit Thorsten Krenz, Landesbevollmächtigter der DB AG für Baden-Württemberg, wird der Landkreis dieses Zeitfenster nun aber verstreichen lassen.
Fahrt im Gegenverkehr eine fahrplantechnische Herausforderung
Hintergrund dieser Entscheidung ist der Umstand, dass der ideale Ort für die Weiche offenbar noch nicht gefunden ist. Sie soll die Kandertal-S-Bahn später einmal auf die Nahverkehrstrasse der Rheintalbahn leiten, wo sie zweieinhalb Kilometer im Gegenverkehr fahren muss. Die Bahnexperten Klenert und Martin Sacher sahen darin vor allem eine fahrplantechnische Herausforderung, aber kein Problem.
Beinahe 20 Jahre alt ist die Diskussion um die Kandertal-S-Bahn, wie unter anderem Josha Frey zu berichten wusste, der sich von Anfang an dafür stark gemacht hatte.
Um den Anschluss wieder herzustellen, hofft man beim Zweckverband Kandertalbahn weiter auf einen Kunden, der die Trasse für den Transport von Gütern aus dem Kandertal nutzen will, wie Oberster Betriebsleiter Jürgen Lange ausführte. In diesem Fall müsste nicht der Zweckverband die Kosten tragen, der den Anschluss für den Betrieb der Museumsbahn gar nicht benötigt.
Wegen jährlich zu erwirtschaftenden Kosten in Höhe von 33 600 Euro hatte der Verband vor knapp zwei Jahren auf die Wiederherstellung eines Anschlusses an die Rheintalbahn verzichtet. Die Weiche sei quasi schon bestellt gewesen, erinnerte sich Klenert.
Derweil liegt die Machbarkeitsstudie des Landkreises und der anliegenden Gemeinden zur Reaktivierung, die vom Land bezuschusst wird, in den letzten Zügen. Erster Landesbeamter Ulrich Hoehler kündigte eine Fertigstellung im Juli an. Die Studie enthält Aussagen sowohl zur technischen Machbarkeit als auch zur prognostizierten Kosten-Nutzen-Analyse. Integriert sei zudem ein Buskonzept, erklärte Hoehler. Dies ermögliche Vergleichsaussagen.
Andreas Schwarz bezeichnete die Bahn als ein hervorragendes und ökologisches öffentliches Verkehrsmittel und zollte den vielen Mitstreitern für die S-Bahn Respekt. Er sah das Projekt auch in Verbindung mit der schwierigen Wohnungssituation vor Ort.
Die wachsende Bevölkerung sprach auch Frey abschließend an. In dem S-Bahn-Projekt sieht er eine Maßnahme gegen den Infrastrukturrückgang in den Tälern.